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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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klassizistischen Bauten entfaltete einen Zauber, dem sich Forss nicht entziehen konnte. In der Winterluft lag ein blauer Schimmer, als würde die Stadt aus sich heraus leuchten. Hier sieht es aus wie an der Alster in Hamburg, dachte sie. Nur schöner. Die Fahrt nach Lidingö dauerte eine gute halbe Stunde.
    Der Familiensitz der Lönns, in dem die verwitwete Hildegard Hedingks wohnte, war eine stattliche dreistöckige Sandsteinvilla aus dem 19. Jahrhundert mit Blick auf den Lilla Värtan, den schmalen Sund, der die Insel von Stockholm trennte. Als Nyström über das mattgraue Wasser schaute, sah sie im Schneetreiben eine der großen, weißen Fähren nach Talinn, Riga oder Helsinki vorüberziehen. Ein Schiff wie ein Eisberg, dachte sie.
    Trotz ihres Daunenmantels fröstelte sie, sobald sie aus dem Taxi gestiegen waren. Ein eindrucksvolles gusseisernes Tor verschloss die breite Einfahrt zu dem Anwesen. An einem der mannshohen Torpfeiler befanden sich eine Klingel und eine moderne Gegensprechanlage sowie das Emblem einer bekannten Wachgesellschaft. Irgendwann werden uns die privaten Securitydienste ablösen, ging es ihr durch den Kopf. Sie klingelte, lächelte und hielt ihre Polizeimarke in das Objektiv der Videokamera. Wenigstens hatten sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Unerwartet laut rumpelte das Tor zur Seite.
    »Könnte ein Tröpfchen Öl vertragen«, murmelte Forss.
    Sie gingen auf dem knirschenden Kies zum Haus. Eine breite, neunstufige Treppe führte zu einer doppelflügeligen Tür. Erneut betätigten sie eine Klingel. Tief im Inneren des Hauses war das gedämpfte Läuten einer schweren Glocke zu hören. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Vor ihnen stand ein uniformiertes Dienstmädchen in schwarzem Rock und weißer Schürze. Das junge Mädchen war sehr klein, sein dunkler Scheitel ging Nyström gerade einmal bis zur Brust, und sie hätte die junge Frau als Filipina eingeordnet, aber als sie sprach, dröhnte ihr breiter Dalarna-Dialekt in der marmornen Eingangshalle. Es war also das Mädchen, mit dem sie bereits telefoniert hatte.
    »Sie wünschen, bitte?«
    Ihre weit aufgerissenen Augen flackerten.
    »Wir sind von der Polizei. Wir möchten gerne mit Hildegard Hedingks sprechen«, sagte Nyström bestimmt.
    »Ich weiß nicht, ob die Dame des Hauses abkömmlich ...«
    »Du kannst dir sicher sein, sie ist es. Wenn du uns jetzt bitte zu ihr führen könntest.«
    »Dann kommen Sie herein.«
    Siezen, dachte Nyström, Dame des Hauses, abkömmlich sein. Na dann.
    Verunsichert lächelte das Mädchen. Nyström schätzte es auf höchstens siebzehn Jahre. Forss verkniff sich ein Grinsen. Sie hatte eine Ahnung, was da in den Augen der Teenagerin geflackert hatte, denn der Geruch, der das Mädchen umgab, war schwach, aber unverwechselbar.
    Sie folgten der jungen Asiatin durch eine Art Galerie und mehrere weitläufige, hohe Räume. Die Sohlen von Forss’ Winterstiefeln quietschten so unangenehm auf dem gewienerten Parkettboden, dass es Nyström in den Ohren schmerzte. Die Kleine führte sie in einen Wintergarten, der mit Korbmöbeln eingerichtet und Kakteen dekoriert war. In einem der Sessel saß Hildegard Hedingks.
    Ihr gesellschaftlicher Stand umgab die Frau wie eine Corona auf einem mittelalterlichen Heiligengemälde; ihre Sitzhaltung war makellos, der Schwung ihrer schmalen Lippen verriet Führungsstärke oder zumindest eine sehr gute Kosmetikerin. Falls sie vom Besuch der Polizistinnen überrascht war, so ließ sie es sich nicht anmerken, ihr Blick war der einer Frau, die es gewohnt war, ihren Willen durchzusetzen. Mit einem kaum merklichen Nicken forderte sie die Kommissarinnen auf, Platz zu nehmen. Das Dienstmädchen nahm Nyströms Daunen- und Forss’ Lodenmantel in Empfang und verschwand damit. Die Frauen setztensich.
    »Eine Polizistin aus Småland macht sich auf den weiten Weg in die große Stadt Stockholm, um eine alte Frau zu besuchen. Was verschafft mir diese Ehre?«
    Die Begrüßung war mit wohlkalkulierter Herablassung formuliert. Hedingks’ dünne Lippen verzogen sich zu einem feinen Lächeln, das ihre grauen Augen nicht erreichte.
    4
    Hugo Delgado hatte nie eine besondere Abneigung gegen Kylie Minogue gehabt, aber das begann sich gerade zu ändern. Er hatte in den letzten zwei Tagen einfach zu viele Stunden in der Telefonwarteschleife des britischen Ministry Of Defence gehangen. Dieses Can’t get you out of my head bekam er einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dabei kamKylie gar nicht aus

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