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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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England, sondern aus Australien.
    Als Evert Johansson, der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der südschwedischen Schmetterlingsfreunde, im Polizeipräsidium eintraf, war Delgado dankbar, für eine Weile von seinem Computer und dem Telefon loszukommen. Er empfing den Mann im Besprechungszimmer.
    Wie Anette Hultin ihm mitgeteilt hatte, war Johanssonein Pensionär aus Jönköping, und genauso sah er auch aus. Er trug einen sandfarbenen Campinghut und über seinemkarierten Flanellhemd eine Art Anglerweste in derselben Farbe. Am Revers seines Hemdes war ein dünnes, silbernes Kreuz befestigt. Jönköping war die Hauptstadt des schwedischen bible belt . Ich wette zehn zu eins, dass er einen dieser Fischaufkleber am Auto hat, dachte Delgado, nicht weil er ein Angler wäre, sondern weil er die Botschaft Jesu Christi in die Welt hinaustragen möchte. Mit einem Fisch über der Stoßstange.
    Fünf Minuten später schämte sich Delgado für seinen Sarkasmus. Evert Johansson erwies sich als freundlich und auskunftsbereit, und, was noch besser war, er hatte selbst gebackene Brötchen mit Sahnefüllung mitgebracht. Es gibt sie also doch noch, die traditionelle schwedische Küche, dachte Delgado.
    Johansson zeigte sich sehr betroffen von Frosts Tod. »Unbegreiflich« war das Wort, das er mehrmals benutzte. »Es ist für uns alle unbegreiflich.« Delgado nahm an, dass mit »uns alle« die südschwedischen Schmetterlingsfreunde gemeint waren.
    »Sein Tod ist ein schwerer Verlust, Balthasar war etwas Besonderes. Als Mensch und als Schmetterlingsfreund, weißt du? Was er geschaffen hat, sein Schmetterlingshaus da draußen im Wald, das ist etwas wirklich Spezielles.«
    »Inwiefern? Weil das Glashaus so groß ist?«
    »Die Größe des Tropenhauses spielt natürlich auch eine bestimmte Rolle, denn sie schafft die Voraussetzungen. Aber wirklich beeindruckend ist die Artenvielfalt, mit der Balthasar gearbeitet hat. Und dass er wirklich exotische Falter gezüchtet hat, mitten im Småland! Um die Möglichkeiten, die er da hatte, haben ihn viele beneidet, und natürlich um die Preise, die er damit gewonnen hat. Er hat drei Jahre in Folge den Admiral eingeheimst.«
    »Den Admiral?«
    »Ja, erstaunlich, nicht wahr?«
    »Nein, ich meine, was ist der Admiral?«
    »Ach so, natürlich, woher sollst du das wissen? Der Admiral ist die höchste Auszeichnung, die in Skandinavien für Schmetterlingszuchterfolge verliehen wird.«
    Delgado nahm sich eine zweite Sahnesemmel. Sie waren wirklich hervorragend. Was für ein Unterschied zu den Dingern aus dem Supermarkt!
    »Und das mit dem Neid, wie tief ging das denn?«
    Evert Johansson sah jetzt ein wenig erschrocken aus.
    »Was für Neid?«
    »Du hast eben gesagt, dass er von vielen beneidet wurde. Wegen seiner guten Voraussetzungen und den Erfolgen, die er hatte.«
    »Aber ... Nein! Das war doch nur so eine Redensart.«
    Johansson zögerte.
    »Und Neid heißt auch nicht gleich Mord, oder? Ich meine, sicher gibt es den ein oder anderen, der gerne Balthasars Möglichkeiten gehabt hätte. Aber deshalb ... Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Weißt du, wir Schmetterlingsfreunde sind eine große, friedliebende Familie. Deshalb interessieren wir uns ja für Schmetterlinge. Wenn wir aggressiv wären, dann hätten wir doch Jäger oder Boxer oder Eishockeyspieler werden können, oder?«
    »Er hatte also keine Feinde innerhalb eurer Community?«
    »Community?«
    »Unter euch Schmetterlingsfreunden, meine ich.«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Wir nennen uns ja auch Schmetterlings freunde und nicht Schmetterlings feinde .«
    Johansson grinste. Offensichtlich fand er sein Wortspiel gelungen.
    Delgado grinste auch. Aber nur, weil er fand, dass er Johansson etwas für die Sahnesemmeln schuldig war.
    »Hat er dir gegenüber jemals erwähnt, dass er erpresst wurde?«
    5
    Nyström setzte ihr einnehmendes Lächeln auf und stellte sich und Forss umständlich vor. Sie gab sich keine Mühe, ihr Småländisch zu verbergen, im Gegenteil. Sie entschuldigte sich für das unangemeldete Auftauchen und lobte das beeindruckende Haus und das geschmackvolle Ambiente. Dann schob sie der alten Frau mit einer langsamen Bewegung das Foto von der Beerdigung ihres Vaters über die Glasplatte des Tischs. Hildegard Hedingks griff nach dem Foto und sah es sich an.
    »Was macht ein Bild eures Familiengrabs im Fotoalbum eines ermordeten homosexuellen Schmetterlingszüchters? Das ist die Frage, die uns auf unserem

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