Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Feh­ler un­ter­läuft, ist nicht nur er er­le­digt. Dann kann es näm­lich ge­sche­hen, daß es der ge­sam­ten Mensch­heit an den Kra­gen geht. Was hät­ten Sie ge­tan?«
    Ich hol­te tief Luft, un­ter­drück­te ei­ne Ver­wün­schung und er­klär­te:
    »Noch zwei- bis drei­mal ge­schal­tet. Wenn die Bank dann nicht an­ge­sprun­gen wä­re, hät­te ich je­de ver­strei­chen­de Se­kun­de als Kost­bar­keit an­ge­se­hen, denn Kli­ma­an­la­ge und Was­ser­för­der­pum­pe be­deu­ten auf ei­nem luft­lee­ren, hit­ze­glü­hen­den Him­mels­kör­per das Le­ben.«
    »Aha! Das woll­te ich wis­sen. Und, Kon­nat, das soll­te Nor­mans auch wis­sen! Okay, wie hät­ten Sie den Scha­den zu be­he­ben ver­sucht?«
    »Sa­gen Sie mal – wer ist hier ei­gent­lich der Prüf­ling?« fuhr ich ihn er­bost an. »Be­en­den Sie den Test, oder ich wer­de Nor­mans Druck­helm per­sön­lich öff­nen.«
    »Das kön­nen Sie so­fort tun. Er hat nur noch zwei Mi­nu­ten. Nach mei­ner Er­fah­rung!« füg­te er ge­dehnt hin­zu. »Wie hät­ten Sie sich ge­hol­fen?«
    »Le­bens­er­hal­tungs­tor­nis­ter ab­klem­men, an den fle­xiblen Ver­bin­dun­gen zur Sei­te in Reich­wei­te zie­hen, den an­ge­bro­che­nen Schal­ter aus der Hal­te­rung rei­ßen. Draht­ver­bin­dun­gen lo­ckern, mit dem Sei­ten­schnei­der aus Kom­bi­gür­tel durch­tren­nen und blan­ke Dräh­te kurz­schlie­ßen. Dann wä­re die Strom­bank an­ge­lau­fen. So, und jetzt hel­fe ich dem Op­fer Ih­rer sa­dis­ti­schen Ge­lüs­te.«
    »Las­sen Sie es sein. Der Me­do-Glei­ter kommt schon«, hielt er mich zu­rück. Er deu­te­te über die Schul­ter.
    Ein Luft­kis­senglei­ter der GWA-Zen­tra­le »Ogui­let el Ham­ra« jag­te mit heu­len­den Tur­bi­nen den Ge­röll­hang hin­auf. In der Luft er­blick­te ich zwei große Hub­schrau­ber des Ret­tungs­diens­tes.
    »Sie dach­ten doch wohl nicht, wir hät­ten Nor­mans leicht­fer­tig in die Höl­le der Wüs­ten­ber­ge ge­schickt? Er trägt ge­nug Mi­kro­sen­so­ren am Kör­per, um je­der­zeit aus fünf­zig Mei­len Ent­fer­nung pein­lich ge­nau un­ter­sucht wer­den zu kön­nen. Jetzt wird es Zeit. Der Kreis­lauf bricht zu­sam­men. Nein, blei­ben Sie hier!«
    Er hielt mich ge­walt­sam am Arm fest. Ich faß­te ihn wü­tend an der Ver­schluß­leis­te sei­ner Kom­bi­na­ti­on, lüf­te­te ihn an und – stell­te ihn wie­der auf die Bei­ne.
    Sku­pin lach­te. Es klang wie ein Bel­len.
    »Groß­ar­tig. Das nen­ne ich Selbst­be­herr­schung. Wis­sen Sie, Ge­ne­ral, für einen Mann, der so ge­baut ist wie Sie, be­deu­tet es ei­ne Klei­nig­keit, einen dür­ren Bur­schen mei­ner Art ge­gen den nächs­ten Fels­block zu schleu­dern. Nor­mans hat das auch schon ge­lernt; die Be­herr­schung, mei­ne ich. Das kann er! Da er aber Ihr Dou­ble ist, das Ih­nen nicht nur äu­ßer­lich son­dern auch im Denk­ver­mö­gen glei­chen soll, kann er sich Fehl­re­ak­tio­nen wie mit dem Schal­ter nicht er­lau­ben. Schön, wir ha­ben ei­ne Soll­bruch­stel­le ein­ge­baut. Das Kunst­stoff­ge­häu­se muß­te beim kleins­ten Aus­rut­scher zer­bre­chen. Aber ge­nau das war un­se­re Ab­sicht. Er hat sich nicht zu hel­fen ge­wußt, son­dern ist wie ein stumpf­sin­ni­ger Ur­mensch, der nur sei­nen Kräf­ten ver­traut, auf die ret­ten­de Kup­pel zu­mar­schiert. Sir, das kann sich der Er­satz­dar­stel­ler des GWA-Schat­tens HC-9 nicht er­lau­ben. Gre­gor Gor­ss­kij, zum Bei­spiel, wür­de ein der­ar­ti­ger Ver­sa­ger so­fort auf­fal­len. Das wird von Spit­ze­n­agen­ten der GWA er­war­tet. Ver­ste­hen wir uns jetzt bes­ser?«
    Ich ant­wor­te­te nicht. Aus bren­nen­den Au­gen starr­te ich zu den Me­di­zi­nern hin­über. Sie hat­ten Nor­mans Helm ge­öff­net. Hoch­druck­sprit­zen zisch­ten.
    Die Son­ne brann­te er­bar­mungs­los. Über dem öden Ge­bir­ge hing ein sicht­ver­zer­ren­der Dunst- und Hit­ze­schlei­er.
    »Na al­so, er schimpft schon wie­der«, ver­nahm ich Sku­pins Stim­me. »War­ten Sie noch zehn Mi­nu­ten. Das Ac­ti­vi­nol bringt ihn blitz­ar­tig auf die Bei­ne.«
    Ich ging schwei­gend über die Ge­röll­hal­de hin­weg. Sku­pin folg­te mir, jetzt aber schwei­gend.
    Mo­ris J. Nor­mans’ Ge­sicht wur­de so­eben

Weitere Kostenlose Bücher