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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­las­sen kön­nen. Soll ich Ih­nen et­was pro­phe­zei­en? Oder ha­ben Sie mei­ne Ge­dan­ken be­reits er­faßt?«
    Er mus­ter­te mich, aber nicht arg­wöh­nisch wie an­de­re Leu­te. Eher mit ei­ner Spur von Neu­gier­de.
    »Nein, Sa­my, ich bin ein an­stän­di­ger Te­le­path. Woll­ten Sie das hö­ren?«
    »Kön­nen Sie ei­gent­lich nicht Ih­re ver­damm­te Iro­nie un­ter­drücken?«
    »Seit wann ha­ben Sie denn Ner­ven? Ich er­in­ne­re mich an einen großen, un­be­hol­fe­nen Lau­se­jun­gen mit schweiß­feuch­ten Blond­haa­ren, tau­send Som­mer­spros­sen und ei­nem ver­le­gen wir ken­den Grin­sen. Das wa­ren Sie. Den Mum­men­schanz nann­ten Sie ›Pa­rap­si-Test‹ und sich selbst be­zeich­ne­ten Sie als Tes­ter. Was soll al­so die Fra­ge mit der Pro­phe­zei­ung? Na­tür­lich will ich sie hö­ren. Ich bin näm­lich si­cher, daß sie mit mei­nen Über­le­gun­gen über­ein­stimmt.«
    »Sie sind ja noch ziem­lich nor­mal«, mein­te er. »Kon­nat, wenn wir von au­ßer­ir­di­schen In­tel­li­gen­zen we­nigs­tens ein Jahr lang in Ru­he ge­las­sen wer­den, wird die IAK plat­zen. Man hat tau­send­fäl ti­ge In­ter­es­sen, die …«
    »Egois­ti­sche In­ter­es­sen«, un­ter­brach ich ihn.
    »So ist es. Teich­burg ha­ben Sie schon ge­gen Ih­ren Wil­len ent­larvt. Das hat sich her­um­ge­spro­chen. Man ist mit Ih­nen und Han­ni­bal Utan nicht mehr ein­ver­stan­den. Wir wis­sen, daß im­mer mehr Leu­te, die es drin­gend nö­tig ha­ben, ih­re ge­heims­ten Ge­dan­ken und Ab­sich­ten für sich zu be­hal­ten, in Ih­nen ei­ne aku­te Ge­fahr se­hen.«
    »Ich dach­te ei­ne chro­ni­sche.«
    »Das auch, vor­erst aber akut. Aku­te Krank­hei­ten be­han­delt man je­doch schnell und ge­zielt. Ich bin da­her da­ge­gen, daß man Nor­mans an die Front schickt. Er ist ein gu­ter, schnel­ler und in­tel­li­gen­ter Mann, aber er ist kein Te­le­path. Ihm blei­ben bei Ge­fah­ren al­ler Art nur sein na­tür­li­cher In­stinkt und sei­ne Re­ak­ti­ons­schnel­lig­keit.«
    »Des­halb ha­ben wir ihn bis aufs Blut ge­schun­den. Er schießt schnel­ler als ich.«
    »Als ob es dar­auf an­käme«, fauch­te er mich an.
    Ich lach­te. Was blieb mir sonst üb­rig?
    »Hö­ren Sie, Kon­nat, so geht es nicht. Sie kön­nen Nor­mans nicht auf der Schlacht­bank der viel­fäl­ti­gen Welt­in­ter­es­sen op­fern. Oder …?«
    Er blieb ste­hen und mus­ter­te mich aus ver­eng­ten Au­gen. Ich such­te sei­nen Blick.
    »Sa­gen Sie es nicht, Sa­my; spre­chen Sie es nicht aus!« warn­te ich. »Nein, ich ha­be nicht in Ih­ren Ge­dan­ken ge­le­sen. Aber ich weiß, daß Sie sich eben­falls mit der über­all kur­sie­ren­den Pa­ro­le von Camp Höl­len­tor be­schäf­ti­gen. Da­nach ha­ben wir Nor­mans her­an­ge­züch­tet, in der Hoff­nung, daß er von den Geg­nern der bei­den GWA-Te­le­pa­then um­ge­bracht wird. In­fol­ge­des­sen könn­ten Utan und ich spur­los ver­schwin­den und von nun an in al­ler Heim­lich­keit ar­bei­ten, nicht wahr? Selbst ein Geg­ner wie Gor­ss­kij, der mir we­gen sei­ner of­fe­nen Mei­nungs­äu­ße­rung we­sent­lich lie­ber ist als der aal­glat­te Mar­schall Pri­mo Zeglio – selbst Gor­ss­kij wür­de be­ru­higt sein. Nichts von dem stimmt, Sa­my! Dar­auf ge­be ich Ih­nen mein Wort. We­der der Al­te noch ich wür­den einen Mann für die­sen schmut­zi­gen Zweck op­fern. Wir sind kei­ne Mör­der.«
    »Noch nicht, es scheint so«, er­klär­te er zö­gernd. »In Ord­nung, es war nur ei­ne Fra­ge. Sie soll­ten aber zu­ge­ben, daß die so­ge­nann­te ›La­tri­nen­pa­ro­le‹ ei­ne teuf­li­sche Lo­gik bein­hal­tet.«
    »Sie den­ken wie ein Arzt und wie ein an­stän­di­ger Mensch, Sa­my«, seufz­te ich. »Mei­nen Sie nicht, daß ein sol­ches Vor­ha­ben, selbst wenn wir es aus­ge­klü­gelt hät­ten, jetzt schon zum Schei­tern ver­ur­teilt wä­re? Oder glau­ben Sie et­wa, das Ge­rücht wür­de nicht sei­nen Weg zu den an­de­ren Ge­heim­diens­ten fin­den? Nor­mans ist so si­cher wie in Abra­hams Schoß. Nie­mand bringt ihn um, denn nie­mand kann wis­sen, ob ich es bin oder mein Dou­ble. Be­sei­tigt man aber das Dou­ble, bin ich end­gül­tig auf der Hut. Klingt das lo­gisch?«
    »Über­haupt nicht«,

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