Spätkontrolle aufschlussreich
verlassen können. Soll ich Ihnen etwas prophezeien? Oder haben Sie meine Gedanken bereits erfaßt?«
Er musterte mich, aber nicht argwöhnisch wie andere Leute. Eher mit einer Spur von Neugierde.
»Nein, Samy, ich bin ein anständiger Telepath. Wollten Sie das hören?«
»Können Sie eigentlich nicht Ihre verdammte Ironie unterdrücken?«
»Seit wann haben Sie denn Nerven? Ich erinnere mich an einen großen, unbeholfenen Lausejungen mit schweißfeuchten Blondhaaren, tausend Sommersprossen und einem verlegen wir kenden Grinsen. Das waren Sie. Den Mummenschanz nannten Sie ›Parapsi-Test‹ und sich selbst bezeichneten Sie als Tester. Was soll also die Frage mit der Prophezeiung? Natürlich will ich sie hören. Ich bin nämlich sicher, daß sie mit meinen Überlegungen übereinstimmt.«
»Sie sind ja noch ziemlich normal«, meinte er. »Konnat, wenn wir von außerirdischen Intelligenzen wenigstens ein Jahr lang in Ruhe gelassen werden, wird die IAK platzen. Man hat tausendfäl tige Interessen, die …«
»Egoistische Interessen«, unterbrach ich ihn.
»So ist es. Teichburg haben Sie schon gegen Ihren Willen entlarvt. Das hat sich herumgesprochen. Man ist mit Ihnen und Hannibal Utan nicht mehr einverstanden. Wir wissen, daß immer mehr Leute, die es dringend nötig haben, ihre geheimsten Gedanken und Absichten für sich zu behalten, in Ihnen eine akute Gefahr sehen.«
»Ich dachte eine chronische.«
»Das auch, vorerst aber akut. Akute Krankheiten behandelt man jedoch schnell und gezielt. Ich bin daher dagegen, daß man Normans an die Front schickt. Er ist ein guter, schneller und intelligenter Mann, aber er ist kein Telepath. Ihm bleiben bei Gefahren aller Art nur sein natürlicher Instinkt und seine Reaktionsschnelligkeit.«
»Deshalb haben wir ihn bis aufs Blut geschunden. Er schießt schneller als ich.«
»Als ob es darauf ankäme«, fauchte er mich an.
Ich lachte. Was blieb mir sonst übrig?
»Hören Sie, Konnat, so geht es nicht. Sie können Normans nicht auf der Schlachtbank der vielfältigen Weltinteressen opfern. Oder …?«
Er blieb stehen und musterte mich aus verengten Augen. Ich suchte seinen Blick.
»Sagen Sie es nicht, Samy; sprechen Sie es nicht aus!« warnte ich. »Nein, ich habe nicht in Ihren Gedanken gelesen. Aber ich weiß, daß Sie sich ebenfalls mit der überall kursierenden Parole von Camp Höllentor beschäftigen. Danach haben wir Normans herangezüchtet, in der Hoffnung, daß er von den Gegnern der beiden GWA-Telepathen umgebracht wird. Infolgedessen könnten Utan und ich spurlos verschwinden und von nun an in aller Heimlichkeit arbeiten, nicht wahr? Selbst ein Gegner wie Gorsskij, der mir wegen seiner offenen Meinungsäußerung wesentlich lieber ist als der aalglatte Marschall Primo Zeglio – selbst Gorsskij würde beruhigt sein. Nichts von dem stimmt, Samy! Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Weder der Alte noch ich würden einen Mann für diesen schmutzigen Zweck opfern. Wir sind keine Mörder.«
»Noch nicht, es scheint so«, erklärte er zögernd. »In Ordnung, es war nur eine Frage. Sie sollten aber zugeben, daß die sogenannte ›Latrinenparole‹ eine teuflische Logik beinhaltet.«
»Sie denken wie ein Arzt und wie ein anständiger Mensch, Samy«, seufzte ich. »Meinen Sie nicht, daß ein solches Vorhaben, selbst wenn wir es ausgeklügelt hätten, jetzt schon zum Scheitern verurteilt wäre? Oder glauben Sie etwa, das Gerücht würde nicht seinen Weg zu den anderen Geheimdiensten finden? Normans ist so sicher wie in Abrahams Schoß. Niemand bringt ihn um, denn niemand kann wissen, ob ich es bin oder mein Double. Beseitigt man aber das Double, bin ich endgültig auf der Hut. Klingt das logisch?«
»Überhaupt nicht«,
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