Spätkontrolle aufschlussreich
mußte sich dagegen der technischen Ultralichtverstärkung bedienen, um überhaupt etwas sehen zu können. Zusätzlich zu dieser optischen Orientierungsmöglichkeit erhielten wir noch ein klares, farbechtes und dreidimensionales Abbild der Umgebung durch die marsianischen Bildschirme. Die Schrecken der luftleeren Einöde auf der Rückseite des Mondes gehörten der Vergangenheit an.
Hannibal sprach keinen Ton. Er lag in seinem weit zurückgeklappten Sitz und konzentrierte sich auf Normans Gehirnimpulse. Zwei Dinge auf einmal konnte er nicht durchführen.
Der Gleiter glitt mit geringer werdender Fahrt über schroffe Bodenerhebungen und plötzlich auftauchende Abgründe hinweg. Es war phantastisch, wie mühelos man mit einem solchen Fahrzeug dieses unwegsame Gelände bezwingen konnte.
»Konnat …«
»Was ist? Schon wieder Bedenken?«
»So viele, wie sie ein Dreivierteltoter haben kann. Normans’ Impulse wurden vor etwa viereinhalb Stunden erstmals ausgemacht. Es ist jetzt acht Uhr und fünf Minuten. Weshalb, frage ich Sie, hat man sich nicht längst um den angeblichen Flüchtling gekümmert? Weshalb wartet der Atlanter so lange?«
»Viel länger hätte er nicht mehr gewartet. Framus – zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Dinge, die ich selbst noch nicht entwirrt habe.«
»Sie haben aber einen bestimmten Plan. Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort zwischen den Zähnen herausziehen. Mich zwingt die Logik, nach der Ursache zu fragen. Ist Normans als Ihr Double identifiziert worden? Hat man ihn laufen lassen mit dem Ziel, den echten HC-9 herbeizulocken?«
»Das werden wir sehen, sobald wir Normans erreicht haben. Wenn man dann nicht eingreift, können wir aufgeben. Allison, das ist unsere einzige Chance! Oder wie wollen Sie sonst an den Fremden herankommen? Durch den Schutzschirm tauchen?«
»Darauf verzichte ich gern. Da ist Ihre verdammte Klippe.«
Als die Maschinerie wieder zornig aufbrummte und der Prallkissengleiter endgültig angehalten wurde, meldete sich Hannibal über Kabelfunk.
»Vorsicht! Normans liegt flach und möglichst reglos. Er spart Sauerstoff. Er kann nicht mehr laufen, oder er erstickt in einer Viertelstunde. Jetzt kommen klare Impulse durch. Er konzentriert sich auf uns. Er hat vor, sich in den nahen Schirmbereich zu retten. Er hofft, dort wieder aufgenommen zu werden.«
Allison stieß eine Verwünschung aus. Ich sprang bereits vom Wagen, in der Hoffnung, daß mein kleiner Ausflug unbemerkt bleiben würde.
Der Wagen befand sich in voller Sichtdeckung zum nahen Energieschirm.
Ich rannte mit weiten Sprüngen den Steilhang hinauf, klammerte mich an der Zinne der Basaltklippe fest und deponierte dort die marsianische Bombe.
Ihr Zündmechanismus war uns unbekannt. Wir hatten diese Waffen erst kürzlich in einem der zahllosen Arsenale entdeckt und ihre Geheimnisse noch nicht enträtseln können.
Immerhin hatten GWA-Experten einen Test unternommen. Sie hatten eine Bombe dieser Art aus großer Entfernung mit einem marsianischen Hochenergiestrahler beschossen und sie zur Reaktion gebracht. Es war grauenhaft gewesen!
Sie hatte jegliche Materie aufgelöst und lediglich eine graue Staubmasse hinterlassen.
Ich dachte nicht daran, die stabförmige und nur handlange Konstruktion irgendwie zu verankern. Hier gab es weder Stürme noch Bodenerschütterungen, die sie aus der kleinen Felsmulde hätten herausschleudern können.
Augenblicke später erreichte ich wieder den Gleiter. Die linke Scharnierklappe in der Radioplastabdeckung stand weit offen.
Ich zwängte mich hindurch, schob den Kabelstecker in die Außenbuchse meines Funkhelmes und
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