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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ge­schütz­rohr des lang­sam her­an­fah­ren­den Mar­span­zers ver­riet mir al­les. Ein Blick auf die spi­ra­li­ge und dann trich­ter­för­mig aus­lau­fen­de Mün­dung be­wies, daß es sich da­bei nicht um ei­ne Pa­ra­ly­se­waf­fe mit ner­ven­scho­cken­der Wir­kung han­del­te. Das war der Tod in der Form ei­nes ul­trab­lau­en Ther­mo­strahls.
    Se­kun­den zu­vor hat­te ich ei­ne et­wa zwei Me­ter brei­te Ba­salt­schlucht über­sprun­gen. Dann war ich einen Steil­hang hin­ab­ge­glit­ten, um den noch zwan­zig Me­ter ent­fern­ten, in gu­ter De­ckung ab­ge­stell­ten Glei­ter er­rei­chen zu kön­nen.
    Die­se so­eben über­wun­de­ne Schlucht war mein in­stink­ti­ves Ziel. Dort muß­te ich hin­ein.
    Ich spür­te, daß die ge­rin­ge Mond­schwer­kraft von mei­ner über­be­an­spruch­ten Bein­mus­ku­la­tur be­zwun­gen wur­de. So weit war ich noch nie im Le­ben aus dem Stand da­von­ge­h­ech­tet.
    Ich flog rück­lings und oh­ne mich so­fort dre­hen zu kön­nen in den tie­fen Bo­den­riß hin­ein, streif­te mit den ge­pan­zer­ten Schul­tern ei­ne her­vor­ste­hen­de Za­cke und prall­te dann bei ei­ner Längs­rol­le mit der an­de­ren Schul­ter ge­gen ein mas­si­ver­es Hin­der­nis.
    In mei­nem Druck­helm dröhn­te der Auf­schlag wie ei­ne wei­te­re De­to­na­ti­on. Ich konn­te mich ei­ni­ger­ma­ßen gut ab­fan­gen und sank auf die Knie nie­der. Auf der Er­de wä­ren Kunst­stücke die­ser Art nie­mals mög­lich ge­we­sen. Mit dem schwe­ren Pan­zer hät­te ich noch kei­nen Me­ter über­sprin­gen kön­nen.
    Ehe ich mich er­neut wen­den oder ei­ne noch bes­se­re De­ckung su­chen konn­te, blen­de­te hel­ler Feu­er­schein auf. Als mich die Druck­wel­le rasch ex­pan­die­ren­der Ga­se er­faß­te und mit dem Brust­stück ge­gen den Bo­den preß­te, ahn­te ich, daß die nicht­voll­zo­ge­ne Wen­dung mein Glück ge­we­sen war.
    Mei­ne auf Nacht­sich­tig­keit hoch­ge­peitsch­ten Ex­tra­sin­ne hät­ten ei­ne der­ar­ti­ge Licht­flut wohl nicht mehr ein­wand­frei ab­sor­bie­ren kön­nen. Ich wuß­te längst, daß in die­ser lang­sa­men und noch sehr schwer­fäl­li­gen Um­schal­tung vom Nor­mal­se­hen zur ul­tra­ho­hen Rest­spur­ver­stär­kung er­heb­li­che Ge­fah­ren­quel­len la­gen, aber vor­erst war da­ge­gen kein Mit­tel er­fun­den.
    Die Um­stel­lung mei­ner neu­er­wach­ten Hirn­sek­to­ren er­folg­te, oh­ne daß ich es woll­te. Es blieb nur die Hoff­nung, daß sich der so­eben erst be­gon­ne­ne Pro­zeß mög­lichst schnell sta­bi­li­sier­te.
    Ich kniff krampf­haft die Au­gen zu­sam­men, klam­mer­te mich fest und war­te­te auf die zwei­te Druck­wel­le. Wenn es zu ei­ner se­kun­dären nu­klea­ren Re­ak­ti­on mit spon­ta­nem Cha­rak­ter kam, war ich ver­lo­ren. Die ers­te Druck­front war von dem Schuß an sich er­zeugt wor­den. Sie hät­te mich zwei­fel­los zer­schmet­tert, wenn es auf die­sem Him­mels­kör­per ei­ne Luft­hül­le ge­ge­ben hät­te.
    Die zwei­te Wel­le kam nicht! Der mar­sia­ni­sche Ener­gie­kis­senglei­ter war oh­ne je­de un­an­ge­neh­me Re­ak­ti­on sei­nes Trieb­werks ver­glüht. Dort, wo wir den Wa­gen ab­ge­stellt hat­ten, klaff­te ein glut­flüs­si­ger Kra­ter im Bo­den.
    Han­ni­bal rief. Es dau­er­te ei­ne Wei­le, bis ich mich auf die te­le­pa­thi­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on kon­zen­trie­ren konn­te.
    »Al­les in Ord­nung, Klei­ner. Glück ge­habt. Der Glei­ter ist ver­nich­tet wor­den. Bringt Nor­mans, egal wie. Noch habt ihr ei­ne Chan­ce. Wo steht der mar­sia­ni­sche Pan­zer?«
    »Wo kommt das Teu­fels­ding her? Wie­so ha­ben wir noch nie sol­che Kon­struk­tio­nen ge­fun­den? Der ist eben­so un­an­greif­bar wie …«
    »Du sollst Nor­mans brin­gen«, for­der­te ich hef­tig. »Zum Teu fel, ich darf mich vor­erst nicht se­hen las­sen. Al­li­son soll ihm so­fort sei­ne Not­bat­te­rie ge­ben, da­mit we­nigs­tens Saft auf den Re­ge­ne­ra tor kommt. Sa­ge ihm das per Ka­bel­funk. Kei­nen draht­lo­sen Kon­takt auf­neh­men.«
    »Okay, wir kom­men. Pei­le mich ein. Al­li­son han­delt be­reits. Wo­her willst du jetzt fri­schen Sau­er­stoff für Nor­mans neh­men?«
    Ich ant­wor­te­te nicht mehr.

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