Spätkontrolle aufschlussreich
Hannibals Nervenkraft ließ zu wünschen übrig, oder er hätte nicht so viele überflüssige Fragen gestellt.
Ich zwängte mich aus der Deckung heraus, drehte mühevoll den Körper und schritt vorsichtig zum Eingang der Schlucht zurück. Dabei wurde mir erst klar, daß mich die Gasdruckwelle über fünf Meter tiefer hineingeweht hatte.
Draußen kochte der Boden. Die Glut mäßigte sich jedoch rasch. Nach Einbruch der Mondnacht waren die Temperaturen auf minus 80 Grad Celsius abgesunken und sie würden noch weiter heruntergehen. Ein Glutbrand hatte ohne neue Versorgungsstoffe keine Chance, sehr lange anzuhalten. Die Überschußwärme wurde enorm schnell abgestrahlt.
Ich klomm mühevoll den Steilhang empor und sah zu dem leuchtenden Schutzschirm hinüber. Dort mußte sich das bislang unbekannte Bollwerk befinden. Jetzt kannten wir es wenigstens von außen.
Meine Überlegungen lagen schon wieder im Wettstreit. Theorien und Auswertungen jeder Art huschten durch mein Gehirn.
Weit hinten entdeckte ich die ersten Schwebepanzer der europäischen Monddivision. Die flachen, langgestreckten Monstren kamen mit hoher Fahrt näher, aber das mußte sich ändern, sobald die Plasma-Prallfelder erloschen. Dann war es vorbei mit dem mühelosen und schnellen Schweben auf dem intern erzeugten Polsterkissen. Wenn neue Materievorräte in einen Wagen aufgenommen werden mußten, kam er zwangsläufig zum Stillstand. Ohne atomar zu heißen Plasmagasen zerstrahlte Materie konnte kein Schwebepolster erzeugt werden. Hier gab es nun einmal keine Luft wie auf der Erde. Auf den Raupenketten wurden die jetzt noch so schnellen Mondpanzer zu ungefügen und langsamen Fahrzeugen, die einem gezielten Beschuß fast hilflos ausgesetzt waren.
Sie waren noch außer Schußweite, aber ich war sicher, daß die Kommandanten den herangleitenden Panzer schon geortet und vielleicht sogar gesehen hatten. In diesem Fall konnte mit den eingebauten Beutekanonen sehr viel unternommen werden. Jedenfalls war ich nicht bereit, den einmal angeordneten Angriff wieder abzublasen.
Das Unternehmen mußte wirkungsvoll durchgeführt werden. Wir hatten den Anschein zu erwecken, als würden wir uns mit allen Mitteln gegen eine Überwältigung des Kommandos wehren.
Eine wirkliche Panne hatten wir durch die schnelle Zerstörung des Gleiters erlebt. Das näher kommende Marsgefährt besaß überragende Ortungseinrichtungen, sonst wäre der gutgetarnte Gleiter niemals so schnell entdeckt worden.
Etwas war dabei unklar! Woher war die vernichtende Schußbahn gekommen? Auch marsianische Thermostrahler konnten nicht um zehn Ecken herum treffen.
Das Rätsel löste sich auf, als ich die glühenden Klippen sah. Der gegnerische Kommandant hatte sich mit den »unbedeutenden« Hindernissen nicht aufgehalten, sondern einfach hindurchgeschossen. Dabei hatte er mindestens fünf im Wege stehende Bodenerhebungen glatt durchschmolzen oder abrasiert.
Ich machte mir bittere Vorwürfe, nicht mit einer solchen Entwicklung gerechnet zu haben. Wer aber hätte schon an eine derartige Maßnahme gedacht?
Mir wurde ferner klar, daß ich diesen zu durchdringenden Hindernissen mein Leben zu verdanken hatte. Der Hochenergiestrahl mußte bereits einen großen Teil seiner Kräfte abgegeben haben, ehe er überhaupt unseren Gleiter hatte treffen können.
Bei dem Gedanken angekommen, fühlte ich plötzlich eine dumpfe Leere in mir aufsteigen.
Ich erkannte, daß man auf der anderen Seite anscheinend keinen großen Wert auf Leben und Gesundheit des GWA-Schattens HC-9 legte! Man mußte mich gesehen haben, als ich aus
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