Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
nicht schnappte, indem er einfach über die
Treppe kam! Ich erreichte die Mauer zum nächsten Gebäude, während hinter mit
Blacky versuchte, nun ebenfalls über den Vorsprung zu klettern. Offenbar war er
jedoch nicht schwindelfrei und hatte damit so seine Probleme, was mir ein wenig
Zeit verschaffte. Denn hier gab es leider keinen Kaninchenstall, der mir
geholfen hätte, auf die Terrasse des nächsten Hauses zu klettern. Dafür standen
hier zwei alte Küchenstühle aus Holz. Soweit ich sehen konnte, die einzigen
Utensilien, die es jemandem ermöglicht hätten, sich daraufzustellen, um dann über
die Mauer zu klettern. Also klemmte ich meine Tasche unter den Arm, schnappte mir
die beiden Stühle, rannte zurück zur nächsten Mauer — und nachdem ich mich
schnell mit einen Blick nach unten vergewissert hatte, dass dort keine
Passanten unterwegs waren, schmiss ich einen Stuhl hinunter! Den anderen
stellte ich vor den Vorsprung, kletterte darauf, vergewisserte mich kurz, dass
auf der nächsten Terrasse nicht schon Blondie auf mich wartete, und warf als
erstes meine Tasche hinüber. Dann kletterte ich wieder, wie vorhin auch schon
mit dem Gesicht zur Mauer, rittlings auf den Vorsprung, packte mit der linken
Hand die Lehne des zweiten Stuhles — und warf ihn ebenfalls hinter mir von der
Terrasse! Nun hatte Blacky nichts mehr, das ihm dabei behilflich sein konnte,
mir weiter zu folgen. Außerdem hoffte ich, dass die beiden hinuntergeworfenen
Stühle für so viel Aufmerksamkeit sorgen würden, dass Blacky und Blondie gezwungen
wären ihre Verfolgung aufzugeben. Aber es war gerade Siesta und scheinbar hatte
niemand gehört oder gesehen, wie ich zwei Holzstühle von Dach eines
dreistöckigen Gebäudes geworfen hatte!
Blacky hatte es derweilen endlich auf
das Dach der zweiten Terrasse geschafft. Mein Glück, dass er erstens nicht
wirklich gelenkig war und zweitens auch noch unter Höhenangst litt. Wenn ich
doch nur gewusst hätte, wo Blondie steckte! Blacky fluchte, weil er nun nichts
mehr hatte, auf das er sich hätte stellen können, um ebenfalls über den
nächsten Vorsprung zu klettern. Während ich wieder meine Tasche aufhob, rief er
zu mir herüber, dass er mich schon noch kriegen würde und wenn es das Letzte
sei, was er in seinem Leben tun würde! Ich beachtete ihn gar nicht, sondern
konzentrierte mich darauf, wie ich wieder von hier weg kam! Zuerst warf ich
einen Blick auf die Tür der Dachterrasse. Sie war geschlossen, ob sie aber
abgeschlossen war, konnte ich natürlich nicht beurteilen! Dann schaute ich in
Richtung der Mauer, die von hier zum nächsten Gebäude führte. Ein altes vom Wind
zerfressenes Regal stand davor. Offensichtlich wollten die Bewohner dieses
Hauses keinen Kontakt zu den Bewohnern des Hauses links von ihnen. Das Regal
war zu hoch, um darauf zu klettern, also warf ich es kurzerhand um, nur war es
nun zu niedrig, um mich von dort wieder rittlings auf den Vorsprung zu
befördern! Dann hörte ich eine weitere Stimme. Es war Blondie, der gerade dabei
war, Blacky Hilfestellung zu geben, damit dieser wieder über die Mauer kam.
Wäre es nicht so Ernst gewesen, wäre es wahrscheinlich zum Totlachen gewesen!
Ich hatte keine Wahl. In wenigen Sekunden würde auch Blacky auf dieser Terrasse
landen! Ich warf erst wieder meine Tasche hinüber, nahm dann Anlauf, sprang auf
das Regal, hoffte, dass es mein Gewicht halten würde, und benutzte es quasi als
Absprungrampe. Jetzt war ich froh, dass ich früher in der Schule einmal eine
gute Sportlerin gewesen war und schwor mir, sollte diese Sache glimpflich
ausgehen, dass ich gleich wieder mit Sport anfangen würde! Ich kam mit
aufgestützten Händen auf dem Vorsprung an und ließ mich gleich auf dem Bauch
liegend hängen wie ein nasser Sack. Der Vorsprung ist breit genug, um nicht
einfach so hinunter fallen zu können, beruhigte ich mich selbst. Jedes
Kind konnte über die Kante eines Bürgersteiges laufen, ohne abzugleiten, weil
es an den Seiten nicht metertief hinunterging. Alles nur eine Frage des
Kopfes, sagte ich mir. Dann ließ ich mich an der anderen Seite nach unten
fallen, doch der Vorsprung war eben auch ziemlich hoch und ich verstauchte mir
dabei mein rechtes Handgelenk. Mal sehen, wie Blacky diese Hürde meistern
würde!
Ich trug immer noch das T-Shirt und
die Shorts, die ich auch getragen hatte, als ich am Tag zuvor zum Strand
gegangen war. Meine Beine und Arme waren mittlerweile durch das grobe Mauerwerk
zerkratzt und ich blutete aus
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