Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
kannte ich den Weg, den ich sooft schon benutzt hatte, um zum
Waschsalon zu gelangen. Von dort suchte ich mir einen Weg zurück, bis zur
„Bakus Bar“ und atmete erst auf, als ich endlich dort ankam. Ich hoffte, das Henry
nicht ausgerechnet heute Abend ein volles Haus hatte und warf von draußen schon
einen Blick durch das Fenster — und erschrak! Blacky und Blondie saßen an der
Theke und schienen gerade ein Schwätzchen mit Henry zu führen. Henry, der
hinter der Theke stand, hatte mich jedoch gesehen. Vorsichtig machte ich zwei
Schritte rückwärts, um aus dem Blickfeld des Fensters zu gelangen, drehte mich um
und rannte die Straße zurück bis zum „Plaza Canaletas“. Dort kaufte ich mir in
einem Souvenirladen zuerst ein neues T-Shirt und eine bunte Touristenmütze, zog
beides gleich in der Umkleidekabine an und setzte mich dann in die „Bar Parada“
ans Fenster zusammen mit einer Zeitung. Doch Blacky und Blondie tauchten
einfach nicht auf! Entweder sie hockten immer noch bei Henry oder sie hatten
die „Bakus Bar“ in Richtung Strand verlassen, was natürlich auch sein konnte.
Dennoch erschien es mir logischer, dass sie den Weg über den „Plaza Canaletas“
wählen würden, weil dieser Weg auch zu meinem piso führte, wo sie den
Spanier postiert hatten. Endlich, weit nach Mitternacht tauchten Blacky und
Blondie auf und nahmen tatsächlich vom Canaletas aus den Weg, der auch
zu meinem piso führte. Ich hatte meine cafés jedes Mal gleich
bezahlt, wenn ich mir einen neuen bestellte und sprang sofort auf, nachdem die
beiden den Platz überquert hatten. Dann lief ich zurück zur „Bakus Bar“, wo
Henry mich sogleich in die winzige Küche bugsierte. An einem Tisch hatten noch drei
deutsche Touristen gesessen, die aber so auf das Fußballspiel, welches als
Video im Fernsehen lief, konzentriert waren, dass sie mir und Henry keine weitere
Beachtung geschenkten.
>>Was hast du jetzt wieder
angestellt!<<, flüsterte Henry. Ich hatte jedoch keine Gelegenheit ihm
darauf zu antworten, denn er ließ mich nicht zu Wort kommen und fuhr gleich fort
mir aufzuzählen, was Blacky und Blondie mit mir anstellen würden, wenn sie mich
in die Finger bekämen!
>>Du musst weg hier und zwar
auf der Stelle<<, rief er leise.
>>Nun, was glaubst du, warum
ich hier bin?!<<, flüsterte ich erbost. >>Ich brauche jemanden, bei
dem ich mich eine Zeitlang verstecken kann!<<
Henry sah mich an, als hätte ich ihm
erzählt, am „Plaza Canaletas“ seien die Außerirdischen gelandet und zum Beweis
hätte ich auch gleich einen von ihnen aus meiner Tasche gezogen.
>>Eine Zeitlang?!<<, rief
er dann, so leise es ihm möglich war und warf dabei einen Blick durch die
Schwingtür in die Bar.
>>Mädchen, du musst weg hier
und zwar für immer!<<
Ich schüttelte den Kopf.
>>Das geht nicht<<, sagte
ich dann und Henry lachte nervös.
>>Was glaubst du eigentlich? Du
hast die beiden Typen ja anscheinend ganz schön zum Narren gehalten und dann
bin ich mir sicher, dass die Zwei mir auch nur das erzählt haben, was nicht
allzu peinlich für sie selbst gewesen sein muss! Aber ich habe gesehen, wie
dieser Rick oder Ricky ausgesehen hat — ähnlich wie du jetzt, nur schlimmer!<<
Henry hatte sich in Rage geredet und
hielt einen Moment inne, um Luft zu holen. Dabei warf er wieder einen Blick in
die Bar. Die Deutschen grölten gerade, weil irgendwo ein Tor gefallen war.
>>Wie auch immer<<, fuhr
Henry fort, >>die Jungs haben einen Ehrenkodex und glaub‘ mir, ich weiß
wovon ich rede! Und den hast du mit Füssen getreten! Die werden nicht eher
ruhen, bevor sie dich haben!<<
>>Und was schlägst du vor?<<,
sagte ich trotzig. Immer noch nicht bereit, zu akzeptieren, dass ich in Lloret
keine Zukunft mehr haben könnte.
>>Du musst weg hier und zwar
noch heute Nacht. Ich empfehle dir auch, nicht nach Deutschland zurückzukehren,
denn da finden sie dich mit Sicherheit! Am besten, du machst es wie Manuela und
gehst irgendwo hin — nach Südamerika oder so.<<
>>Auf gar keinen Fall!<<
>>Nun, dann kannst du besser
gleich dein Testament machen!<<
>>Das ist mir egal, aber Lloret
ist jetzt mein Zuhause und ich werde mich nicht von zwei dämlichen Zuhältern
aus Deutschland von hier vertreiben lassen<<, rief ich aufgebracht und
Henry warf wieder einen Blick hinaus in die Bar. Dann legt er einen Finger auf
die Lippen und meinte, das sollten wir besser später besprechen. Er wies mich
an, in der Küche zu bleiben, bis er die Bar dicht machen würde. Danach holte
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