Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Stimmen von Blacky und Blondie, genau vor der Wohnungstür
der alten Frau. Anscheinend hatte Blacky sich doch nicht getraut, mich weiter
über die Dachterrassen zu verfolgen.
>>Sie muss in der Pension
sein<<, hörte ich Blondie sagen. >>Sie hat einen Schuh dort auf der
Terrasse verloren.<<
>>Dann haben wir sie endlich!<<,
frohlockte Blacky und gleich darauf hörten wir wieder Schritte, die sich hastig
entfernten. Die Frau bot mir an, ihr Bad zu benutzen, wo ich notdürftig meine
Schürfwunden versorgte. Langsam sank auch mein Adrenalin wieder und ich spürte
die Schmerzen. Mein rechtes Handgelenk und der Ellenbogen taten nun höllisch
weh. Die alte Frau sagte, ich könnte solange bleiben, wie ich wollte, und bot
mir daraufhin etwas zu essen und zu trinken an. Doch dafür war ich immer noch
viel zu aufgeregt und lehnte dankend ab. Ich wollte nur dasitzen und mich eine
Weile ausruhen. Die alte Frau stand dennoch auf und als sie zurückkam, hatte
sie eine Schüssel mit Plätzchen und frischen café dabei. Ich aß und
trank. Von Zeit zu Zeit lehnte die Frau sich immer mal wieder mit den
Ellenbogen auf das Kissen auf ihrer Fensterbank und blickte längere Zeit
hinaus. Irgendwann sah sie, wie die beiden macarras aus dem „Picasso“
kamen. Blacky rief zu ihr hinauf, ob sie ein großes Mädchen mit langen, blonden
Haaren gesehen hätte, doch die alte Frau schüttelte nur den Kopf und rief
zurück, dass sie bei der Hitze heute noch niemanden gesehen hätte. Daraufhin
gingen Blacky und Blondie weg, aber die Frau sah, wie kurz darauf ein älterer Spanier
auftauchte. Sie sagte, es sei jemand, den sie auch schon am Morgen gesehen hätte
und er schien das Haus zu beobachten, in dem ich wohnte.
Als ich viel später im
Schatten der Dunkelheit die Wohnung der alten Frau wieder verließ, war die Luft
nur relativ rein. Der Spanier stand immer noch unten an der Ecke auf der Straße
und beobachtete die Umgebung. Ungesehen kam ich also nicht aus diesem Haus. Jedenfalls
nicht zur Vordertür heraus! Ich hoffte, dass er nicht auch die Dächer beobachtete,
denn ich würde nun doch den Weg über die Dachterrasse zum „Picasso“ nehmen
müssen. Es war Vollmond und so hatte ich zumindest gute Sicht und würde sehen
können wohin ich treten würde. Allerdings hatte auch der Spanier unten auf der
Straße gute Sicht und ich würde mich auf jeden Fall beeilen müssen! Die
einfachste und dennoch zugleich die schwierigste Möglichkeit, zu mindestens vom
Kopf her, bestand darin, mich auf den Brüstungsrand der Terrasse dieses Hauses
zu stellen und einfach einen großen Schritt hinüber, auf den Brüstungsrand
des „Picasso“ zu machen. Also versuchte ich den Kopf auszuschalten und stellte
mir zwei Bürgersteigkanten vor. Dann warf ich meine Tasche hinüber und so blieb
mir letztendlich auch keine andere Wahl, als mit Hilfe eines Stuhls auf die erste Bürgersteigkante zu klettern und meiner Tasche hinterher zu steigen!
Auf der anderen Seite zog ich wieder
meinen Turnschuh an, den ich nachmittags dort hinüber geworfen hatte und der
immer noch dort lag. Dann nahm ich meine Tasche, winkte der alten Frau noch
einmal zu, die alles beobachtet hatte und stellte gleich darauf fest, dass die Dachterrassentür
des „Picasso“ abgeschlossen war! Allerdings hatte die Tür genauso ein Knauf-Schloss
wie meine Zimmertür in meiner Wohnung und wie dieses zu knacken war, wusste ich
dank Hermann, ja jetzt. Also kramte ich wieder einmal Ernies Schweizer
Armeemesser aus meiner Tasche. Denn neben so vielen nützlichen Utensilien für
Frauen, wie Taschenlampe, Nagelfeile und Schere, befanden sich auch ein
Schraubenzieher-Kopf und eine winzige Zange daran! Im Nu hatte ich das Schloss
geknackt. Dann lief ich die Treppe hinunter, vorbei am Pub bis zur Damentoilette.
Die Toiletten lagen auf dem Flur, hinter dem separaten Eingang zu Pension. Der
Eingang zur Pension befand sich gleich links, wenn man vor dem „Picasso“ stand.
Rechts daneben war eine große Glasfront eingebaut, durch die man auch ins Pub
kam.
Ich wartete geschlagene zwanzig
Minuten, bis endlich zwei Pensionsgäste über den Flur und den Pensionseingang das
Gebäude verließen. Ich folgte ihnen auf dem Fuß und verschwand gleich, nachdem
sie auf die Treppe vor dem Haus getreten waren, in dem Spalt zwischen „Picasso“
und dem Haus, in dem die alte Frau wohnte. Ich wusste, dass sie von ihrem
Fenster aus bestimmt beobachtete, wie ich in der Häuserkluft verschwand. Obwohl
es dunkel war,
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