Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
wieder auf die Tür und sah mich noch
einmal genau um. Ansonsten war alles in Ordnung. Es war nur relativ stickig und
warm in meinem Zimmer, immerhin war ich einen ganzen Tag lang weg gewesen und
so öffnete ich erst einmal mein Fenster sperrangelweit. Danach überprüfte ich zur
Sicherheit auch noch mein Versteck in der Luke im Flur und holte dafür einen
Stuhl. Als ich dann auf den Stuhl stieg, fiel mir ein einzelnes, weißes Blatt
auf, das im Flur hochkant gegen die Wand lehnte. Wahrscheinlich hatte es jemand
unter der Wohnungstür durchgeschoben und mit dem Öffnen der Tür war es bis zur
Wand gerutscht, wo es sich hochgeschoben hatte. Doch bevor ich mich darum
kümmerte, fischte ich zuerst meine Plastiktüte aus der Luke. Meine Pässe, mein Sparbuch
und alles, was ich im „Japόn“ verdient hatte, immerhin fast 200.000
Peseten, plus 250.000 Peseten, die noch aus dem „Mau-Mau“ stammten und die ich auch
noch nicht auf mein Sparbuch eingezahlt hatte — alles war noch vorhanden! Ich
stieg vom Stuhl, legte die Tüte darauf, weil ich einen Teil des Bargeldes nun
auch brauchen würde, immerhin ging ich ja jetzt nicht mehr zur Arbeit, und
bückte mich als nächstes nach dem Zettel an der Wand. Er war hastig geschrieben
und in schlechtem Deutsch verfasst.
2 menner sontag widder in Bar.
Wiessen jetst Manuela hir arbeiten, von chef El Barco. Eduardo senior sagen,
Manuela bei dier wonnen. Sie jetst auch wiessen, wo du wonnen. Lauf weg! N.
P.S. Eduardo junior lebd,
leider, aber DANKE.
Der Brief war eine Warnung von
Natascha. Mir fiel plötzlich wieder ein, dass Manuela mir ja selbst erzählt
hatte, dass sie zuerst einen Abend im „El Barco“ gearbeitet hatte, bevor sie
ins „Japόn“ gewechselt war. Es lag auf der Hand, dass Blacky und Blondie
schließlich auch im „El Barco“ gewesen waren, um dort nach Manuela zu suchen
und natürlich hatten sie Antonio, dem Besitzer, dabei ebenfalls ihr Foto
gezeigt! Ich fragte mich, warum sie so lange dafür gebraucht hatten. Aber
vielleicht hatten sie auch einfach Zeit nötig gehabt, um überhaupt
herauszufinden, dass es in Lloret, außer dem „Japόn“, noch einen andere
Copa-Bar gab. Das „El Barco“ war immerhin nicht so bekannt und lag ziemlich versteckt.
Ich überlegte, dass Blondie vielleicht den Besuch im „El Barco“ gemeint hatte,
als er im „Hollywood“ zu Babs sagte, dass sie wahrscheinlich schon am nächsten Tag
zurückführen, weil sie nur noch eine Angelegenheit zu erledigen hätten. Bestimmt
hatte er damit den Besuch im „El Barco“ gemeint! Danach musste Blacky und
Blondie jedenfalls klar geworden sein, dass Eduardo Senior sie angelogen hatte
und sie waren nochmal zum „Japόn“ gegangen. Das „Japόn“ war aber Samstagnacht,
nach dem Kurzschluss und Eduardo Juniors kleinem Unfall bestimmt für den Rest
der Nacht geschlossen gewesen. Dies würde jedenfalls erklären, warum die beiden
mit ihrem erneuten Besuch dort bis gestern Abend gewartet hatten! Und dabei
hatte sich Eduardo Senior dann natürlich nicht die Gelegenheit nehmen lassen,
mich gleich mit dran zu hängen — vor allen Dingen nachdem er herausgefunden haben
musste, was ich mit seinem Sohn gemacht hatte! Ich überlegte weiter, dass, wenn
Blacky und Blondie gestern Abend erneut im „Japόn“ gewesen waren, sie
wahrscheinlich auch Babs wieder begegnet sein mussten! Aber Babs‘ Schicksal
interessierte mich im Moment ehrlich gesagt weniger. Ich fand, dass ich mehr
wie genug für sie getan hatte! Bestimmt waren Blacky und Blondie mittlerweile
auch schon hier beim piso gewesen! Aber es war natürlich niemand zu Hause
gewesen — doch es war sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie erneut
hier auftauchen würden!
Es wäre natürlich einfach gewesen, schnell
ein paar Sachen zu packen, meinen Vermietern zu sagen, dass ich verreisen
würde, um mich dann ein paar Tage bei Xaví einzuquartieren. Schließlich konnten
die beiden macarras ja nicht ewig hier rumhängen! Aber ich wollte Xaví auch
nicht noch weiter da mit hineinziehen und bei genauerer Überlegung fand ich es
auch nicht so eine tolle Idee, mich ausgerechnet bei ihm zu verstecken. Ich
wollte nämlich nicht, dass er sich daran gewöhnte, dass ich ständig da war.
Eine andere Möglichkeit wäre eine Pension gewesen. Aber die meisten Pensionen
hatten nun eh keine Zimmer mehr frei und außerdem konnte ich mich nur allzu gut
an Corinnas Zimmer im „Picasso“ erinnern! Was das anging, musste ich zugeben,
dass
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