Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
nichts in der Welt missen wollen!
Xaví sah mich lange an, dann sagte
er: >>Warum ziehst du nicht zu mir. Ich würde schon dafür sorgen, dass du
nicht mehr in die Schwierigkeiten von anderen mit hinein gezogen wirst. Renée
hat eine Freundin und überlegt sowieso, ob er nicht mit ihr zusammenzieht.<<
Ich dachte daran, dass Renée sich vor
ein paar Tagen noch von Babs hatte abschleppen lassen, sagte aber nichts davon
zu Xaví.
>>Es geht nicht<<, sagte ich
stattdessen. >>Ich mag meine Wohnung und freue mich ehrlich gesagt auch
schon darauf, dass Babs wieder auszieht und ich die Wohnung ganz für mich habe.
Ich brauche einfach meine Unabhängigkeit.<<
Ich sah Xavís Gesichtsausdruck, der
für einen kurzen Moment Enttäuschung spiegelte.
>>Gib‘ mir Zeit<<, sagte
ich und Xaví nickte.
>>OK<<, sagte er dann,
>>das ist immerhin ein Anfang.<<
Eine Zeitlang sagten wir nichts, doch
dann meinte Xaví plötzlich, er habe auch mit Alonso geredet. Ich warf ihm einen
überraschten Blick zu.
>>Immerhin trainieren wir
viermal die Woche zusammen<<, erklärte Xaví daraufhin und lachte
verschmitzt.
>>Und?<<, machte ich.
>>Und er hat mir gesagt, dass
du ihn ebenfalls zum Teufel gejagt hast. So, wie du es mit mir am Strand dann ebenfalls
getan hast.<<
So wie Xaví dies sagte, musste ich jedoch
darüber lachen und schüttelte den Kopf.
>>Alonso und ich sind
befreundet<<, sagte Xaví, >>und für mich war es auch nicht einfach
zu wissen, dass wir uns ein Mädchen teilen. Alonso ist da anders und sieht das
viel lockerer. Aber immerhin lebt er auch in Scheidung und hat schon so einiges
hinter sich. Für mich ist das jedoch ein Problem, wenn ich ihn sehe und mich
als erstes frage, ob er die vergangene Nacht vielleicht mit dir verbracht
hat.<<
>>Gib‘ mir Zeit<<, das
war alles, was ich dazu sagen konnte und schließlich gab sich Xaví damit
zufrieden.
Als wir das Restaurant schließlich verließen,
war es nach Mitternacht und der Besitzer schloss gleich hinter uns ab und ging
ebenfalls nach Hause. Wir waren die letzten Gäste gewesen. Xaví schlug vor,
noch schwimmen zu gehen. Mir war heiß und ich wollte auch nicht warten, bis wir
wieder in seinem Appartement wären. Als wir uns dann jedoch am Strand liebten,
kam ich mir ein wenig wie Blondie vor, der Babs auch etwas vorgespielt hatte,
damit sie willig gewesen war. Ich mochte Xaví wirklich sehr, dass war mir
einige Stunden zuvor am Strand ganz deutlich klar geworden. Aber für mich stand
ebenfalls fest, dass ich auch für ihn niemals meine Freiheit und Unabhängigkeit
aufgeben würde! Und es war mit Sicherheit auch nur eine Frage der Zeit, bis mir
ein anderer Mann begegnete, der mir ebenfalls gefiel. Monogamie war nämlich ebenfalls
nicht mein Ding.
Als ich mich am nächsten Tag auf den
Weg nach Hause aufmachte, wollte Xaví wieder wissen, wann er mich wiedersehen würde
und betonte erneut, dass er sich selbst dafür hassen würde, mich dies überhaupt
zu fragen. Das Letzte, was er wollte, war mir oder sich selbst das Gefühl
geben, dass er mir nachlief. Trotzdem betonte er auch, dass er eine gewisse Art
der Stabilität benötigte und ich versprach, abends ins „Hollywood“ zu kommen.
In Wirklichkeit sollte es diesmal jedoch fast drei Monate dauernd, bevor wir
uns wiedersahen.
***
Wäre zu Hause nicht die Tür zu meinen
Schlafzimmer aufgebrochen gewesen, hätte ich bestimmt auch nicht sofort
bemerkt, dass Babs Zimmer mittlerweile schon ausgeräumt worden war. In meinem
Zimmer fehlte jedoch nichts — außer Babs‘ Pässen! Auf meinem Bett lag zudem ein
Zettel, auf dem stand, dass es ihr leid täte, aber sie wäre wieder zu Hermann
gezogen und sie hätte auch nicht damit warten können, bis ich vom Strand zurückgekommen
wäre. Deshalb hätte Hermann meine Tür geöffnet, damit sie sich ihre
Pässe hätte holen können.
Ich besah mir die Tür. Hermann hatte
mit einem Küchenmesser, welches noch im Flur auf dem Boden lag, einfach die
Verkleidung vom Türknauf abgeschraubt. Spanische Türen, besonders die Älteren,
haben (oder hatten jedenfalls damals) in der Regel noch keine Klinke, sondern
einen Knauf, mit dem Schloss direkt im Knauf. Schraubte man den Knauf ab, kam
darunter ein kleiner Stift zum Vorschein, den man mit einer Zange nur umdrehen
brauchte, damit sich die Tür entriegelte. So wie es aussah, wusste Hermann über
solche Dinge sehr gut Bescheid. Gut, dass ich das nun auch wusste! Ich
schraubte den Knauf mit Hilfe des Messers
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