Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
näherer Betrachtung nun jedoch unwahrscheinlich
erschien. Markus stimmte mir zu und erzählte dann, dass Paco enorme
Spielschulden gehabt habe. Auch sein Freund Marian hätte damals seine Bar aus
dem gleichen Grund verloren.
***
An dem Wochenende, als die
Olympischen Sommerspiele in L.A. zu Ende gingen, tauchte unerwarteter Weise
auch Rosas BWM wieder auf und brachte einige weitere Steine ins Rollen. Die Polícia
Municipal beschäftigte seit kurzem nämlich einen neuen Fahrer für den
Abschleppwagen. Dieser wusste nichts von Markus‘ aufkeimender Freundschaft zur Municipal und schleppte den Citroën einfach ab, während sich Markus und
Rosa beim Einkaufen im „Super Maso“ befanden. Die beiden konnten gerade noch
mit verfolgen, wie der Abschlepp-wagen mit dem Citroën am Haken vom Parkplatz
vor dem Supermarkt auf die Nationalstraße abbog! Markus war natürlich stinksauer,
zumal der Wagen vorschriftsmäßig abgestellt und die maximale Parkdauer nicht
überschritten war. Er und Rosa gingen daraufhin zu Fuß zur Wache der Polícia Municipal,
wo man sich sogleich entschuldigte und beteuerte, bei dem Abschleppen hätte es
sich um ein Missverständnis gehandelt! In einem Streifenwagen wurden die beiden
daraufhin zu dem Grundstück außerhalb von Lloret gebracht, wo die abgeschleppten
Autos abgestellt wurden. Und siehe da — dort stand auch Rosas BWM! Der Fahrer
des Abschleppwagens hatte damals einfach das Kennzeichen falsch aufgeschrieben
und anstatt einem E für Essen ein F für Frankfurt notiert. Und so hätte Rosa
ihren Wagen natürlich nie wiedergefunden — abgesehen davon, dass sie auch immer
felsenfest davon überzeugt gewesen war, der Wagen wäre gestohlen worden!
Rosa war überglücklich und konnte
beim Abendessen gar nicht oft genug betonen, wie froh sie war, ihren heißgeliebten
BMW wiederzuhaben. Sie sagte, sie habe sich den Wagen immerhin hart erarbeiten
müssen. Merkwürdig war jedoch die Tatsache, dass auf dem Beifahrersitz zwar
eine schwarze Jacke und eine Sonnenbrille lagen, sich aber kein weiteres Gepäck
im Kofferraum befand. Rosa sagte dazu, dass man dies dann wohl doch gestohlen
haben müsste. Aber das Auto war auch nicht aufgebrochen worden. Markus hatte
den Umstand des fehlenden Gepäcks nach dem Abendessen so ganz nebenbei
angesprochen und Benno und mir wurde ganz schnell klar, dass er damit bei Rosa in
ein Wespennest gestochen hatte! Rosas gute Laune war auf einen Schlag verflogen
und in dieser Nacht teilte sie auch nicht wie bisher ihr Bett mit Markus,
sondern schlief in ihrem eigenen Zimmer im Untergeschoß. Nur Olga durfte noch
in ihre Nähe gekommen. Rosa und Olga waren in den letzten Wochen nämlich ebenfalls
unzertrennlich geworden und ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass
Rosa Spanien zwar vielleicht ohne Markus, aber niemals ohne die kleine
Pekinesin verlassen hätte.
Am nächsten Morgen beim Frühstück sah
Rosa ziemlich verheult und mitgenommen aus. Bestimmt hatte sie die ganze Nacht
nicht geschlafen. Mit zittriger Stimme erklärte sie, es wäre an der Zeit, uns
allen reinen Wein einzuschenken. Dabei zuckten ihre Mundwinkel und als erstes
bedankte sie sich dann ganz förmlich bei Markus für seine Gastfreundschaft und
sein Verständnis, weil er nie Fragen gestellt hätte. Sie fuhr fort und sagte,
dass sie sich in Wahrheit gar nicht auf einer Urlaubsreise befunden hätte,
sondern einfach so, aufs geradewohl losgefahren wäre. Sie holte tief Luft,
legte dabei die Hände, zu Fäusten geballt, aufrecht auf den Tisch und setzte
sich kerzengerade hin.
>>Ich bin damals gleich nach
der Beerdigung meines Bruders losgefahren und eigentlich hatte ich ja auch nur
vor, irgendwo gegen einen Brückenpfeiler zu fahren. Doch zuerst waren da
nirgends Brückenpfeiler und dann bin ich einfach nur noch weiter geradeaus
gefahren, bis ich schließlich total übermüdet hier ankam.<<
Sie machte eine Pause und weder
Markus, noch Benno, noch ich sagten etwas. Wir warteten einfach, bis Rosa so
weit war, weiterzuerzählen. Rosas Eltern waren früh verstorben und Rosa hatte
es danach als ihre Aufgabe betrachtet, sich um ihren jüngeren Bruder zu
kümmern. Sie sorgte dafür, dass er studieren konnte. Später hatte er sich als
Immobilienmakler selbständig gemacht und Rosa wurde seine Sekretärin und führte
ihm auch den Haushalt. Vor knapp zwei Jahren hatte ihr Bruder sich jedoch in
eine Kundin verliebt und war sogar zu ihr in das Haus gezogen, welches er ihr
selbst verkauft
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