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Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Titel: Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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hatte. Kurz darauf heirateten die beiden. Rosa sagte, sie sei
gegen die Heirat gewesen und wäre immer davon überzeugt gewesen, ihr Bruder hätte
sich da in etwas verrannt. Diese Frau war wesentlich jünger als ihr Bruder und laut
Rosa von Anfang an nur hinter seinem Geld her, denn als Immobilienmakler verdiente
er nicht schlecht. Darüber hatten Rosa und ihr Bruder sich schließlich
zerstritten und Rosa hatte auch ihren Job als seine Sekretärin gekündigt.
     
    Dann war das geschehen, was Rosa, wie
sie sagte, immer vorausgesehen hatte. Nur einige Monate nach der Hochzeit, setzte
diese Frau Rosas Bruder nämlich wieder vor die Tür und reichte sogar die
Scheidung ein. Angeblich wegen wiederholter häuslicher Gewalt. Als Rosa dies
erzählte, fing sie an zu weinen und schluchzte, sie habe ihr ganzes Leben lang
mit ihrem Bruder unter einem Dach gelebt und ihr Bruder sei ein herzensguter Mensch
gewesen. Die Vorstellung, er hätte gewalttätig sein können, war für Rosa einfach
absurd. Rosa hatte daraufhin versucht, sich wieder mit ihrem Bruder
auszusöhnen, doch dieser hatte nach wie vor nichts von seiner Schwester wissen
wollen und war in eine eigene Wohnung gezogen. Rosa liefen die Tränen über das
Gesicht und weil gerade nichts anderes zur Hand war, reichte Markus ihr
schweigend ein Küchenhandtuch.
    >>Ich hätte mich nicht damit
abfinden sollen, als er sagte, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will
und mich auch nie mehr wiedersehen will<<, schluchzte Rosa. >>Hätte
ich doch bloß weiterhin Kontakt zu ihm gehalten, dann hätte ich alles
verhindern können!<<
    Rosa machte sich Vorwürfe und es
dauerte nochmal eine ganze Weile, bis sie die Kraft fand, uns zu erzählen, was
dann geschehen war. Irgendwann hatte sich eine gemeinsame Bekannte bei Rosa
gemeldet und erzählt, das Immobilienbüro ihres Bruders wäre nun schon seit zwei
Wochen geschlossen und auch sonst habe ihn in letzter Zeit niemand mehr gesehen.
Er ginge auch nicht ans Telefon. Rosa war daraufhin zu der Wohnung gefahren, in
der ihr Bruder nun lebte. Als niemand öffnete, machte sie den Hausmeister
ausfindig und weil dieser Rosa kannte, gab er ihr einen Zweitschlüssel. Bei der
Wohnung des Bruders handelte es sich um eine Mansardenwohnung und er hatte sich
dort an einem der Holzgiebel erhängt. Zu dem Zeitpunkt als Rosa ihn entdeckte,
war er jedoch schon mehrere Wochen tot! Ihr Bruder hatte vor seinem Freitod die
Tür von innen abgedichtet und so war auch niemandem der Geruch aufgefallen. Rosa
erzählte uns von den Fliegen und dem Gestank und wie ihr Bruder ausgesehen
habe. Doch niemand von uns stand auf und verließ den Tisch, auch wenn wir
bestimmt nichts lieber als das getan hätten.
     
    Rosa schilderte uns, wie sie angefangen
hatte zu schreien. Aber niemand hatte ihre Schreie gehört. Es war Tag und alle
anderen Bewohner des Hauses waren auf der Arbeit gewesen. Der Hausmeister hatte
sein Büro auch nicht im selben Gebäude und so war Rosa mit ihrem Bruder ganz
alleine gewesen. Irgendwann war sie in die Küche gegangen, hatte ein Messer geholt
und war auf die Haushaltsleiter gestiegen, die ihr Bruder zum Erhängen benutzt
hatte. Dann hatte sie ihn abgeschnitten. Erst danach verständigte sie die
Polizei. Während Rosa dies erzählte, wurde sie ganz ruhig und legte auch das
Küchenhandtuch wieder beiseite. Sie erklärte, sie habe die nächsten Wochen bis
zur Beerdigung wie in Trance verbracht. Weil sie so fertig gewesen war, als die
Beamten sie fanden — Rosa meinte, sie müsste wohl fürchterlich rumgeschrien und
um sich geschlagen haben, als man sie aus der Wohnung ihres Bruders habe
bringen wollen — hatten die Beamten den Sozialpsychologischen Dienst
verständigt. Der hatte Rosa erst einmal in eine Nervenheilanstalt eingewiesen,
wo sie fast zwei Wochen blieb. Und dann hatte es noch einmal fast zwei Wochen
gedauert, bis die Staatsanwaltschaft den Leichnam ihres Bruders endlich zur Beerdigung
freigab. Wegen der außerordentlichen Todesumstände hatte man ihn zuerst obduziert.
Es schien sich jedoch einwandfrei um einen Selbstmord zu handeln. Außerdem
hatte die Polizei in der Wohnung von Rosas Bruder einen Brief gefunden, in dem
stand, dass die Scheidung von seiner Frau nun rechtskräftig wäre. Das Datum des
Poststempels stimmte mit dem ungefähren Todeszeitpunkt überein. Nach der Beerdigung
war Rosa dann gleich in ihren BMW gestiegen und losgefahren. Warum landen scheinbar
alle Menschen, die es zu Hause nicht mehr aushalten ausgerechnet

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