Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
fragte, ob ich wüsste, wo die sei. Ich
antwortete: >>Gleich neben dem Edificio Byblos ?<<
An der Art wie ich Edificio Byblos aussprach, hatte Señor José gemerkt, dass mir Spanisch zumindest nicht
ganz fremd sein konnte. Benno hingegen war nun ebenfalls schon einige Monate
hier und sprach noch kein einziges Wort der Landessprache! Als Señor José mich
daraufhin fragte, ob ich Spanisch spräche, bejahte ich. Irgendwie war mir
dieser Mann sehr sympathisch und ich ihm anscheinend auch. Wir vereinbarten,
dass ich dienstags um 17.00 Uhr zur Filiale in Lloret käme, wo wir alles
weitere arrangieren könnten. Señor José bat mich, auf jeden Fall auch ein paar
schwarze, hohe Pumps mitzubringen und dann musste er fort. Eine ältere
Spanierin in dezentem Kostüm und perfekter Frisur, erforderte seine
Aufmerksamkeit! Sie rief ihn auf Katalanisch zu sich herüber. Im Verkaufsraum
probierten derweilen schon einige der Leute, die zuvor auch die Modenschau
gesehen hatten, Pelze und Lederjacken an. Weil Señor José zuvor die Schau auf
Deutsch moderiert hatte, ging ich davon aus, dass diese potentielle
Käuferschaft aus Deutschen bestand. Die ältere Spanierin, eine der Frauen, die
ich zuvor auch auf dem Laufsteg gesehen hatte, zwei weitere Spanierinnen und Señor
José übernahmen nun den Verkauf, wobei Señor José jedoch der Einzige zu sein
schien, der Deutsch konnte.
Auf dem Weg zurück zum chalet sagte Benno, dass ich unheimliches Glück gehabt hätte. Wäre ich nicht
mitgefahren, hätte Señor José mich nie zu Gesicht bekommen. Benno wusste, dass
ich eigentlich vorgehabt hatte, mir einen Job als Reiseleiterin zu suchen und
wollte wissen, was nun aus diesem Plan werden würde. Die Modenschauen bei „Modas
Taurus“ fanden nämlich nur im Sommer regelmäßig statt. Ich erklärte Benno, dass
ich eigentlich ganz spontan zugesagt hätte, ohne groß darüber nachzudenken.
Doch tatsächlich war ich froh, überhaupt wieder etwas tun zu können. Ich hatte
wieder eine Aufgabe und was das Geld anging, so verfügte ich ja auch immer noch
über einiges an Geldreserven aus meiner Zeit als Barmädchen. Aber das hatte Benno
nicht zu interessieren. Stattdessen fing ich an, Pläne zu schmieden, wie es
weitergehen würde. Ich beschloss, dass ich mir als nächstes erst einmal wieder
eine eigene Wohnung suchen würde!
***
Im chalet herrschte betretenes
Schweigen. Benno und ich wussten natürlich nicht, was in der Zwischenzeit alles
vorgefallen war, aber so wie es aussah, hatte Rosa immer noch vor, gleich am
nächsten Morgen abzureisen! Ich ging auf mein Zimmer, doch in dem kleinen Raum
fiel mir erst recht die Decke auf den Kopf. Ich wollte raus und nach einem
Abendessen, bei dem kaum gesprochen worden war, fragte ich Markus, ob ich mir
den VW-Bus ausleihen dürfte. Ein wenig zerstreut fragte er mich, wo ich denn
hin wollte und weil mir auf die Schnelle nichts anderes einfiel sagte ich, dass
ich gerne nach Lloret in den Waschsalon wollte. Dieser hatte im Hochsommer jeden
Tag bis Mitternacht geöffnet. Markus begriff nicht ganz, immerhin gab es im chalet auch eine Waschmaschine! Doch dann winkte er unwirsch ab. Er hatte zurzeit
eigene Sorgen und seufzte: >>Von mir aus. Die werden dich ja nicht ausgerechnet
in einem Waschsalon vermuten!<<
Er holte die Schlüssel und warf sie
mir zu. Benno hatte ihm beim Abendessen zu erzählen versucht, dass Señor José
mir ein Angebot gemacht hatte, bei ihm als Vorführmodel zu arbeiten, aber weder
Markus noch Rosa hatten richtig zugehört. Nachdem ich nun die Schlüssel hatte,
ging ich in mein Zimmer und holte den blauen Müllsack, in dem ich meine Schmutzwäsche
aufbewahrte. Ich hatte beschlossen, tatsächlich zum Waschsalon zu fahren, denn
schon früher war ich gerne dorthin gegangen.
Als ich dort gegen 22.00 Uhr ankam,
packte gerade eine Frau ihre letzten Sachen aus einem der großen
Wäschetrockner. Nachdem sie alles notdürftig zusammengefaltet und in einer
Tasche verstaut hatte, ging sie und ich war alleine. Vorne im Empfangsraum hatte
ein alter Mann auf einem Stuhl hinter der Annahme für die Reinigung gesessen und
tief und fest geschlafen. Ich hatte jedoch genug Kleingeld und so brauchte ich
ihn dafür auch nicht zu wecken. Ich sortierte meine Wäsche in verschiedene Maschinen,
je nach Farbe und Material, und während die Wäsche gewaschen wurde, lief ich
schnell zur Bodega auf der anderen Straßenseite und holte mir einen café
solo . Dann saß ich alleine im Waschsalon und
Weitere Kostenlose Bücher