Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
wirklich sehr herzlich
und begrüßte auch mich sofort mit zwei Küsschen. Irgendwie kam sie mir bekannt
vor und als Vanessa dann fragte, ob sie mich nicht schon mal im „St.Trop‘“
gesehen hätte, nickte ich. Ja, jetzt wusste ich auch, woher ich sie kannte.
Außerdem schmückte sie die großen Werbeplakate und Poster des „Gran Palace“!
>>Ach<<, meinte Vanessa.
>>Ich hab‘ dich mal tanzen gesehen — das mit dem Laufen haben wir demnach
ruck zuck geregelt. Du erfüllst nämlich schon mal die wichtigste Voraussetzung
und hast wenigstens Rhythmus im Blut!<<
Sie hakte mich unter und fragte, ob
ich ein paar hohe Pumps dabei hätte. Ich griff schnell nach meiner Tasche und
der Tüte aus dem Schuhladen und Vanessa lachte.
>>Na, dann mal los!<<
Ich folgte ihr in einen privaten
Vorführraum, den sogenannten VIP Raum, wo Kunden sich normalerweise ungestört
die Kollektionen zeigen lassen konnten. Hierzu wurde dann gegebenenfalls eigens
ein Model herbestellt. Auf dem Boden lagen dicke, cremefarbige Teppiche und an
der rechten Seite standen zwei tiefe, cremefarbige Brokatsessel. Dazwischen
befand sich ein kleiner Tisch aus dunklem Holz, dessen silberne Fußausläufer
den Pfoten eines Raubtieres nachempfunden waren. Auf dem Tisch standen auf
einem silbernen Tablett verschiedene Kristallgläser mit Goldrand. An der
gegenüberliegenden Seite der Tür stand zudem eine kleine, rustikale
Spiegelkommode, mit einem gepolsterten Schemel davor. Beides aus demselben Holz
wie das Tischchen. Auf der Kommode selbst befanden sich eine silberne
Haarbürste, ein silberner Kamm, einige cremefarbige kleine Handtücher und ein
Parfümzerstäuber. Links daneben stand eine sehr geräumige Umkleidekabine mit
einem mannshohen Klappspiegel darin, sodass man sich wirklich von allen Seiten
betrachten konnte. An der gegenüberliegenden Seite der beiden Sessel war dann ein
Podium eingebaut, das genauso lang war, wie der Raum selbst. Es reichte von
Wand zu Wand und verschwand hinter der Umkleidekabine, durch eine weitere Öffnung.
Durch diese Öffnung konnte bei den Privatvorführungen das Model den Raum
betreten und stand dabei gleich auf dem Podium, welches als kleiner Laufsteg
oder Catwalk diente. Zwar war das Podium nur circa sieben oder acht Meter
lang, aber zum Üben reichte es allemal.
Vanessa und ich verstanden uns auf Anhieb
und so schwierig war das Laufen tatsächlich nicht. Ich musste mir nur
abgewöhnen ständig auf meine Füße oder den Rand des Podiums zu schauen. Vanessa
schlug vor, dass wir uns am nächsten Tag noch einmal bei „Modas Taurus“ in
Blanes treffen sollten. Dort hatte der Catwalk nämlich, im Gegensatz zu dem
Podium hier, welches mit einer Seite an der Wand stand, zwei offene
Seiten — an denen man sozusagen herunterfallen konnte! Vanessa war jedoch überzeugt,
dass ich auch das Balancieren am Rand schnell lernen würde ohne dabei auf meine
Füße oder den Rand selbst zu schauen und ich stellte mir daraufhin wieder eine
Bürgersteigkante vor. Vanessa lachte über meinen kleinen Trick und sagte dann,
sie selbst müsste im „Gran Palace“ jeden Abend auf hohen Sandalen eine lange
Treppe hinunterstolzieren, die Arme ausbreiten und dabei dem Publikum
zulächeln.
Was jedoch das Treffen in Blanes
anging, so hatte ich für morgen allerdings schon einen Termin in Barcelona, den
ich auch unter keinen Umständen absagen wollte und bat Vanessa deshalb, unser
Treffen auf Donnerstag zu verschieben. Vanessa war sofort einverstanden. Sie
war wirklich toll und ich fragte sie, ob sie gleich nebenan im „Edificio
Byblos“ wohnen würde. Vanessa nickte. Sie teilte sich dort ein piso ,
zusammen mit drei weiteren Tänzerinnen aus ihrem Ensemble.
>>Du weißt nicht zufällig, ob
es dort noch freie Wohnungen gibt?<<, fragte ich sie spontan.
>>Doch<<, meinte Vanessa.
>>Es ist nämlich gerade erste eine freigeworden! Wieso, hast du
Interesse?<<
Ich bejahte.
>>Du weißt aber schon, was die
Wohnungen dort kosten — oder?<<, flüsterte Vanessa, doch plötzlich
erhellte sich ihr Gesicht.
>>Aber natürlich! Renée hat mir
mal gesagt, dass du in einer Bar arbeitest!<<
Vanessa machte ganz große Augen und
legte dann sofort einen Finger auf ihre Lippen.
>>Keine Sorge<<,
flüsterte sie, >>ich werde es nicht weitererzählen. Aber dann kannst du
dir eine Wohnung dort bestimmt leisten! Weißt du, meine Schwester arbeitet ebenfalls
als Barmädchen, allerdings zu Hause in Rio und ich weiß, dass sie richtig Geld
verdient!<<
Sie
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