Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

schlug vor, dass ich gleich im
Anschluss an die Probe mit ihr gehen sollte. Nicht dass man die Wohnung sonst
noch anderweitig vermieten würde, was Vanessa schade gefunden hätte. Sie wollte
mich Salvador, dem Hausmeister, vorstellen, denn dieser könnte mir die besagte
Wohnung auch zeigen.
    >>Renée ist dein
Freund?<<, fragte ich.
    >>Ja, du kennst ihn. Er proppt
fürs Revo<<, antwortete Vanessa und ich nickte. Manchmal war die Welt
wirklich nur ein Dorf!
    >>Vanessa, kann ich dich um
noch einen Gefallen bitten?<<, fragte ich sie dann. >>Als Tänzerin
weißt du doch bestimmt auch, wie man sich schminkt…<<
     
    Vanessa musste wieder lachen, als ich
ihr sagte, dass ich dafür zwei linke Hände hätte und sie erklärte sich sofort
bereit, mir auch das Schminken zu zeigen. Sie sagte, sie hätte mittlerweile so
viele Schminksachen, dass ich mir, außer einem Puder, der meinem Hautton
entsprechen würde, auch erst einmal nichts kaufen müsste, bis wir
herausgefunden hätten, welche anderen Farbtöne zu mir passten. Vanessa selbst
war dunkelhäutig und ich begriff, dass ich ihren Puder deshalb nicht benutzen
konnte. Sie meinte auch, mit meiner Haut sei es nicht nötig, dass ich Make-up
verwenden würde und mir fiel ein Stein vom Herzen. Dann bot sie mir an, ich
solle sie Donnerstagnachmittag nach der erneuten Probe in den „Gran Palace“
begleiten. Der Donnerstag sei zwar immer ihr freier Tag, aber im „Gran Palace“ gäbe
es eine große Künstlergarderobe. Vanessa erklärte, dort hätten wir alles, was
wir bräuchten und vor allen Dingen auch das perfekte Licht.
     
    Ich wollte sie für die Schminktipps
bezahlen und außerdem wollte ich nicht ihren freien Tag ruinieren, doch Vanessa
sah mich nur erbost an und meinte, das täte sie wirklich gerne. Also lud ich
sie ganz spontan für Donnerstagabend zum Essen ein — vorausgesetzt sie hätte
Lust und Zeit und Vanessa sagte zu.
    >>Solange wir Fisch essen. Ich
darf nämlich laut Vertrag nicht mehr als 60 Kilo wiegen und bin jetzt schon
hart an der Grenze<<, fügte sie hinzu.
    Daraufhin musterte sie sich in dem
großen Spiegel in der Umkleidekabine. Vanessa war circa 1.65 m groß und später
sollte ich feststellen, dass alle Kolleginnen aus ihrem Ensemble ungefähr diese
Größe hatten. Es gab jedoch noch eine weitere Tanztruppe aus Holland,
allerdings war die Truppe aus Brasilien, deren Vortänzerin und Star Vanessa
war, die Hauptattraktion des „Gran Palace“! Während Vanessa sich so im Spiegel
betrachtete, sah ich, dass sie ihre Füße irgendwie komisch voreinander setzte;
rechten Fuß seitlich nach außen und linke Hacke genau in die Kerbe innen am
rechten Mittelfußkochen. Sie lachte und meinte, dies sei eine typische Position
beim Ballett — die dritte Position, um genau zu sein. Ich hatte jedoch keine
Ahnung von Ballett und Vanessa erklärte prompt, sie würde mir zwei Freikarten
für das „Gran Palace“ besorgen — für mich und meinen novio! So wie sie
das Wort novio , welches so viel wie, fester Freund oder auch Verlobter
bedeutete, betont hatte, hoffte sie, dass ich dazu etwas sagen würde. Doch ich
lachte bloß und schüttelte dabei den Kopf. Mit einem novio konnte ich
nicht dienen!
    >>Hattest du nicht mal was mit
Xaví? Der, mit dem sich Renée ein piso teilt?<<, fragte Vanessa
daraufhin.
    Ich nickte.
    >>Oh<<, machte Vanessa
daraufhin und meinte, Xaví ginge es gar nicht gut, seit seine ex-novia wieder in Lloret aufgetaucht wäre! Die Tür ging auf und Señor José kam herein.
Er wollte wissen, ob wir schon Fortschritte machten. Ehrlich gesagt hatten wir
uns in den letzten 20 Minuten jedoch verquatscht, aber Vanessa rief sogleich,
dass ich ein Naturtalent sei. Tatsächlich lernte ich das Laufen auf dem Catwalk
dann auch wesentlich schneller als das Schminken mit beispielsweise einem
Eyeliner!
     
    ***
     
    Anschließend begleitete ich Vanessa ins
„Edificio Byblos“ und wir gingen zum Büro des Hausmeisters. Auf der Suche nach
Peters BWM war ich schon einmal hier gewesen. Damals hatte ich jedoch niemanden
angetroffen. Nun war der Hausmeister aber anwesend und Vanessa erklärte ihm,
dass ich Model sei und eine Wohnung suche. Als Vanessa mit ihm redete, wurde er
rot und grinste mehrmals verlegen. Es war offensichtlich, dass Salvador auf
Vanessa stand, sich aber gerade deshalb in ihrer Gegenwart auch total unwohl
fühlte! Für einen Hausmeister war Salvador zudem noch relativ jung, kaum älter
als ich. Er schien nett zu sein, machte aber auch einen etwas