Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
mir die Arbeitszeiten zu nennen. Ich hatte jedoch einen Moment
nicht zugehört und bat ihn, diese nochmal zu wiederholen — zum Mitschreiben,
während ich Papier und Kugelschreiber aus meiner Handtasche kramte. Die
Vorstellungen in Blanes fanden von Dienstag bis Sonntag immer um 16.00 Uhr
statt. Eine Modenschau dauerte dabei circa 30 Minuten. Danach fand der Verkauf
für die Gäste der jeweiligen Schau statt. Hierzu kamen bis zu drei extra
Verkäuferinnen aus Blanes. Zwar hatte auch die Filiale in Blanes jeden Tag durchgehend
für den regulären Verkauf geöffnet, weil aber nach den Modenschauen ein
besonders großer Andrang herrschte, immerhin konnten an einer Schau bis zu 100
Besucher teilnehmen, organisierte man hierzu auch extra Verkaufspersonal. Señor
José fuhr fort mir zu erklären, dass es an den Wochenenden auch schon mal zwei
Modenschauen gäbe: Samstags eine Extraschau um 19.00 Uhr und sonntags noch eine
am Morgen. Ab Oktober jedoch fanden die Modenschauen bis zum Start der neuen
Saison im nächsten Jahr nur mittwochs- und freitagsnachmittags statt und an den
Wochenenden samstags um 19.00 Uhr und sonntags um 16.00 Uhr. Señor José
erklärte dazu, dass man im Winter gerade an den Wochenenden, hauptsächlich mit
gutbetuchten französischen Touristen arbeiten würde. Diese hätten oftmals ein Häuschen
an der Costa Brava, wo sie die Wintermonate verbrächten. Oder es kämen reiche
Spanier aus Barcelona und Gerona.
Ich hatte alles mitgeschrieben und Señor
José sah mich ein wenig unglücklich an.
>>Es ist natürlich nicht sehr
viel, was sie bei mir verdienen können — aber immerhin sind es 2.500 Peseten
für eine halbe Stunde Arbeit!<<
Dann wollte er wissen, wo ich wohnte,
und ihm wurde klar, dass ich natürlich auch noch den Bus von Lloret nach Blanes
würde bezahlen müssen. Was er anscheinend jedoch nicht wusste, dass im
„Tropics“, oder in anderen Discotheken, Ausländer für gleiches Geld acht
Stunden oder länger Schwerstarbeit als Servicekräfte verrichteten. So gesehen
waren 2.500 Peseten für dreißig Minuten wirklich passabel, trotz Abzug einer
eventuellen Busfahrkarte!
>>Warum lassen Sie mich nicht
auch im Verkauf mitarbeiten?<<, fragte ich dann. Damit meinte ich
natürlich nur den Extraverkauf nach den jeweiligen Modenschauen, doch Señor
José hatte mich schon verstanden.
>>Ja, aber Sie wissen doch gar
nichts über Pelze<<, antwortete Señor José vorsichtig. Ich nickte.
>>Das mag ja sein, aber alles
kann man lernen und dafür spreche ich auch fließend Deutsch und Englisch und mein
Französisch ist auch ganz passabel.<<
Ich hatte damals meine Handtasche
hier in dieser Filiale gekauft und wusste daher, die preisgünstigsten Teile wie
kleinere Lederhandtaschen, Gürtel oder Handschuhe aus Leder kosteten immerhin
schon um die 10.000 Peseten. Was jedoch die Pelzmäntel anging, so waren darunter
Teile, die fast eine Million Peseten kosteten — damals umgerechnet ungefähr
15.000 DM! Meine Kusine in Deutschland hatte zudem in einer Boutique gearbeitet
und ich wusste, dass dort die Verkaufspreise mit ungefähr 200% Aufschlag
kalkuliert wurden. Kaufte man also etwas für 50 DM ein, dann kostete es im
Verkauf mindestens 149 DM oder gar 155 DM. Ich war mir sicher, dass auch Señor
José ähnlich kalkulierte und machte ihm deshalb folgenden Vorschlag.
>>Wenn ich nichts verkaufe,
brauchen Sie mir auch nichts extra zu bezahlen. Sollte ich jedoch etwas
verkaufen, so bekomme ich 5% der Verkaufssumme.<<
Señor José lachte.
>>Sie haben sich wohl schon mit
Mercedes unterhalten<<, rief er dann. Ich hatte jedoch keine Ahnung, wer
Mercedes überhaupt war und sagte nichts. Ich sah ihn lediglich abwartend an. Señor
José überlegte.
>>Abgemacht<<, rief er
schließlich und streckte über seinen Schreibtisch hinweg die Hand aus. Gerade
in dem Moment kam auch Señora Prat mit dem café und verzog missbilligend
die Mundwinkel, als sie sah, wie ihr Chef und ich uns die Hand reichten. Sie
hatte für den café ziemlich lange gebraucht, doch wahrscheinlich hatte
sie auch noch andere Dinge zu tun als Kaffeekochen. Dennoch erschien mir Señora
Prat ein bisschen sauertöpfisch, aber ich war zuversichtlich, dass ich damit
schon zurechtkommen würde.
Dann kam Vanessa. Vanessa kam aus
Brasilien, war bildschön und hatte rassige Kurven.
>>Sie gehört zum Starensemble
des Gran Palace<<, schwärmte Señor José und begrüßte sie mit zwei
Küsschen. Vanessa sprach ebenfalls fließend Spanisch, war
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