Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
weil es nur dort einen Taxistand gab. Ich merkte, wie praktisch
doch ein eigenes Auto wäre und fing an, darüber nachzudenken, wie ich am besten
zu einem eigenen PKW käme. Früher hatte ich den Weg zum „Mau-Mau“ oder zum „Japόn“
immer bequem zu Fuß laufen können. Doch jeden Tag mit dem Taxi die Strecke nach
Blanes und zurück, würde ganz schön ins Geld gehen. Ich hatte jedoch nicht vor,
bei Wind und Wetter, auf den Bus zu warten, der zudem immer wahnsinnig voll war
und auch viel zu lange brauchte!
Als wir dann im „El Trull“ eintrafen,
stellten wir zuallererst einmal fest, dass man keinen Tisch mehr für uns hatte. Eigene Schuld , dachte ich, ich hatte nämlich auch nicht vorab
reserviert! Doch der Maître war so von Vanessa begeistert, dass er uns bat,
einen Augenblick zu warten. Er erklärte, er würde sich schnell etwas einfallen
lassen. Schließlich geleitete er uns an einen kleinen Tisch, den man eiligst oben
auf die kleine Brücke gestellt hatte, die über den riesigen Swimmingpool führte.
Ich war noch nie zuvor im „El Trull“ gewesen und wusste nur vom Hörensagen,
dass es zu den besten Restaurants in Katalonien zählte. Das Restaurant war
jedenfalls riesig und das Außenareal mit den Terrassen ebenfalls. Überall saßen
die Leute unter riesigen Baldachinen und genossen das exzellente Essen und den
mediterranen Flair in der warmen Sommernacht. Untermalt wurde alles zudem durch
die Musik einer spanischen Live-Band.
Vanessa und ich nahmen mit einem
Lachen zur Kenntnis, wo sich unser Tisch befand, denn hier oben saßen wir
wirklich wie auf dem Präsentierteller! Nicht nur, dass wir alles überblicken
konnten, auch die anderen Gäste konnten uns genau sehen — noch dazu, weil wir
beide Kleidung in Neonfarben trugen. Ich trug das neue Stretch-Kleid mit
neonblauem Streifen und Vanessa einen neongrünen Minirock mit Rüschen und ein
pinkfarbenes Seidenoberteil, das kaum mehr als ein Tuch war, welches sie vom
Nacken quer über die Brust geschlungen und dann hinten im Rücken einfach zusammengeknotet
hatte. Auffallend oft kam der Maître an unseren Tisch und fragte, ob alles nach
Wunsch sei. Dreimal kam er auch, um mitzuteilen, dass einige Herren aus dem
Restaurant uns gerne einladen würden, doch wir lehnten jedes Mal ab. Der Maître
hatte Vanessa natürlich erkannt und bat sie nach dem Essen sogar um ein
Autogramm. Hierzu hatte Vanessa extra Autogrammkarten in ihrer Handtasche, die
ihre Tanztruppe zeigte, wobei sie selbst jedoch ganz groß vorne als Erste
abgebildet war. Während Vanessa dem Maître eine der Karten signierte, fragte
dieser mich, ob ich ebenfalls Tänzerin im „Gran Palace“ wäre. Ich lachte und
schüttelte den Kopf.
>>Oh<<, machte Vanessa
daraufhin. >>Aber Sabrina ist dafür Model bei „Modas Taurus“.
Vanessa hatte keine Starallüren, obwohl
es offensichtlich war, dass wir den Tisch und die Sonderbehandlung nur
ihretwegen bekommen hatten. Und so gingen denn auch die Getränke und cafés aufs Haus. Vanessas Gesicht war auch auf allen Postern und Flyern abgedruckt,
mit denen der „Gran Palace“ warb und ich fragte Vanessa, wie lange ihr Engagement
mit dem Nachtclub noch laufen würde. Vanessa wusste es jedoch nicht und meinte,
dies hinge davon ab, was ihr Agent aushandeln würde. Aber sie ging davon aus,
dass sie in Kürze erfahren würde, ob das Engagement nochmals verlängert werden
würde. Der Nachtclub von Lloret war ebenfalls noch relativ neu und erst im Jahr
zuvor eröffnet worden. Seitdem traten auch Vanessa und ihr Ensemble dort auf.
Im Winter gab es allerdings nur drei Vorstellungen an den Wochenenden und im
November und Januar war der Club ganz geschlossen. Vanessa freute sich
jedenfalls schon darauf, im Winter für einige Wochen nach Brasilien zu fliegen
und ihre Familie zu besuchen. Mir fiel ein, dass Renée ja bestimmt die
Wintermonate auf Teneriffa verbringen würde, doch Vanessa sagte, das wäre schon
OK so. Sie und Renée hätten nur eine lockere Beziehung. Ich dachte daran, wie
er aus Babs‘ Schlafzimmer gekommen war und deshalb war ich erleichtert, als
Vanessa hinzufügte, weder sie noch Renée wären monogam veranlagt. Zwar
erinnerte ich mich auch daran, wie Xaví mir erzählt hatte, dass Renée überlegen
würde, mit seiner Freundin zusammenzuziehen, aber ich maß diesem Widerspruch —
leider — keine Bedeutung bei! Stattdessen fragte ich Vanessa, wie lange sie
denn schon mit Renée zusammen wäre und Vanessa antwortete, sie hätten
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