Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
mit
ausländischen Models gemacht. Doch nun sei alles gut und er habe sie überzeugen
können, dass ich anders war! Er nahm sie in Schutz. Ich wollte jedoch keine
große Sache daraus machen und nickte deshalb nur. Señor José sagte dann, dass
Mercedes nun im Umkleideraum der Models wäre und mir dort die Kreationen zeigen
würde, die ich künftig präsentieren sollte. Morgen würden sich dann alle Models
schon eine Stunde vor der eigentlichen Schau einfinden, um mit mir zusammen
noch einmal den neuen Ablauf der Modenschau zu proben. Dann wies Señor José mir
den Weg zur Umkleide und Vanessa erklärte, dass sie lieber hier im Foyer auf
mich warten würde.
Als ich dann in den Umkleideraum kam,
war Mercedes gerade dabei, lieblos einige Jacken an einen Konfektionsständer
mit Rädern zu hängen. Ohne mich auch nur anzusehen, sagte sie auf Katalanisch, dies
wären die Sachen, die ich in Zukunft vorführen müsste. Dann fragte sie mich überflüssigerweise,
ob ich auch die Landessprache verstünde. Ich sah sie ein wenig verblüfft
an — immerhin hatte ich eben mit ihrem Chef Spanisch gesprochen!
>>Natürlich spreche ich Spanisch<<,
sagte ich deshalb. Mercedes fuhr mich daraufhin in ziemlich schroffen Tonfall
an, das hier sei aber nicht Spanien sondern Katalonien und die
Landessprache sei demzufolge auch nicht Spanisch sondern Katalanisch! Ich holte tief Luft, verzichtete jedoch darauf, Mercedes zu erklären, dass Katalanisch
als eigene Sprache noch nicht einmal anerkannt war. — Auch wenn gerade viele
ältere Spanier in Katalonien vorgaben, nur diesen Dialekt zu sprechen oder zu
verstehen. Auch Señora Prat tat so, als habe sie Probleme mit dem Castellano
(Kastilisch), obwohl gerade die Spanier ihrer Generation dies perfekt sprechen
mussten, denn zu Francos Zeiten war Katalanisch verboten gewesen. Mercedes
erklärte mir dann von oben herab, dass sie prinzipiell nur Katalanisch spräche und
wenn ich dies nicht verstünde, dann sei dies mein Problem! Ich zuckte die
Schultern und antwortete, solange sie kein Bayrisch sprechen würde, wäre alles
gut. Mercedes begriff den Witz jedoch nicht und hängte gerade lustlos ein rotes
Kostüm ganz nach vorne an den Konfektionsständer. Dann sagte sie, das rote
Kleid könnte ich unter all den Lederjacken und Pelzen tragen, die sie für mich
ausgesucht hätte. Daraufhin besah ich mir die Teile etwas genauer: alles Braun-
und Rottöne, noch dazu weit geschnitten! Nicht ein einziges Teil war auf Taille
gearbeitet und es war auch kein einziger langer Mantel dabei! Ich wusste aber,
dass Señor José mich vor allen Dingen in langen Mänteln auf dem Laufsteg sehen
wollte. Dazu hatte Mercedes dann auch noch dieses alte, abgewetzte, rote Kleid
gehängt, welches ich darunter tragen sollte. Abgesehen davon, dass der Fummel
schrecklich war, roch er auch nach Schweiß und ich sagte ihr, dass ich dies auf
keinen Fall anziehen würde! Mercedes lachte jedoch bloß und erwiderte grimmig,
dass ich genau das tun würde, was sie mir sagte — oder ich könnte gleich wieder
verschwinden!
>>Das wollen wir doch mal
sehen!<<, sagte ich, drehte mich um und ging schnurstracks zum Büro von
Señor José. Zwar klopfte ich einmal, aber ich wartete nicht auf sein Herein ,
sondern öffnete die Tür und trat einfach ein.
>>So geht das nicht<<,
sagte ich frei heraus. >>Ich nehme an, dass sie mich eingestellt haben,
damit ich vor allen Dingen lange Pelze vorführe und Farben und Schnitte, die zu
mir passen, so dass die Kunden sich auch angesprochen…<<
Weiter kam ich nicht, denn Mercedes
riss wutentbrannt die Tür auf und schrie, was mir einfallen würde! Señor José
war mittlerweile aufgestanden und eilte nun um seinen Schreibtisch herum. Er
packte Mercedes bei den Schultern und herrschte sie an, sich zu beruhigen! Doch
sie schrie nur, dass er mich auf der Stelle wieder feuern solle, weil ich
einfach nur ein großer Trampel wäre und sie auch keine ausländischen Weiber in
ihrer Truppe haben wolle! Señor José stöhnte und bat mich erneut, für einen
Augenblick den Raum zu verlassen. Ich tat wie geheißen und weil ich auch nicht
lauschen wollte, ging ich zurück zu Vanessa. Diese hatte natürlich ebenfalls
gehört, wie Mercedes angefangen hatte herumzuschreien und seufzte.
>>Mach‘ dir nichts
draus<<, sagte sie dann. >>In Marbella und Madrid gibt es auch noch
ein paar dieser Modehäuser, die sich darauf spezialisiert haben, mit Models zu
arbeiten und ich bin mir sicher, die alle nehmen dich mit
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