Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Geschäft
tatsächlich das Beste wäre, wenn sie kündigen würde! Mercedes und ihre Mutter
wurden daraufhin leichenblass. Das Servicepersonal und auch die anderen Modelle,
zogen sich leise zurück — nur ich stand noch dort. Ich rechnete damit, dass
Mercedes sich nun auf dem Absatz umdrehen und hoch erhobenen Kopfes „Modas
Taurus“ verlassen würde — jedenfalls hätte ich dies getan, wenn mich jemand als
antiquiert, arrogant und als schlecht fürs Geschäft bezeichnet hätte! Doch der
Stolz von Mercedes war genauso unecht wie alles andere an ihr und statt die
Nummer bis zum Ende durchzuziehen, gab sie klein bei. Ihre Lippen wurden dabei
wieder ganz schmal und dann sagte sie, Señor José sei der Chef und müsse wissen,
was er täte. Mercedes gab sich gekränkt und erklärte, sie habe ja nur ihre fachliche Meinung äußern wollen. Damit warf sie einen Blick auf ihre
winzige, goldene Armbanduhr und meinte, es würde ohnehin Zeit, dass sie nochmal
ihr Make-up überprüfe, bevor die ersten Gäste einträfen!
Das Betriebsklima war wirklich
schlimm, doch während der Modenschauen merkte man davon nichts. Vor der ersten
richtigen Schau mit Publikum war ich dann doch ein bisschen nervös, aber einmal
auf dem Laufsteg, lief alles wie von selbst. Ich fiel nicht über meine eigenen Füße
und mein Lampenfieber war wie weggeblasen. Señor José war mir dabei eine große
Hilfe. Er machte seine Ansage sehr gut und stellte jedes Mädchen namentlich vor.
Dabei entging mir nicht, dass er sich bei mir besonders viel Mühe gab. So sagte
er beispielsweise über den Leopardenmantel, den ich nun vorführte, dass er genau
so sexy sei wie Sabrina — das Model. Daraufhin blieb ich stehen und verneigte
mich zum Dank in seine Richtung. Dem Publikum gefiel die Einlage und es begann zu
klatschen. Im Laufe der Zeit überlegten Señor José und ich uns noch mehrere
dieser kleinen Einlagen, die beim Publikum immer gut ankamen. Stammte der Pelz
von einer Raubkatze, imitierte ich diese und tat so, als hätte ich Krallen und würde
miauen. Dies kam vor allen Dingen bei den männlichen Gästen sehr gut an und die
waren es in der Regel auch, welche letztendlich die Einkäufe ihrer Gattinnen
bezahlen mussten!
Nach der Modenschau begleitete ich Señor
José in den Verkauf. Wir hatten abgesprochen, dass ich ihn zumindest erst
einmal zwei Wochen lang nur begleiten würde, bevor ich selbst Kunden
bedienen dürfte! Er wollte sicher sein, dass ich all die verschiedenen Pelze
und ihre Verarbeitung genau kannte und auch genau wusste, wo in dem großen
Verkaufsraum welche Teile hingen, usw. Allerdings hörte ich auch jeden Tag
seine Ansagen während der Modenschau und schon alleine dadurch lernte ich viel
über die unterschiedlichen Pelz- und Lederarten, ihre Herstellung und Herkunft.
Aber natürlich hatte „Modas Taurus“ mehr Ware anzubieten, als das, was wir
während den Modenschauen präsentierten! Doch ich war zuversichtlich, dass ich mich
ziemlich schnell mit allem auskennen würde. Ich hatte Interesse an der Arbeit
und das war für mich die beste Motivation. Darüber, dass für eine weiße
Pelzjacke aus Seehundbabyfell, das Tier grausam erschlagen wurde, dachte ich jedoch
nicht nach. So gesehen war es mir damals auch noch nicht bewusst, obwohl es
natürlich auf der Hand lag, dass ein Seehund, eine Raubkatze oder ein Fuchs, ja
selbst eine Schlange oder ein Krokodil, ihr Fell oder ihre Haut, nicht einfach
mal so abstreiften, damit irgendwelche Designer daraus Kleidungsstücke oder
Handtaschen fertigen konnten.
Auch an meinem ersten Arbeitstag
bestand die Besucherschaft der Modenschau ausschließlich aus deutschen Urlaubern
und später erfuhr ich von Señor José, dass die Deutschen am ehesten Geld für
eine Lederjacke oder einen Pelz ausgaben. Die allerbesten Kunden seien jedoch
die Schweizer, erklärte er. Österreicher und Holländer kauften selten und
Belgier und Italiener wären schwer einzuschätzen. Hauptsächlich im Winter kämen
dann auch viele Franzosen, Andorraner und Engländer, alles ältere Herrschaften,
dafür aber mit viel Geld und noch dazu aus Regionen, wo man eine dicke
Pelzjacke tatsächlich gut gebrauchen konnte. Dennoch kamen wohl gerade im
Winter auch viele Spanier zu „Modas Taurus“ und kauften sich hier ihren Pelz.
Ich fand dies ein wenig irrsinnig, denn selbst in Katalonien wurde es selten so
kalt, dass der Kauf eines Pelzes sich gelohnt hätte. Aber Señor José sagte dazu
nur, dass eben auch die
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