Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Kusshand!<<
    Ich wollte jedoch nicht weg aus
Lloret, aber Vanessa hatte natürlich auch keine Ahnung, was ich schon alles auf
mich genommen hatte, um hier bleiben zu können! Was ich nicht verstand war, warum
Señor José diese Mercedes nicht einfach feuerte! Ihr Benehmen war mehr als nur
unzumutbar! Auf meine diesbezügliche Frage hin zuckte Vanessa zuerst nur mit
den Schultern. Doch dann meinte sie, es hinge vielleicht damit zusammen, dass
Mercedes die Tochter von Señora Prat sei.
     
    Dann kam Señor José erneut zu uns und
ich rechnete schon fast damit, dass er mir sagen würde, es täte ihm zwar leid,
aber das mit dem Job würde doch nichts werden. Stattdessen entschuldigte er
sich erneut bei mir und erklärte dann, er habe Mercedes nach Hause geschickt und
würde die Sache nun selbst regeln. Tatsächlich kam auch Mercedes gleich darauf
um die Ecke und rauschte an uns vorbei zur Tür hinaus. Man konnte Señor José
anmerken, dass er innerlich kochte und bemüht war, Fassung zu bewahren. Dann
rief er nach Señora Prat und wir alle gingen gemeinsam wieder in den
Umkleideraum. Diesmal ging auch Vanessa mit. Señor José wies Señora Prat daraufhin
an, alle Sachen von meinem Konfektionsständer wieder wegzunehmen, was sie
widerwillig tat. Dann nahm er von den Konfektionsständern der anderen vier Models,
jeweils einige Kreationen herunter und hängte sie an meinen Ständer. Dabei nahm
er von zwei Ständern jeweils eine Kreation herunter und von zwei Ständern
jeweils zwei Kreationen. Ich begriff. Die Modenschau würde also nicht
ausgeweitet oder länger, die anderen Models hätten nun lediglich weniger
Auftritte.
     
    Als Señor José dann jedoch einen
langen, schwarzen und bestimmt sündhaft teuren Pelzmantel von einem der Ständer
nahm, meldete sich Señora Prat zu Wort und rief, das könne er doch nicht
machen! Dies sei doch das Prunkstück der Modenschau und dies vorzuführen, wäre
doch immer ihrer Tochter vorbehalten gewesen! Señor José sah sie nur an ohne
etwas zu sagen und hängte den Mantel dann ebenfalls an meinen Ständer.
Schließlich forderte er mich auf, alle diese Teile einmal anzuprobieren, ob sie
auch passten. Alles passte, bis auf die beiden Teile, die Señor José von Mercedes‘
Ständer genommen hatte. Sie waren eine Nummer zu groß. Señor José reichte sie
daraufhin an Señora Prat und bat sie, die Teile eine Konfektionsgröße kleiner
herzubringen. Während sie weg war, erklärte er mir den Ablauf der Modenschau. Im
Prinzip war alles sehr einfach und ich hatte mir das meiste auch schon so zusammengereimt.
     
    Mit mir zusammen arbeiteten nun fünf
Models für Señor José und ich sollte künftig immer als drittes Model laufen. Wichtig
war, dass sich immer ein Model gerade auf dem Laufsteg befand. Während sie
lief, hatten die anderen Mädchen Zeit, sich umzuziehen. Man lief dann die
gesamte Länge des Laufstegs ab, blieb stehen, drehte sich vielleicht einmal im
Kreis oder ließ, je nachdem was man gerade vorführte, auch schon mal ein Teil
über die Schultern gleiten, knöpfte eine Jacke auf oder zu — und lief dann
wieder zurück, sobald das nächste Model den Laufsteg betrat. So hatte Vanessa
es mir auch erklärt. Pro Kreation waren circa 60 Sekunden vorgesehen, in denen
Señor José, der die Schau moderierte, etwas zu den jeweiligen Kreationen sagte,
die gerade vorgeführt wurden. Damit jedes Model auch den Zeitplan einhielt, achtete
Señora Prat hinter der Bühne darauf, dass die Mädchen nicht in Verzug gerieten.
Gleichzeitig sollte sie den Models aber auch helfen, mal einen Reißverschluss
zu schließen und sie sollte auch aufpassen, dass alles richtig saß! Insgesamt
konnten so in 30 Minuten 30 Kreationen vorgeführt werden. Dabei kam nun jedes
Mädchen sechs Mal auf den Laufsteg und hatte somit gut drei Minuten Zeit, sich
umzuziehen, damit es auch pünktlich wieder bereit stand, wenn es wieder an der
Reihe war. Vorher, mit nur vier Mädchen, war die Zeit zum Umziehen wesentlich
kürzer gewesen und Señor José erklärte, dass es dann manchmal richtig stressig
geworden wäre. Auch deshalb war er froh, endlich wieder ein Model mehr zu
haben.
     
    Ich sagte ihm auch, dass ich das rote
Kleid, welches Mercedes für mich ausgesucht hatte, auf keinen Fall anziehen
würde und machte den Vorschlag, meine eigenen Sachen mitzubringen. Señor José
fragte, ob ich denn überhaupt im Besitz eines Haute-Couture-Kleides sei und ich
schüttelte den Kopf.
    >>Nein<<, sagte ich dann.
>>Aber sie