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Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

Titel: Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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zum Überleben und
außer Xaví kannte ich auch niemanden, der nicht mehr oder weniger regelmäßig
kokste.
     
     Als wir dann wieder zum Auto
zurückgingen, um eine weitere Ladung von Corinnas Müllsäcken zu holen, kam
Salva und ich stellte ihn und Corinna einander vor. Dabei geschah das, was ich
oft bei Südländern beobachtete, wenn sie einer gutaussehenden Superblondine begegneten
— Salva blieb die Spucke weg. Er bot uns auch sogleich seine Hilfe an und
schließlich ließ ich Corinna in Salvas Obhut und fuhr schnell zu meinen ehemaligen
Vermietern, um dort meine restlichen Sachen abzuholen. Zusammen mit dem Mann
schaffte ich selbst Ernies alten, schweren Fernseher die Treppe hinunter und
wir verstauten ihn dann im Kofferraum. Die Frau gab mir bei dieser Gelegenheit
auch einige Briefe, die alle von Ernie stammten und an mich adressiert waren.
Sie waren alle erst nach meinem plötzlichen Verschwinden eingetroffen.
     
    Als ich dann in der Wohnung meiner
ehemaligen Vermieter meine restlichen Sachen in einen Müllsack stopfte, fiel
mein Blick auf ein Foto an der Wand. Es zeigte das Ehepaar in jüngeren Jahren,
zusammen mit einem jungen Mann. Die Frau hatte gesehen, dass ich das Foto
entdeckte hatte und nahm es daraufhin von der Wand, damit ich es besser
betrachten konnte. Sie sagte, der junge Mann wäre ihr Sohn. Er war im Alter von
23 Jahren an Blutvergiftung gestorben. Vielleicht erklärte das ja, warum die
beiden Ernie immer so gerne gemocht hatten, überlegte ich und versprach, erneut
vorbeizukommen und zu erzählen, was Ernie in seinen Briefen geschrieben habe.
Ich ging davon aus, dass diese aus dem Gefängnis kamen, was aber anhand des Absenders
in Den Haag nicht direkt offensichtlich war. Aber ich hatte auch nicht vor, den
beiden alten Leuten in Bezug auf Ernies Vergangenheit oder seinen wahrscheinlichen
momentanen Verbleib die Wahrheit zu sagen. Manche Sachen bleiben besser unausgesprochen und wiederum manche Sachen bleiben leider unausgesprochen.
     
    Gegen halb fünf machten Corinna und
ich uns dann auf den Weg nach Blanes zu diesem Haushaltswarengeschäft.
Unterwegs fragte Corinna sich plötzlich, was Paolo wohl machen würde. Dann
schlug sie vor, später noch einmal nach Blanes zum „Studio Uno“ zu fahren, wo
Paolo nachts meistens anzutreffen wäre. Ich hatte nichts dagegen, aber ich
sagte Corinna auch, dass ich auf jeden Fall vor vier Uhr wieder in Lloret sein
wollte!
     
    Paolo war später in der Nacht tatsächlich
im „Studio Uno“, allerdings in Begleitung eines Mädchens. Corinna rannte daraufhin
sofort wieder raus auf die Straße und zurück zum Auto. Ich war sauer.
    >>Glaubst du eigentlich, ich
fahre den ganzen Weg hierher, damit du gleich wieder weglaufen kannst?!<<,
fuhr ich sie an. >>Was hast du denn erwartet — dass Paolo sich nach dir
die Augen ausweint? Außerdem weißt du ja gar nicht, welche Art von Beziehung er
zu der giri da hat!<<
    Dass das Mädchen in Paolos Begleitung
eine giri , also eine Touristin gewesen sein musste, lag auf der Hand.
Nur Touristinnen trugen derart krause Dauerwellen und bei über dreißig Grad
Hitze noch Oberteile mit dicken Schulterpolstern — außer vielleicht
Mercedes! Außerdem hatte es für mich eher danach ausgesehen, als wäre Paolo
noch dabei gewesen, die Lage zu sondieren.
     
    Schließlich konnte ich davon auch
Corinna überzeugen und wir gingen zurück. Im „Studio Uno“ suchten wir uns einen
Platz an der Theke, von wo aus man uns gut sehen konnte. Eigentlich war dies
überflüssig — denn Corinna fiel mit ihren platinblonden Haaren natürlich immer
und überall sofort auf! So dauerte es dann auch gar nicht lange und Paolo hatte
sie entdeckt. Seine Begrüßung lief ähnlich herzlich ab, wie damals, als sie sich
zu Beginn der Saison im „Hollywood“ getroffen hatten. Paolo freute sich nun jedoch
fast genauso überschwänglich, mich wiederzusehen und von meinem neuen Look war
er auch angetan, was Corinna gleich wieder irritierte. Seine Begleiterin war
jedenfalls vergessen. Paolo hakte uns beide unter und stellte uns daraufhin ein
paar seiner Bekannten vor. Dabei versuchte er, mich mit dem D.J. des „Studio
Uno“ zu verkuppeln und ich merkte, wie Corinna wieder entspannte. Doch ich hatte
kein Interesse an dem D.J.. Dennoch wurde es ein ausgelassener Abend und als
ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es schon zwanzig vor vier.
    >>Ich muss weg!<<, rief
ich erschrocken und ließ mir meine Tasche vom Barkeeper geben. Ich

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