Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
knurrte er auf Englisch. Er fügte hinzu, alle
Zimmer hätten das gleiche Schloss — und bevor ich mich versah, hatte er mit
seinem Schlüssel auch schon die Tür zu Corinnas Zimmer aufgeschlossen! Corinna
lag im Bett und schlief tief und fest. Dann bemerkte ich die Ohrstöpsel und
rüttelte sie wach.
>>Wie bist du denn überhaupt
hier rein gekommen?<<, piepste sie, als sie endlich wach war. Ich berichtete
ihr von ihrem Zimmernachbar und der Sache mit den Schlössern.
>>Oh Gott<<, stöhnte
Corinna daraufhin. >>Es wird echt Zeit, hier abzuhauen! Nicht auszudenken,
wenn der Typ mal in meiner Abwesenheit mein Zimmer durchsucht hätte. Immerhin
bunkere ich hier auch mein ganzes Erspartes!<<
Ich konnte es kaum fassen, dass sich
Corinna, nach alledem was ihr in den letzten Monaten passiert war, immer noch
kein eigenes Bankkonto zugelegt hatte. Corinna zuckte jedoch nur die Schultern
und meinte, sie habe halt bislang noch keine Zeit dafür gehabt! Dann
entschuldigte sie sich, weil sie durch die Ohrstöpsel auch ihren Wecker nicht
gehört hatte. Jedenfalls hatte sie schon gepackt und überall im Zimmer standen
prallgefüllte, blaue Müllbeutel herum!
Zehn Minuten später war sie dann auch
angezogen und hatte sich notdürftig das Gesicht gewaschen und die Zähne
geputzt. Wir machten uns auf den Weg zu ihrem El-Barco-Bekannten. Ich wollte unterwegs
auch schnell bei meiner Bank vorbei, um die Schweizer Franken einzuzahlen. Also
sagte ich zu Corinna, dass sie ihr Erspartes und ihren Pass mitnehmen sollte.
Eine Stunde später war dann auch Corinna im Besitz eines eigenen Kontos. Anscheinend
konnte ich es immer noch nicht so ganz lassen, mich in Dinge einzumischen, die
mich eigentlich nichts angingen. Was hatte es mich schon zu interessieren, wo
Corinna ihr Geld aufbewahrte? Andererseits hatte ich ja sowieso zur Bank
gemusst und da war es auch nur eine kleine Mühe gewesen, Corinna mal eben in
die richtige Richtung zu schubsen!
Jaime, Corinnas Bekannter, hatte dann
tatsächlich ein Auto für uns und das kostenlos. Ein Blick auf meinen
Führerschein genügte ihm auch und wir bekamen die Schlüssel zu einem, wenn auch
schon ziemlich klapprigen Ford Fiesta — allerdings mit Schiebedach. Corinna hatte
jedoch bemerkt, dass Jaime auch neuere Autos zum Verleih anbot und sprach ihn
ein wenig pikiert darauf an. Jaime erklärte daraufhin, er hätte gesehen, dass
ich erst seit zwei Jahren einen Führerschein hätte und demnach bestimmt noch
nicht über viel Fahrpraxis verfügen würde. Zudem seien die Straßen hier eng und
wenn ich in den alten Fiesta eine Beule fahren würde, so wäre das auch nicht
weiter tragisch. Ich sah das genauso und außerdem hatten die anderen Autos auch
alle kein Schiebedach! Dieses erwies sich nämlich als äußerst praktisch, als
Corinna kurze Zeit später die blauen Müllbeutel mit ihren Sachen einfach aus
dem Fenster ihres Pensionszimmers durch das geöffnete Schiebedach direkt hinein
ins Auto warf. Ich schob die Tüten dann bloß noch nach hinten und in weniger
als zehn Minuten war alles eingeladen. Die eigentliche Schlepperei fing erst am
„Edificio Byblos“ an, weil wir den Wagen natürlich vor dem Gebäude auf der
Straße parken mussten. Von dort mussten wir alles den langen Weg am Pool vorbei
bis zu unserem Hauseingang tragen und Corinna war froh, als sie sah, dass es
einen Fahrstuhl gab. Von der Wohnung selbst war sie begeistert.
Ich fand, Corinna sah schon wesentlich
besser aus, als an dem Abend, wo ich sie bei Henry getroffen hatte und dies
sagte ich ihr auch ganz ehrlich. Corinna erklärte, dass sie seit dem Abend auch
noch nicht ein einziges Mal aus gegangen wäre. Stattdessen wäre sie tagsüber
ein paar Stunden am Strand gewesen und hätte, dank der Ohrstöpsel, die letzten
Nächte auch ganz gut schlafen können. Sie sagte, sie habe nachgedacht und fände
es an der Zeit, auch ihren Alkoholkonsum herunterzufahren — hauptsächlich
jedoch, weil sie in letzter Zeit so zugenommen hatte. Dies wäre ihr aber erst bewusst
geworden, nachdem sie mich schlank und rank und braun gebrannt bei Henry gesehen
hätte. Als Corinna dies sagte, klang darin ein leichter Vorwurf mit, aber so
war Corinna nun eben. Dann kicherte sie und fügte hinzu, sie würde stattdessen nun
ein bisschen mehr Koks nehmen — zumindest würde das nicht dick machen! Ich wusste
nicht, was schlimmer war: Alkohol oder Kokain und deshalb sagte ich dazu auch
nichts. Aber Kokain gehörte hier zum Leben dazu, wie Wasser
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