Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Bilbao
zurückzukehren, die Stadt, in der er aufgewachsen war.
So blieb letztendlich nur Adelio
übrig und gut zwei Jahre nach unserer Reise nach Miami erklärte ich mich
endlich bereit, bei ihm einzuziehen. Am Abend meines offiziellen Einzuges
schenkte er mir einen Diamantring und sagte, er wüsste zwar, dass ich ihn nicht
heiraten wollte, aber er fände, dass ich diesen Ring trotzdem tragen könnte —
immerhin würden wir ab jetzt zusammenleben wie Mann und Frau. Es dauerte jedoch
nochmals zwei Jahre, bevor ich auch bereit war, meinen Job bei Señor José endgültig
an den Nagel zu hängen. Auch hier hatte sich einiges geändert. Señor José hatte
Mercedes mittlerweile entlassen und auch ihre Mutter arbeitete nicht mehr für
„Modas Taurus“. Seitdem herrschte ein völlig anderes, besseres Betriebsklima
dort und es arbeiteten nun auch mehr ausländische Models für Señor José — und
alle kamen sie miteinander aus; egal ob Andalusierin, Katalanin, Französin oder
Deutsche! Allerdings hatten die Tierschützer „Modas Taurus“ nun ebenfalls entdeckt
und nach mehrmaligen Groß-Demonstrationen vor beiden Filialen und einigen
Negativ-Schlagzeilen in der Presse, erklärte Señor José sich schließlich bereit,
in Zukunft beispielsweise keine Pelze aus Seehundfell oder von Raubkatzen, wie
dem schwarzen Leoparden, mehr zu verkaufen. Immer mehr Pelze kamen nun
ausschließlich von Zuchtfarmen, die über eine Lizenz verfügten, zum Beispiel
auch den heißbegehrten Zobel eigens zur Pelzherstellung zu züchten.
Doch Adelio war reich und wollte
etwas sehen von der Welt. Er verstand auch nicht, warum ich immer noch so an
Lloret hing und meinte, wir könnten überall auf der Welt wohnen. Weil er
wusste, dass ich Vanessa vermisste, flog er 1986 zwei Mal mit mir nach Las
Vegas und auch in den darauffolgenden Jahren besuchten wir Vanessa immer dort,
wohin ihre Engagements sie und ihre Truppe, gerade verschlagen hatten.
Zwischendurch hatte sie auch immer wieder Soloengagements als Sängerin und 1990
bei einem dieser Engagements erwischte es schließlich auch Vanessa und sie
verliebte sich — Hals über Kopf — in den Besitzer eines Nachtclubs und war binnen
drei Wochen verheiratet. Seitdem lebte Vanessa nun in Miami, wo sich auch der
Nachtclub ihres Ehemannes befand. Ich bat Vanessa inständig, mir nicht zu
schreiben, falls sie etwas von Xaví hören würde, so denn er überhaupt noch in
Miami war und Vanessa hielt sich daran. Ich war seit damals auch nie wieder in
Miami gewesen, obwohl Adelio mehrmals vorgeschlagen hatte, wieder dorthin zu
fliegen. Ich hatte immer abgelehnt unter dem Vorwand, dass es einfach noch zu
viele schöne Plätze gäbe, an denen wir auch noch nicht gewesen wären. Als nun
jedoch Vanessa ganz nach Miami zog, verstand Adelio nicht, warum ich immer noch
nicht dorthin zurückkehren wollte — immerhin war Vanessa meine beste Freundin.
Doch ich konnte und wollte nicht zurück nach Miami. Und ich konnte und wollte
auch Adelio nicht erklären, wieso! Stattdessen verschwand ich für eine Woche
nach Bilbao, so, wie ich es seit Alonsos Weggang regelmäßig tat.
Kapitel XV: 1994
Ende September 1994 hielt ich es eines
Morgens einfach nicht mehr aus. Ich ging den langen Weg von Canyelles zu Fuß über
die Strandpromenade von Lloret bis zum anderen Ende zu der kleinen Bucht, wo
ich früher mit Xaví immer am Strand gelegen hatte. Seit dem Morgen vor zehn
Jahren, als er weggegangen war, war ich nicht mehr hier gewesen — und da stand
er plötzlich und sah aufs Meer. Genau wie damals regnete es leicht, weshalb der
Strand verlassen war. Ich brachte es nicht fertig zu ihm hinzugehen, sondern
setzte mich auf den Felsen hinter ihm, auf dem ich auch damals gesessen hatte,
nachdem ich bei Renée gewesen war. Xaví drehte sich daraufhin um und kam zu mir
herüber.
>>Du hast dich kaum verändert,
aber gut, dass deine Haare wieder lang sind<<, begrüßte er mich. Auch er
hatte sich kaum verändert. Doch ich brachte es auch nicht fertig etwas zu
sagen. Xaví sah wieder aufs Wasser.
>>Was tust du hier?<<,
fragte ich ihn schließlich. Xaví drehte sich erneut zu mir um.
>>Ich habe die letzten zehn
Jahre jeden Tag an dich gedacht — wie hätte ich da heute nicht hierher kommen
können?<<
>>Das letzte Mal, als ich dich
gesehen habe, hast du gesagt, dass du abends ins Hollywood kommst<<,
sagte ich.
>>Mir ist was dazwischen
gekommen.<<
>>Zehn Jahre lang?<<
>>Es war ein Fehler — ich
weiß.<<
>>Ich hab‘
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