Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
ich mitgebracht hatte. Nach meiner Kündigung im Hotel
hatte ich mich nicht arbeitslos gemeldet und auch keinerlei Unterstützung
beantragt. Allerdings hatte ich auf Anraten meiner damaligen Chefin bei einem
privaten Krankenversicherer eine private Krankenversicherung abgeschlossen, die
mich knapp 50 DM im Monat kostete. Ich musste also dafür sorgen, dass sich immer
genug Geld auf meinem Konto befand. Außerdem veranlasste ich eine Überweisung
von 5.000 DM auf das Privatkonto meiner Mutter und gab als Verwendungszweck Rückzahlung
Privat-Darlehen an. Kurze Zeit später stieg ich wieder in den Europabus und
sagte den beiden Fahrern, dass ich an der Grenze zu Spanien unbedingt
aussteigen müsste, weil ich einen Einreisestempel benötigte. Mein alter
Einreisestempel war mittlerweile drei Monate alt und ich brauchte einen neuen,
um notfalls beweisen zu können, dass ich nicht länger als drei Monate in Spanien
gewesen war. Doch da der Bus bei der Einreise nach Spanien sowieso kontrolliert
wurde, bekam ich auch ohne ausdrückliche Bitte einen neuen Stempel! Diesmal dauerte
die Fahrt allerdings über dreißig Stunden und es war schon spät am Abend, als
ich schließlich wieder zu Hause eintraf. Corinna lag im Bett und sah fern. Es
war eh zu spät, um noch ins „Mau-Mau“ zu gehen und nachdem ich geduscht hatte,
legte ich mich in das freie Bett in Corinnas Zimmer, und wir sahen gemeinsam
fern. Dadurch entging ich wieder einmal einer Razzia im „Mau-Mau“ — diesmal
allerdings nicht von der Polizei durchgeführt.
***
Doch bevor ich davon
erfuhr, klopfte es am nächsten Morgen zuerst einmal wie wild an unsere
Wohnungstür!
>>Teléfono,
teléfono<<, hörte ich die Stimme unseres Vermieters. Schlaftrunken lief ich
zur Tür, um ihm zu öffnen. Er gestikulierte und meinte, oben sei eine Frau am
Apparat, die immer meinen Namen riefe! Dabei konnte es sich nur um Sonja
handeln! In T-Shirt und Bettshorts folgte ich dem Mann nach oben. Ein Blick auf
seine große Wohnzimmeruhr sagte mir dann, dass es erst halb acht war.
>>Gott sei Dank,
dass ich dich endlich erreiche!<<, rief Sonja, gleich nachdem ich ein
fragendes Hallo-? von mir gegeben hatte. >>Ich hab‘ vorgestern
sogar schon ein Telegramm an dich geschickt! Babs ist unterwegs zu dir! Sie
kommt heute Nachmittag am Busterminal in Lloret an. Sie hat gesagt, du weißt wo
das ist, und du sollst sie bitte abholen!<<
Schlagartig war ich
hellwach!
>>Wie, Babs ist
hierher unterwegs — ich dachte, ihr Vater hat ihren Reisepass einkassiert!<<
>>Sie hat das
getan, was du uns geraten hast<<, rief Sonja, immer noch ganz aufgeregt
und ich begriff nicht.
>>Was meinst du?
Was soll ich geraten haben?<<
>>Als du mal
angerufen hast, hast du doch gesagt, dass Babs aufs Amt gehen und sagen soll,
sie habe den Pass verloren!<<
So langsam dämmerte es
mir, doch Sonja redete immer noch.
>>Als du dann das
letzte Mal angerufen hast, wollte ich dir schon erzählen, dass Babs einen neuen
Pass beantragt hat. Aber dann hattest du keine Zeit und du hast auch nicht wie
versprochen zurückgerufen — und dann ging auch alles so schnell!<<
Ich seufzte und blickte
dabei in die besorgten Gesichter meiner Vermieter. Obwohl es noch so früh am
Morgen war, waren die beiden schon putzmunter und vor allen Dingen richtig angezogen! Ein wenig verlegen zog ich an meinem T-Shirt, bedeutete ihnen, dass alles OK
sei und zwang mir selbst ein Lächeln ab. Die Frau ging daraufhin in die Küche
und als sie gleich darauf wiederkam, hatte sie einen café für mich
dabei, den ich dankbar entgegen nahm. Sonja hatte sich mittlerweile ein wenig
beruhigt und erzählte nun, dass Babs ihren neuen Reisepass schon am Dienstag
bekommen hätte. Sonja hatte ihr daraufhin eine Busfahrkarte für den Europabus
gekauft — nur einfache Fahrt, doch vor Freitag hatte sie keinen Platz mehr bekommen.
Auch der Europabus war in den Saisonmonaten eben oft ausgebucht. Ich erinnerte
mich schnell an meine eigene Fahrt und malte mir aus, was geschehen wäre, wenn
Sonja schon für Donnerstag einen Platz bekommen hätte!
>>Jedenfalls habe
ich dann seit Dienstag jeden Tag versucht, dich anzurufen, aber die Leitung war
immer besetzt! Also habe ich dir zusätzlich ein Telegramm geschickt — aber du
hast dich ja nicht gemeldet<<, sagte Sonja gerade. Ich legte die Hand auf
das Unterteil des Hörers und fragte meine Vermieter leise, ob das Telefon mal
wieder gestört gewesen sei. Beide hatten nun neben mir in den Sesseln Platz
genommen,
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