Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
während ich auf dem Sofa saß, und nickten nun fast synchron. Die Frau
machte dazu eine abfällige Handbewegung und flüsterte, die Leitung sei mal
wieder die ganze Woche gestört gewesen!
>>Bist du noch
da?<<, rief Sonja.
>>Ja, ja. Ich habe
nur gerade nachgefragt. Anscheinend war hier mal wieder die Telefonleitung
gestört, was ziemlich oft der Fall zu sein scheint — und ein Telegramm habe ich
bislang auch noch nicht bekommen!<<
Ich holte tief Luft und
fuhr fort: >>Sonja, wissen Babs‘ Eltern, dass sie her kommt?<<
>>Natürlich nicht —
wo denkst du hin! Wir haben allerdings alles sorgfältig geplant. Babs hat in
den letzten Tagen immer doppelte Kleidungsstücke getragen und die hab‘ ich dann
für sie aufbewahrt, damit sie nicht ganz ohne Klamotten bei dir auftaucht! Ich
hab‘ mir dann gestern auch extra frei genommen und sie zum Bus
gebracht!<<
Sonja klang stolz. Sie
freute sich für Babs, die es nun doch noch geschafft hatte, ihrem Elternhaus zu
entfliehen!
>>Und was hat Babs
auf ihrer Arbeitsstelle erzählt?<<
Sonja seufzte.
>>Das ist
allerdings eine Schande, denn eigentlich wäre Babs demnächst ja zur
Gesellenprüfung gegangen. Sie hat sich jedoch einfach nur krankgemeldet, damit
erst einmal kein Verdacht aufkommt. Ich habe aber einen Brief von ihr, den ich
nächste Woche für sie zur Post bringen werde und in dem sie ihre Lehrstelle
kündigt!<<
Nun war ich es die
seufzte. Meine beiden Vermieter beugten sich gleich wieder besorgt vor. Ich
schüttelte den Kopf, lächelte erneut und die beiden lehnten sich wieder
entspannt zurück.
>>Ja freust du dich
denn gar nicht, dass sich für Babs jetzt auch noch alles zum Guten
wendet<<, rief Sonja erstaunt. Ich war mir jedoch nicht so sicher, ob
Babs Entscheidung wirklich richtig war. Ich dachte dabei auch an Hermann und
fast hätte ich wieder geseufzt! Stattdessen lächelte ich meine Vermieter erneut
an. Ist OK, sollte dies heißen, obwohl ich mir da keineswegs so sicher war!
Ich hatte Sonja hoch und
heilig versprochen, sie im Laufe der Woche nochmal anzurufen, und schließlich
das Gespräch beendet. Weil meine Vermieter mich jedoch immer noch so gespannt
ansahen, erzählte ich ihnen, dass eine Freundin auf dem Weg nach Lloret sei und
heute ankäme. Ich zögerte, bevor ich hinzufügte, dass Babs eine Weile bei mir
wohnen würde. Dann bat ich die beiden um einen weiteren Wohnungsschlüssel und
einen weiteren Haustürschlüssel. Die Vermieterin wollte daraufhin wissen, ob
Babs das kleine blonde Mädchen sei, das auch im Januar mit mir zusammen hier
gewesen war und ich nickte.
>>Kommt sie auch,
um als Barmädchen zu arbeiten?<<, fragte ihr Mann und ich zuckte die
Schultern.
>>No sé-ich
weiß nicht<<, fügte ich hinzu, obwohl ich wusste, dass Babs genau dies zu tun
gedachte, und ich fragte mich, wie wohl Corinna auf die Neuigkeiten reagieren
würde!
Corinna nahm es jedoch relativ gelassen auf, was auch an ihrem momentanen Zustand liegen konnte. Zwar heilten
ihre Wunden überraschend gut, dennoch nahm sie immer noch dreimal täglich eine
von den Schmerztabletten, die sie von unserer Vermieterin bekommen hatte und die
diese von ihrem Arzt wegen ihrer kaputten Hüfte bekam. Ich hatte den Verdacht,
dass diese Tabletten nicht nur richtig starke Schmerzkiller waren, sondern
zudem auch extrem müde und ein bisschen ga-ga machten. Als ich Corinna nämlich
mitteilte, dass Babs schon heute ankäme, verdrehte Corinna zwar die Augen, sagte
jedoch, es sei ihr egal, wenn Babs für eine Weile bei uns wohnen würde —
solange sie Miete zahlte und nicht gedachte, ebenfalls im „Mau-Mau“ zu
arbeiten! Das kleine Schlafzimmer, welches ich früher bewohnt hatte, war leer
und somit hatten wir Platz. Babs hatte zwar bestimmt kein Geld bei sich, aber
ich wusste natürlich, dass sie als Barmädchen ganz schnell genug verdienen
konnte. Jedoch wollte ich nicht, dass sie im „Japόn“ anfing, und das
sagte ich auch Corinna. Corinna warf mir daraufhin einen ihrer bösen Blicke zu
und zischte, dass sie aber auf gar keinen Fall zulassen würde, dass Babs im
„Mau-Mau“ anfinge!
>>Ich lass mir doch
von der nicht die besten Kunden vor der Nase wegschnappen<<, rief sie
ärgerlich. >>Meinetwegen kann sie ja auch bei Antonio im El Barco
anfangen, aber ins Mau-Mau kommt mir diese dämliche Kuh auf keinen
Fall!<<
Ich wusste, warum Corinna
so reagierte oder konnte es mir zumindest vorstellen. Sie und Babs waren
ähnliche Typen: klein, sehr blond mit blauen Augen, üppiger
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