Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
stocherte Corinna
nur lustlos darin herum, schob den Teller schließlich beiseite und bestellte
sich stattdessen ein Gin-Tonic. Nachdem wir uns dann von Donna verabschiedet
hatten, machten Corinna und ich uns auf den Weg zu Paco. Rosi hatten wir zuvor
gesagt, dass wir im Laufe der Woche einmal im „El Barco“ vorbeischauen würden —
erst müsste Corinna jedoch ihren Sonnenbrand ganz auskurieren!
Die Tür zum „Mau-Mau“ war
verschlossen und auch als Corinna kleine Steinchen an das verdreckte Fenster
über der Bar warf, reagierte niemand und so gingen wir wieder nach Hause.
Corinna heulte, denn dass sie ihr Geld nun nie wiedersehen würde, war so gut
wie sicher. Außerdem machte sie sich plötzlich Sorgen, dass Antonio, der
Besitzer des „El Barcos“, keine weiteren Mädchen mehr brauchen könnte und wir
dann wirklich auf der Straße stünden! Doch darüber konnte ich nur lachen. Jede
Bar hatte sich nach uns die Finger geleckt und daran hatte sich meines
Erachtens auch nichts geändert. Dennoch wollte Corinna nicht länger warten und
wenn sie an diesem Abend nicht gerade einen Jogginganzug getragen hätte, wäre
sie wahrscheinlich schnurstracks ins „El Barco“ marschiert und hätte Antonio
nach Arbeit gefragt. So jedoch gingen wir nach Hause, aber ich musste ihr versprechen,
gleich am nächsten Abend mit ihr zu Antonio zu gehen!
Am nächsten Morgen klingelte es ziemlich
früh an der Wohnungstür und überrascht stellte ich fest, dass es der
Briefträger war, der da Sturm klingelte! Wir hatten noch nie Post bekommen und
entsprechend neugierig öffnete ich die Tür.
>>Un telegrama, un telegrama<<, rief der Postbote
aufgebracht und selbst Corinna steckte nun den Kopf aus ihrer Schlafzimmertür.
Das Telegramm war für mich und Absender war Sonja. Mir fiel wieder ein, dass
sie ja etwas von einem Telegramm am Telefon gesagt hatte. Heute war jedoch
Dienstag und sie hatte das Telegramm schon am Donnerstag verschickt! Ich
schüttelte den Kopf. Eine normale Postkarte wäre unter Umständen genauso
schnell hier gewesen! Aber auch das war Spanien und wenn man hier leben wollte,
musste man sich diesem Rhythmus und dieser Einstellung anpassen
oder zumindest damit Rechnung halten! Der Rhythmus war tranquilo und lento —
gemächlich und langsam und die Einstellung vieler Spanier lautete: Komme ich
heute nicht, komme ich morgen, und was du heute kannst besorgen, verschiebe
lieber gleich auf morgen! Aber natürlich gab es auch Ausnahmen, so wie
unseren Vermieter, der Henrys Antenne umgehend repariert hatte — aber das waren
eben wirklich nur Ausnahmen. Das Telegramm erinnerte mich jedoch daran, dass
ich Sonja versprochen hatte, mich nochmal telefonisch zu melden. Später, auf
dem Weg zum Strand rief ich sie dann im Büro an. Ich teilte ihr mit, dass Babs
heil angekommen war und alles in bester Ordnung sei. Sonja wollte natürlich
wissen, ob sie auch wieder mit diesem Hermann zusammen sei und ich bejahte.
>>Was ein Glück!<<, rief
Sonja erfreut. >>Wo sie doch so verliebt in ihn ist! Und hat sie auch
noch diesen Job in dieser Bar bekommen?<<
Babs hatte im Laufe der letzten
Wochen viel Vertrauen zu Sonja gefasst — und ihr anscheinend viel erzählt! Aber
Sonja war auch ihre einzige Verbündete und Freundin in all der Zeit gewesen. Genau
wie Sonja es damals für mich gewesen war. Damals — wie das klang! Aber mir
kam es in der Tat so vor, als läge meine Zeit in Deutschland schon Jahrzehnte
zurück und nicht erst ein paar Monate.
>>Bist du noch da?<<,
rief Sonja und riss mich aus meinen Gedanken.
>>Ja.<<
>>Du, ich werde übrigens
demnächst heiraten und würde dich gerne dazu einladen.<<
>>Was? Wirklich?<<,
stotterte ich. >>Wen denn?<<
>>Na, meinen Kollegen aus dem
Büro — du weißt doch noch?<<
Ich erinnerte mich.
>>Ja, jetzt fällt es mir wieder
ein. Entschuldige Sonja, aber mir kommt es gerade so vor, als wenn meine Zeit
in Deutschland schon unglaublich lange her wäre.<<
Ich machte eine kurze Pause.
>>Bist du glücklich?<<,
fragte ich sie dann.
>>Ja, total!<<
>>Das ist die Hauptsache und
ich wünsche dir, dass dies auch für immer so bleiben wird. Wann ist denn die
Hochzeit?<<
>>Mitte August, das genaue
Datum steht noch nicht ganz fest. Kommst du?<<
>>Ich weiß nicht, Sonja. Ich
kann schlecht weg. Im August ist hier nämlich absolute Hochsaison.<<
>>OK, aber du schaust, ob es
sich nicht doch machen lässt und wenn’s geht, bringst du Babs auch mit!<<
>>Ja, ich werde sehen, was sich
machen
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