Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
locken. Doch du musst sofort von hier
verschwinden!<<
Henry meinte, dass er ein Auto hätte
und wollte wissen, ob ich fahren könnte. Ich bejahte. Dann schlug Henry vor,
dass ich gleich morgen früh Manuela bis Matarό bringen sollte. Von dort
sollte sie den Bus Richtung Süden nehmen. Henry war sicher, dass die beiden Zuhälter
ihr Foto auch am Busbahnhof in Lloret herum zeigen würden, und auch wenn Manuela
auf dem Foto noch rote, halblange Haare hatte, so hatte doch auch Henry sie
sofort wiedererkannt! Den Bus von Barcelona aus zu nehmen, war ebenfalls zu
riskant. Matarό hingegen war zwar nur eine Kleinstadt, hatte aber eine eigene
Busanbindung zu sämtlichen größeren Städten.
>>Anna wird dich begleiten. Ihr
nehmt dann den Bus bis Madrid und von dort den Bus bis Málaga. Wir haben dort
in der Nähe ein kleines Häuschen und da bist du vorerst sicher. Anna wollte
sowieso mal hin, um zwischendurch nach dem Rechten zu sehen<<, sagte Henry
zu Manuela. Dann wandte er sich mir zu und sagte: >>Und du kommst dann
mit dem Wagen wieder zurück.<<
Ich nickte und blickte gleich darauf
zu Manuela.
Manuela sah uns immer noch an. Doch
dann schüttelte sie langsam den Kopf.
>>Du musst weg hier —
sofort!<<, sagte ich und Manuela kamen die Tränen.
>>Ich weiß, ich hab‘ nur nicht
gedacht, dass sie mich so schnell finden würden!<<
>>Das spielt jetzt alles keine
Rolle mehr<<, rief Henry. >>Tut einfach, was ich euch gesagt habe
und geht jetzt wieder heim. Morgen früh um Punkt sieben Uhr treffen wir uns
unten bei euch vor dem Haus. Ich kann leider nicht mitfahren, weil ich den
Scheißladen hier jetzt schon jeden Tag um 10.00 Uhr aufmachen muss, um
zumindest einigermaßen über die Runden zu kommen!<<
Henry war hinter die Theke gegangen
und warf eine Baseballmütze zu Manuela herüber.
>>Hier, setz die auf und dann
macht, dass ihr wegkommt!<<
Wir nahmen den kürzesten Weg nach
Hause. Dort fragte ich Manuela, wie ihre beiden Zuhälter aussehen würden. Sie
beschrieb Ricky, der den Spitznamen Blacky trug, mit schwarzen, schulterlangen
Haaren, mittelgroß und dunklem Teint. Er war gebürtiger Portugiese. Piet
stammte aus Norddeutschland, war groß und blondgelockt und deshalb nannte man
ihn in der Szene auch eigentlich nur Blondie.
>> Blacky und Blondie —
einfach klasse!<<, sagte ich sarkastisch.
>>Beide sehen sehr gut
aus<<, erklärte Manuela. >Und sie können auch durchaus scharmant sein
— jedenfalls am Anfang. Das macht es ihnen ja auch so leicht, immer wieder
Mädchen zu finden, die auf sie hereinfallen!<<
Ich hatte wissen wollen, wie die
beiden aussahen, damit ich wusste, auf wen ich achten musste. Ich war mir
sicher, dass die beiden wohlmöglich schon heute im „Japόn“ auftauchten
und ich sollte damit Recht behalten! Manuela fing an, ihr bisschen Hab und Gut
zusammenzupacken.
>>Irgendwie hatte ich gerade angefangen,
mich hier wohl zu fühlen<<, sagte sie dabei und ich nickte.
>>Glaubst du, dass du auch ohne
mich mit Eduardo Junior fertig wirst?<<, fragte sie besorgt. Ich nickte
wieder. Manuela griff daraufhin nach ihrer Handtasche und öffnete sie. Dann
nahm sie den Elektroschocker heraus und eine kleine Ampulle mit KO-Tropfen und
gab mir beides.
>>Hier, du hast das bestimmt
nötiger als ich.<<
Ich wollte die Sachen zuerst nicht,
aber Manuela blieb stur.
>>Glaub‘ mir, wenn Ricky und
Piet mich finden, hilft mir das Zeug auch nicht mehr — dir hingegen hilft es
schon!<<
Dann fragte sie mich, ob sie Henry
vertrauen könnte und ich nickte erneut.
>>Ich denke schon. Er war mal
Boxer und hat danach selbst jahrelang im Hamburg auf der Reeperbahn gearbeitet.
Bis man ihm ein Messer in den Bauch gerammt hat. Seine Freundin ist Zigeunerin
und außerdem auch noch taubstumm und offenbar hat Henry ein Herz für
Gestrauchelte und Streuner. Seine Freundin hat wohl voriges Jahr hier gebettelt
und als die Polizei sie aufgreifen wollte, hat er sie ebenfalls
gerettet!<<
Was mir eher Sorgen bereitete, war
Babs. Als sie an diesem Tag schließlich nach Hause kam, war es schon so spät,
dass sie sich gleich für die Arbeit fertig machen musste. Manuela lag im Bett
und täuschte plötzliches Fieber vor. Ich fragte schon gar nicht mehr, wo Babs
gewesen war. Meinetwegen sollte sie sich durch jedes Bett in Lloret schlafen.
Sie machte sich noch schnell zwei Scheiben Pan Bimbo mit Käse und musste
dann den Weg zum „Japόn“ mal wieder rennen, um ja pünktlich zu sein. Im
Gegensatz zu mir musste Babs
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