Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
dafür zu
bezahlen. Wenn, dann müsste man sich freikaufen, was aber kaum einem Mädchen gelingen
würde, weil kaum ein Mädchen je so viel Geld auf die Seite schaffen konnte. Ich
verglich diese Situation mit der von Babs und der, der beiden Polinnen. Manuela
nickte, auch wenn sie fand, dass Babs noch relativ gut dran war — nicht zuletzt
weil ich, wie sie es nannte, ihren Arsch gerettet hatte.
>>Ansonsten hätten die beiden
Eduardos sie schon lange gezwungen, nach Feierabend ebenfalls noch mit einem
Freier mitzugehen, so, wie es die beiden Polinnen auch oft tun müssen<<,
erklärte Manuela. Sie erzählte mir dann von ihrer abenteuerlichen Flucht aus
Frankfurt und wie sie nur mit 50 DM und nichts, als ihren Klamotten am Leib, geflohen
und per Anhalter bis nach Lloret gekommen war. Weil sie ebenfalls keinen Pass
besaß, den hatten natürlich ihre Zuhälter, hatte sie die Grenze zu Spanien zu
Fuß und entlang einer Landstraße überquert, wobei sie sich immer in der Nähe
der Büsche bewegt hatte. Als der einzige Zöllner an dem kleinen Grenzübergang
dann einmal seinen Posten verlassen hatte, weil er austreten musste, hatte sie
sich einfach über die Grenze geschlichen. Wahrscheinlich war es dieselbe
Landstraße und derselbe Grenzübergang gewesen, den Maurice und ich bei unserem
Ausflug nach Marseille benutzt hatten. In Lloret hatte Manuela sich von ihrem
letzten Geld die Haare rappelkurz schneiden lassen, um ihr Aussehen zu
verändern und dann zuerst eine Nacht im „El Barco“ gearbeitet, bevor sie ins
„Japόn“ gewechselt war. Manuela ging es nur darum, möglichst schnell,
möglichst viel Geld für ihre weitere Flucht zu verdienen, und dafür war das
„Japόn“ wohl tatsächlich besser geeignet!
Später in dieser Nacht, als wir auf
dem Weg nach Hause waren, erzählte sie mir auch, wie sie überhaupt erst in
einem Puff gelandet war und welche Rolle ihre eigene Mutter dabei gespielt
hatte. Manuela erklärte mir, dass es den meisten Mädchen nur möglich wäre, aus
der Prostitution wieder auszusteigen, wenn sie einen Freier fanden, der sich in
sie verliebte und dazu noch genügend Einfluss oder Geld besaß, um ein Mädchen
entweder freizupressen oder freizukaufen. Manuelas Mutter hatte dieses Glück
und einer ihrer Freier hatte sie freigekauft. Teil des Geschäftes war jedoch
gewesen, dass, wenn die Mutter ging, sie einen Ersatz besorgte, und so hatte
Manuelas Mutter ihre eigene Tochter zum Anschaffen geschickt. Ich fand das
unfassbar, doch Manuela zuckte nur mit den Schultern. Sie meinte, sie hätte es
bei dem Zuhälter ihrer Mutter eigentlich immer recht gut gehabt. Aber dann vor
knapp einem Jahr hätten Ricky und Piet dessen Geschäfte übernommen und seitdem
hätte ein anderer Wind geweht. Manuela hatte daraufhin beschlossen zu fliehen
und war fest entschlossen, sich auch nicht wieder schnappen zu lassen! Sie
beschrieb Ricky und Piet als gemein und hinterhältig, und vor allen Dingen
Ricky als sehr gewalttätig. Manuela war überzeugt davon, dass die beiden nach
ihr suchen lassen würden, denn ein Zuhälter konnte es nicht durchgehenlassen,
wenn ein Mädchen einfach so davon lief. Man würde auf jeden Fall versuchen,
Manuela wiederzufinden, um dann ein Exempel an ihr zu statuieren, das die
anderen Mädchen abschreckten sollte! Dabei strich Manuela über ihren
Igelhaarschnitt und sagte, aus diesem Grund hätte sie sich auch ihre Haare so
radikal abschneiden lassen; damit man sie nicht so schnell wiedererkennen
könnte! Und Manuela hatte auch nicht vor, allzu lange in Lloret zu bleiben,
sondern nur so lange, bis sie genug Geld zusammen hatte, um weiterzuziehen. Sie
wollte auf jeden Fall runter vom europäischen Kontinent, was aber ohne Pass gar
nicht so einfach war!
Eine weitere Woche verging und ich
zählte die Tage, bis Babs ihre Schulden endlich abgearbeitet hätte! Ich hatte
mir geschworen, danach nie wieder auch nur einen Fuß in eine Bar zu setzen! Ich
wollte wieder Spaß am Leben haben. Doch im Moment kam ich mir eher vor, wie in
einer negativen Spirale, die mich immer weiter runter zog und die nur aus
Bararbeit bestand und meinen kläglichen Versuchen, ein bisschen positive
Energie und Schlaf am Strand zu tanken. Auch Eduardo Junior wurde mit jedem
Abend dreister, obwohl Manuela nun immer dabei war und nicht von meiner Seite
wich, wenn ich mir von ihm Babs Schuldschein neu quittieren ließ. Manuela war noch
etwas größer wie ich und auch kräftiger! Eines Nachts platzte Eduardo Junior
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