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Spanischer Wein

Spanischer Wein

Titel: Spanischer Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lyons
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fort. „Guter Wein und gutes Essen gehören zusammen. Deswegen habe ich nach der Schule einen einjährigen Kochkurs in Paris besucht. Aber da ich erst so kurzfristig von deinem Besuch erfahren habe, habe ich für heute Abend einen Tisch in einem Restaurant hier im Ort reserviert." Sie stand auf, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihm sein Zimmer zeigen wollte.
    Als Gina sich einige Stunden später auf ihrem Stuhl zurücklehnte und sich in dem gut besuchten Restaurant umblickte, musste sie zugeben, dass die Situation lange nicht so unangenehm war, wie sie befürchtet hatte.
    Ihr schlichtes, ärmelloses schwarzes Seidenkleid und die Perlenkette, die einmal ihrer Mutter gehört hatte, schienen Antonio zu gefallen. Und abgesehen von einer kleinen Auseinandersetzung, als er darauf bestanden hatte, seinen Wagen zu nehmen -„Ich habe mich noch nie von einer Frau fahren lassen und habe es auch nicht vor!" -, erwies er sich als sehr angenehmer Gast.
    Er war begeistert über den Anblick des Restaurants gewesen, das von Efeu berankt war und am Ende einer schmalen Landstraße lag, und hatte zufrieden genickt, als man sie zu einem abgelegenen Tisch in dem wunderschön dekorierten Speisesaal ge führt hatte. So waren sie unter sich und konnten sich unterhalten, ohne von den Gesprächen der anderen Gäste gestört zu werden.
    „Ich hatte ganz vergessen, wie laut es hier manchmal ist", hatte Gina sich entschuldigt.
    „Das spricht für das Restaurant", hatte er erwidert, bevor er die Weinkarte studiert hatte.
    Zum Glück war er mit dem Angebot zufrieden - was nicht immer der Fall war, wenn sie mit Leuten aus der Branche essen ging -, und sie berieten sich ausgiebig mit dem Oberkellner, was sie am besten zu der Kressesuppe und dem Hühnchen in Estragonsauce trinken sollten.
    Das Essen und der Wein waren hervorragend, und Gina entspannte sich allmählich und genoss Antonios Gesellschaft sogar. Seine Beschreibung des Chaos, das er in der Firma vorgefunden hatte, nachdem er diese von seinem Onkel übernommen hatte, brachte sie zum Lachen. „Ich will nicht behaupten, dass die Rechnungen noch mit einem Federkiel ausgestellt wurden", fügte er lächelnd hinzu, „aber die Telefonanlage stammte offenbar noch aus der Zeit Alexander Graham Beils!"
    Und natürlich freute sie sich darüber, die neusten Neuigkeiten über ihre alte Freundin zu hören, seine jüngere Schwester Roxana, die sie kennen gelernt hatte, als diese ein Jahr in London zur Schule gegangen war, um ihr Englisch aufzubessern.
    Da Roxana ihre Eltern auch sehr früh durch einen Autounfall verloren hatte, hatten sie sofort eine Gemeinsamkeit gehabt und waren nicht nur die dicksten Freundinnen geworden, sondern hatten sich auch immer in den Ferien gegenseitig besucht. Und dadurch bin ich auch Antonio begegnet, rief Gina sich ins Gedächtnis und versuchte dann, nicht an die Vergangenheit zu denken.
    „Sie war immer sehr amüsant, no?" Antonio lächelte jungenhaft und berichtete anschließend, dass Roxana zur Überraschung der ganzen Familie plötzlich beschlossen hatte, Schauspielerin zu werden, und nun in einer der Daily Soaps im spanischen Fernsehen mitspielte.
    „Du meine Güte!" rief Gina und lachte, als er ihr erzählte, dass seine Großmutter genau dasselbe gesagt hatte, als sie Roxa na zum ersten Mal auf dem Bildschirm gesehen hatte. Es freute sie, zu hören, dass Senora Ramirez, die sie immer sehr gern ge habt hatte, noch lebte und auf dem Familiensitz in Jerez das Zepter schwang. Dort wohnte Antonio mittlerweile auch, wie es schien.
    Seinen Worten war zu entnehmen, dass er alle Hände voll zu tun hatte, wenn er das Familienunternehmen ins einundzwanzigste Jahrhundert hinüberretten wollte. Als sie über die Proble me nachdachte, die er geschildert hatte, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, seinen älteren Verwandten weiterhin den Lebensunterhalt zu sichern, wurde ihr plötzlich klar, dass es bestimmt nicht leicht für ihn gewesen war, von einem Tag auf den anderen die Verantwortung für die Firma zu übernehmen.
    „Bedauerst du es nicht, dass du deinen Beruf als Anwalt aufgeben musstest?" erkundigte sie sich. „Das Leben eines Winzers in Jerez ist sicher ganz anders als das eines Spitzenanwalts in Madrid."
    „Ich habe immer gewusst, dass ich das Unternehmen irgendwann einmal weiterführen muss, aber mein Onkel war ein echter Autokrat", erwiderte Antonio. „Deswegen habe ich beschlossen, so lange als Anwalt zu arbeiten, bis mein Onkel Emilio beschließt, die

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