Spanischer Wein
Lieferung in Bristol gefunden, Senor Ramirez", informierte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln.
„Bueno." Er nahm das Blatt entgegen und überflog es. „Das ist sehr zufriedenstellend", sagte er zu ihr und schenkte ihr ein herzliches Lächeln, das sie offenbar selig machte.
Der Mann setzt seinen Charme wie eine Waffe ein, dachte Gina grimmig. Schlecht gelaunt ging sie in ihr Büro und sank auf ihren Schreibtischstuhl.
Ja, natürlich freute sie sich darüber, dass Antonio endlich seine kostbare Lieferung gefunden hatte. Aber es war absolut widerwärtig, dass er eine Frau nur anzulächeln brauchte, damit sie in Ohnmacht fiel. Jedenfalls sollte er nicht glauben, dass sie, Gina, sich genauso albern verhalten würde.
Nein, bestimmt nicht, meldete sich eine sarkastische innere Stimme. Nun, da Antonio seine kostbare Lieferung gefunden hat, bist du sicher überglücklich, wenn er wieder fährt, nicht?
Oh, sei still! sagte Gina sich ungeduldig, wohl wissend, dass sie sich nicht auf seine Abreise freute. Schließlich hatte sie eine Ewigkeit gebraucht, um sich von ihrer letzten Begegnung mit diesem Mann zu erholen. Und sie hatte das ungute Gefühl, dass es diesmal noch länger dauern würde.
He, was ist mit deinem Stolz, Mädchen? fragte sie sich. Du wirst dir doch auf keinen Fall anmerken lassen, was für eine Wirkung er auf dich ausübt, oder?
Verdammt richtig! dachte sie, bevor sie aufstand und glättend über ihren Rock strich, bereit, der Welt - und Antonio - glücklich lächelnd gegenüberzutreten.
Die Neuigkeit, dass der Wein unbeschadet in Bristol im Keller stand und sofort in die Zentrale in der Fall Mall geschickt werden würde, schien die Mitarbeiter beflügelt zu haben.
Und auch Antonio wirkte sehr zufrieden, denn als er Gina am Spätnachmittag nach Bradgate Manor zurückfuhr, summte er fröhlich vor sich hin.
Ihr hingegen war nicht nach Singen zu Mute. Das Ganze deprimierte sie zutiefst, doch sie bemühte sich, weiterhin glücklich zu lächeln.
Allerdings würde sie die Fassade nicht mehr lange aufrechterhalten müssen. Er würde nur sein Gepäck holen und gleich wieder nach London zurückkehren, um den nächsten Flug nach Spanien zu erwischen.
„Hast du wirklich ein Jahr an einem Kochkurs in Paris teilge nommen?" fragte Antonio, als er vor dem Haus hielt.
„Ja ... ja, das habe ich", erwiderte sie und überlegte, warum es ihn interessierte, während sie zur Tür gingen.
„Hervorragend! Dann ist es also kein Problem für dich, einen hungrigen Mann satt zu machen, bevor er den weiten Weg nach London zurückfährt?"
„Was?" Gina drehte sich zu ihm um und blickte ihn überrascht an. „Habe ich dich richtig verstanden? Heißt das, du willst noch bleiben und ... und heute mit mir zu Abend essen?"
„Tolle Idee! Ich nehme deine Einladung gern an." Er lächelte jungenhaft, und sein Lächeln wurde noch breiter, als er den bestürzten Ausdruck in ihren Augen sah. „Ich möchte dir aber nicht zur Last fallen", fuhr er leise fort. „Wenn es so is t, musst du es nur sagen, und ..."
„Ach, halt doch den Mund!" unterbrach sie ihn leise, wohl wissend, dass er sich über sie lustig machte. „Ja, natürlich kannst du hier bleiben und mit mir zu Abend essen." Sie versuchte sich zusammenzureißen, als sie vor ihm die Eingangshalle betrat.
„Es ist wirklich schön, hier zu sitzen, ein Glas Wein zu trinken und die Aussicht zu genießen", bemerkte Antonio etwas später, während er sich auf der Steinbank zurücklehnte und seine langen Beine ausstreckte. „Und noch schöner, wenn ich daran denke, dass ich nachher in den Genuss deiner Kochkünste komme." „An deiner Stelle würde ich mich da nicht zu sehr hineinsteigern", erklärte Gina scharf, denn sie hatte keine Ahnung, was sie kochen sollte. Im Restaurant hatte er lange gebraucht, um sich zu entscheiden, und sie hatte das ungute Gefühl, dass er sehr anspruchsvoll war.
Warum er überhaupt zum Essen bleiben wollte, war ihr ein Rätsel. Bestimmt wollte er doch so schnell wie möglich aufbrechen.
Allerdings hatte sie jetzt keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Wenn sie noch duschen und sich umziehen wollte, bevor sie in die Küche ging, musste sie sich beeilen.
Als sie kurz darauf in der Wanne lag, wurde Gina bewusst, dass sie nicht den ganzen Abend darin verbringen konnte. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die auf dem Hocker neben der Wanne lag. Eigentlich hätte sie nun in die Küche gehen müssen. Aber was soll's, überlegte sie, es
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