Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spanischer Wein

Spanischer Wein

Titel: Spanischer Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lyons
Vom Netzwerk:
das Bein über den Rücken des Pferds und sprang hinunter.
    Und das war ein großer Fehler gewesen, wie ihr schnell bewusst wurde.
    Zum einen konnte sie nicht mehr auf Antonio hinunterblicken. Obwohl sie mit ihren einsachtundsiebzig nicht gerade klein war, musste sie jetzt zu ihm aufsehen.
    Zum anderen ... Nun, da sie ihm so nahe war, spürte sie förmlich die Aura, die ihn umgab, seine überwältigende sinnliche Ausstrahlung.
    Nichts hat sich geändert, dachte sie frustriert. Wie konnte das Leben nur so unfair sein?
    Nach all den Jahren hätte er ihr wenigstens den Gefallen tun können, dick zu werden ...
    oder kahlköpfig ... oder hässlich wie die Nacht.
    So schwer es ihr auch fiel, es einzugestehen, es schien, als wäre die Zeit spurlos an ihm vorübergegangen.
    Er trug ein kurzärmeliges schwarzes Hemd, das seine breiten Schultern betonte, und eine enge schwarze Hose, die seine schmale Taille und Hüften zur Geltung brachte. Sein Gesicht war etwas schmaler, als sie es in Erinnerung hatte, so dass die hohen Wangenknochen deutlicher hervortraten, doch er war immer noch so gefährlich attraktiv wie damals.
    Komm schon, du musst dich zusammenreißen und die Situation in den Griff bekommen, und zwar schnell! ermahnte sich Gina, weil sie bereits merkte, wie sie schwach wurde.
    Sein verführerischer spanischer Akzent tat ein Übriges.
    Wie konnte sie nur so dumm sein? Dieser Mann hatte ihr immer nur Probleme gemacht. Und es war idiotisch von ihr gewesen, es zu vergessen.
    „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen ... Pegasus ist nicht durchgegangen, wie Sie es ausdrücken, sondern nur zu seinem Stall zurückgaloppiert, weil er sich auf seine Ration frisches Heu gefreut hat", sagte sie mühsam beherrscht.
    „Das tut er immer, wenn wir einen Ausritt gemacht haben", fügte sie hinzu, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich und trotzig das Kinn hob. „Und ich genieße den Galopp zurück genauso wie er."
    „Ah ..."
    „Sie hätten mir also nicht zu Hilfe kommen müssen, Senor."
    „Senor?" wiederholte Antonio ironisch, und sie errötete. „Damals war ich ,Antonio' für dich, nicht?"
    „Ja ... na ja ... Das ist lange her", erwiderte sie atemlos und ärgerte sich darüber genauso wie über die Tatsache, dass ihr die Wangen brannten. „Ich ... habe mich völlig verändert."
    „Hm ... Ja, das sehe ich!" sagte er betont langsam. Seine dunk len Augen funkelten amüsiert, als er die große, schlanke Frau mit dem langen hellblonden Haar, die neben ihm stand, betrachtete.
    Das junge Mädchen, das er damals kennen gelernt hatte, war zu einer schönen Frau geworden. Mit der hellen, fast durchscheinenden Haut, den feinen Zügen, der hohen Stirn und den saphirblauen Augen erinnerte sie an eine Darstellung von Leonardo da Vinci oder Michelangelo.
    Seine irdischen Instinkte sprachen allerdings mehr auf ihre hohen, festen Brüste und ihre schlanke Taille und schmalen Hüften an, die die enge Reithose betonte.
    Unwillkürlich fragte sich Antonio, warum der Anblick einer Frau in einer hautengen hellen Reithose und hohen schwarzen Stiefeln so erotisch war.
    Nach wenigen Sekunden stellte er jedoch fest, dass Miss Gina Brandon seine interessierten Blicke nicht guthieß. Ihre großen blauen Augen funkelten zornig, und sie hatte die weichen Lippen zusammengepresst.
    So eine Frechheit! dachte Gina erbost.
    Nachdem sie den ganzen Nachmittag ein einziges Nervenbündel gewesen war und ihr das Wiedersehen mit Antonio derart bevorgestanden hatte, war sie nun beinah erleichtert über die Wut, die sie empfand. Außerdem war diese Wut viel ungefährlicher als die Gefühle, die seine Nähe in ihr geweckt hatte.
    Gina widerstand der erneuten Versuchung, ihn zu ohrfeigen, und zwang sich, tief durchzuatmen.
    „Ich glaube, wir haben jetzt lange genug hier herumgestanden. Findest du nicht?" fragte sie betont kühl, bevor sie hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei zum Holzzaun ging und das Tor öffnete.
    Da er so erpicht darauf war, die Zügel zu halten, kann er sich wenigstens nützlich machen und Pegasus in seine Box führen, überlegte sie trotzig, während sie zu den Stallungen voranging. Dass sie eine schlechte Gastgeberin war, kümmerte sie nicht.
    Nachdem sie Pegasus den Sattel abgenommen hatte und dieser in seiner Box stand, hatte sie sich jedoch wieder beruhigt. Und sie musste zugeben, dass es auch an Antonio lag, denn zu ihrer Überraschung hatte er von sich aus Pegasus mit Stroh abgerieben, während sie die Traufen für Pegasus und die

Weitere Kostenlose Bücher