Spanking im Cottage
simulieren. Nackt wie ein Baby, das gerade auf die Welt kam.
Sollte jetzt jemand zufällig am Cottage vorbei kommen und unbeabsichtigt durchs Fenster schauen, erlebte er eine Überraschung. Eine vollkommen nackte Frau mit einem gestriemten und roten Hinterteil fegte wie ein kleiner Derwisch durchs Haus und putzte sich die Seele aus dem Leib. Dieser Anblick war nicht nur bizarr, er hatte auch etwas Erotisches an sich.
Sie spürte nur, dass ihr diese ganze Aktion und Anstrengung gut taten. Körperliche Arbeit, vor der sie sich normalerweise so gescheut hatte, gab ihr auf unerwartete Weise ein befreiendes Gefühl. Sie fühlte sich, als hatte sie etwas erreicht und geschafft. Der Stolz, den sie spürte, war echt und nicht mit Gold aufzuwiegen. Nach nur zwei Stunden glänzte das komplette Cottage von oben bis unten. Valerie hatte ganze Arbeit geleistet und schüttelte nun über ihren ursprünglichen Plan den Kopf. Sie hatte die Absicht gehabt, eine Putzfrau aus dem Ort zu rekrutieren, um sich aus der Affäre zu mogeln. Sollte doch jemand anders für sie die Dreckarbeit machen. Sie hatte Geld und konnte sich das leisten. Doch stattdessen hatte sie selbst Hand angelegt, war als Ergebnis dreckig, klebrig und verschwitzt – doch fühlte sie sich ungeheuer wohl. Sie hatte etwas geschafft. Etwas angefangen und zu Ende geführt. Hatte ein Vorhaben in die Tat umgesetzt und Erfolg gehabt. Sie hatte Leistung gezeigt und war mächtig stolz auf sich.
Valerie verschwand unter die Dusche.
Sie ahnte, welche Genugtuung sie daraus zog, wenn Chris anerkannte, dass seine verkorkste deutsche Urlauberin doch zu etwas anderem zu gebrauchen war, als nur den Hintern versohlt zu bekommen.
Gedankenverloren streichelte sie über ihren Po. Diese Behauptung war nicht fair. Er hatte sich wirklich große Mühe mit ihr gegeben. Im umgekehrten Fall hätte sie sich nicht so großzügig gezeigt wie er. Sie hätte vermutlich die Polizei gerufen und ihn verhaften lassen. Das Eindringen ins Ferienhaus war Einbruch. Sie hatte sich ihm gegenüber wie ein Scheusal benommen und jeden seiner Hiebe wohlverdient. Valerie war ihm wirklich dankbar dafür, dass er ihr nicht nur eine zweite Chance eingeräumt hatte, sondern auf das Angebot eingegangen war, der Freund zu sein, den sie immer vermisst hatte. Sie hatte nicht nur jemanden nötig gehabt, der ihr den Spiegel vor hielt. Das hatten über die Jahre bereits andere versucht und auch Rolf war daran kläglich gescheitert. Sie hatte die Beziehung zu diesen Leuten einfach abgebrochen oder sie, wie ihren Mann, emotional beiseitegeschoben. Valerie bedauerte, dass er nicht den Mut aufgebracht hatte, ihr mal für ihre Launen den Hintern zu versohlen. Doch war sie ehrlich genug, dass sie es nicht begriffen und die Scheidung eingereicht hätte, hätte er es je versucht.
Valerie schämte sich dafür, was sie ihm alles angetan hatte. Sie war spitzzüngig und bissig. Wie er es überhaupt mit ihr alle die Jahre ausgehalten hatte, war ihr ein Rätsel. Im Kern war er immer noch derselbe liebe Kerl, den sie kennen und lieben gelernt hatte. Er hatte sich nur verändert und von ihr distanziert, da sie ihn stets wegschubste. Warum sie dies getan hatte, war ihr nicht wirklich klar. Vermutlich war es Eifersucht. Er verzeichnete berufliche Erfolge und damit Anerkennung, während sie nach wie vor auf der Stelle trat. Wenn jemand an der Misere Schuld hatte, dann sie. Sie hatte nicht nur ihn, sondern auch die Leidenschaft aus ihrem Leben verdrängt. Vermutlich hatte sie deshalb die schmerzhaften Hiebe so genossen. Sie ließen sie wieder fühlen.
Valerie stellte die Dusche ab, hüllte sich in ihren Bademantel und wickelte ein Frottiertuch um den Kopf. Der warme, weiche Stoff vermittelte Geborgenheit. Sie ging ins Schlafzimmer und machte es sich auf dem Bett bequem. Griff zum Handy und tippte seine Nummer.
„Rolf, ich liebe dich“, hauchte sie in den Hörer, erhielt als Reaktion allerdings nur ein überraschtes Schweigen.
10.
Valerie lag noch in den Federn, als es an der Haustür klopfte. Rasch warf sie den Morgenmantel über und stampfte mürrisch die Treppe hinunter.
Verschlafen öffnete sie die Tür und blickte dem Boten ins Gesicht. Eine Lieferung hatte sie nicht erwartet. Sie quittierte den Empfang der Rosen und nahm sie freudestrahlend entgegen. Valerie war perplex und fühlte sich geschmeichelt. Es war schon lange her, dass man ihr Blumen geschickt hatte. Neugierig suchte sie nach einer Karte, fand aber keine.
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