Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
Vom Netzwerk:
wie von Zauberhand zusammenfügten. Sie hörte ihm nicht länger zu, nahm nur am Rande den verächtlichen Ausdruck auf seinem Gesicht wahr, weil sich ihre Gedanken mit der unerwarteten Einsicht beschäftigten, warum sie immer in der Lage gewesen war, eine so große Distanz zu den Männern in ihrem Leben – selbst zu Derek – zu wahren. Warum sie immer den Sex mit ihnen genossen hatte, aber nie dieses fast zwanghafte körperliche Verlangen verspürt hatte, das sie für Jessa empfand, obwohl sie sich noch nie geliebt hatten. Bei dem Gedanken daran tat ihr Herz weh.
    »Wieso verhältst du dich so, Shara? Wie kannst du meine Motive für meinen Besuch in Frage stellen? Ich erzähle dir, dass du mir gefehlt hast, und du scheinst dich nur mit mir streiten zu wollen! Ich hatte gehofft, dass wir ein wenig Zeit miteinander verbringen könnten und damit anfangen, die Hochzeit zu planen. Ist das so schwer zu begreifen?«
    Dereks Worte drangen in ihr Bewusstsein, und sie schnappte erschrocken nach Luft. »Derek, ich habe deinen Antrag gar nicht angenommen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass du vorgeschlagen hast, wir sollten heiraten, und dass ich dem nie zugestimmt habe! Und selbst wenn ich das hätte, glaubst du wirklich, dass eine Geschäftsreise die passende Gelegenheit ist, an den Hochzeitsplänen zu basteln, wenn du weißt, dass ich in weniger als zwei Wochen wieder in England bin? Warum drängst du mich so?«
    »Lass mal den Mist mit deiner ›Geschäftsreise‹ außen vor«, sagte er wild. »Willst du andeuten, dass du mich nicht heiraten willst?«
    »Ich deute gar nichts an, Derek, ich sage es dir!« schrie Shara ihn an. »Ich will dich nicht heiraten, ich habe es noch nie gewollt. Du willst doch keine Frau, du willst nur einen Meilenstein in deinem Leben erreichen – und dieser Meilenstein sollte am besten daheim bleiben, dich hofieren, und Nachwuchs im selben Takt hervorbringen, wie deine oberflächlichen, statusbesessenen, sogenannten Freunde! Bevor du hiergeflogen bist, um die Hochzeit zu planen, hättest du mich fragen sollen, ob ich überhaupt eine Hochzeit will, aber das setzt Einfühlungsvermögen oder Rücksicht voraus, oder zumindest ein winziges Krümelchen Zugeständnis, dass mein Leben und meine Wünsche gleichranging zu deinen sind!«
    Als hätte Derek zum ersten Mal erkannt, in welchem Ausmaß seine Anwesenheit und seine Annahmen Shara auf die Palme brachten, versuchte er einzulenken. »Hör mal, Shara, es tut mir wirklich leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass deine Meinung nicht zählt – natürlich tut sie das –, aber sicher siehst du doch ein, dass wir Zeit miteinander verbringen müssen –«
    »Miteinander Zeit zu verbringen wird nicht reparieren können, was an unserer Beziehung kaputt ist, Derek. Was schon seit einiger Zeit kaputt ist.« Der Kampfgeist war aus Shara gewichen und hatte eine Leere in ihrer Stimme hinterlassen, und eine tiefe Traurigkeit in ihrem Herzen. Egal was jetzt war, sie hatte Derek einmal geliebt, nur nicht genug – nie genug.
    »Wir müssen ja nicht gleich heiraten –«
    »Ich kann dich nicht heiraten, Derek«, unterbrach Shara ihn mit tränenerstickter Stimme.
    Aufrichtig verwirrt und ohne vorherige Erfahrung darin, abgewiesen zu werden und seine Pläne vereitelt zu sehen, starrte Derek sie einige Sekunden lang nur an und platzte dann heraus: »Warum?«
    »Weil ich dich nicht liebe.« Shara tastete nach dem Türgriff.
    Glücklicherweise hielt der Wagen gerade vor dem Sutton Place Hotel, wo Derek ein Zimmer gebucht hatte. Shara stolperte hinaus in die Nacht und hastete blindlings um eine Ecke, ohne sich um den heftigen Regen und die Tränen zu kümmern, die ihr Gesicht benetzten. Einige Fußgänger kamen vorbei und warfen ihr neugierige Blicke zu, als sie dort gegen das Gebäude gelehnt stand und schluchzte.
    Als sie sich etwas beruhigt hatte, schaute sie sich um und entdeckte den Wagen; Tony parkte ein Stückchen von ihr entfernt am Bürgersteig und hatte die Warnblinklichter angeschaltet. Taktvoll wie immer hielt er seinen Abstand und sie gleichzeitig im Auge, damit sie in ihrem aufgebrachten Zustand allein in einer fremden Stadt nicht in Schwierigkeiten geriet. Shara war dankbar für seine Rücksichtnahme. Sie ging langsam zum Wagen zurück und stieg wieder ein.
    »Wohin soll ich Sie bringen?« fragte Tony behutsam.
    »Ich weiß nicht . . . Ich muss nachdenken . . . Können Sie mir für heute Nacht ein

Weitere Kostenlose Bücher