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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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war.
    »Ich dachte mir, Sie könnten eine Tasse Kaffee gebrauchen. Ich habe versucht, Ihnen Bescheid zu geben, als wir die Fälle erreichten, aber Sie haben so fest geschlafen, dass ich bis nach Niagra-on-the-Lake weitergefahren bin. Es ist ein richtig nettes Städtchen mit viel weniger Touristen als bei den Fällen, also wenn Sie sich ein wenig die Beine vertreten möchten . . .« Er war es offenbar nicht gewohnt, seinen Kundinnen so viel zu sagen und schaute verlegen drein, als er ihr den Kaffee in die Hand drückte.
    »Danke, Tony. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Ich muss wohl müder gewesen sein, als mir bewusst war.« Sie verlor kein Wort über die Tränen, die sie vor dem Schlaf vergossen hatte, und er war zu taktvoll, um sie zu erwähnen.
    Statt dessen nickte er. »Ein Nickerchen am Nachmittag ist gesund. Wo ich herkomme, ist das ein Zeichen von guten Manieren.« Er hatte sich beim Sprechen durch die offene Tür zu ihr gelehnt und richtete sich nun auf. »Ich bleibe hier beim Auto. Die Hauptstraße ist gleich dort drüben.« Er zeigte in die Richtung hinter dem Auto. »Und meine Tochter ist ganz vernarrt in den Bonbonladen. Vielleicht finden Sie da ja auch etwas.«
    Sie ließ sich Zeit dabei, ihren Kaffee zu trinken, während sie sich unter die Touristen mischte und ihre Anonymität und das angenehme Sommerwetter genoss. Danach stöberte sie eine gute halbe Stunde durch die kleinen Läden entlang der hübschen Hauptstraße in Viktorianischer Architektur und Postern, die das George Bernard Shaw Theaterfestival ankündigten.
    Auf der Rückfahrt fuhren sie ganz langsam an den Niagarafällen vorbei. Shara kurbelte das Fenster herunter, um die Ausmaße und die Gewalt dieses Naturphänomens auf sich wirken zu lassen, und spürte kurz darauf den Sprühnebel, der sich auf ihr Gesicht legte. Tony bot an anzuhalten, damit sie aussteigen und die Wasserfälle näher betrachten konnte, aber sie verzichtete darauf, sich den Tausenden von Touristen auf dem Fußweg nah der Schlucht anzuschließen.
    Trotz des Kaffees schlief sie auf dem Weg zurück nach Toronto wieder ein. Als sie aufwachte, stellte sie fest, dass ein Sommergewitter über die Metropole hereingebrochen war – und dass sie vor Hunger fast umkam. »Tony, haben Sie Hunger?«
    »Ja, aber das ist kein Problem. Ich werde essen, nachdem ich Sie am Hotel abgesetzt habe.«
    »Ich möchte Sie gern zum Essen einladen, bevor wir zum Flughafen fahren.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Es sind noch mindestens zwei Stunden, bis Dereks Flug eintrifft.«
    »Aber das schickt sich doch eigentlich nicht –«
    »Ich werd’s keinem erzählen, wenn Sie’s nicht tun. Kommen Sie schon. Ich habe Hunger und Sie haben Hunger, und ich kenne mich hier in Sachen Restaurants nicht aus.«
    »Ich kann Ihnen ein paar Empfehlungen geben –«
    »Nouvelle Cuisine, voll mit Touristen und einem Blick auf den See?« spottete Shara milde. »Ich möchte dort essen, wohin Sie ihre Frau und Tochter ausführen – nicht in einem Restaurant, das auf irgendeiner Liste steht, die Sie zitieren sollen.«
    Tony lachte. »Na gut, aber ich hoffe, Sie legen ein gutes Wort für mich ein, wenn ich mir eine neue Stelle suchen muss.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn Sie eine Pause fürs Abendessen einlegen? Sie wären dann nicht im Dienst, und ich würde Sie dafür entschädigen, indem ich Sie zum Essen einlade.«
    Wie um ihn zu einer Entscheidung anzufeuern, knurrte in dem Moment sein Magen so laut, dass Shara es hören konnte. »Wie könnte ich einer schönen Frau eine Einladung abschlagen und einen so hartnäckigen Magen ignorieren?«
    Sie fuhren zu einem kleinen italienischen Restaurant namens Roccos Tomatentraum in einem westlichen Vorort. Das Essen war vorzüglich und Shara erlaubte sich zwei Gläser Wein. Rocco, der Besitzer, kam zu ihnen an den Tisch, um mit Tony zu plaudern und viel Aufhebens um Shara zu machen, aber nicht, weil sie berühmt war sondern offenbar eine gute Freundin von Tony.
    »Shara, ich finde, du solltest diesen Unsinn aufgeben und mit mir nach Hause kommen.«
    »Ich finde es auch schön, dich zu sehen, Derek«, erwiderte Shara gelassen.
    Derek bremste sich, weil ihm plötzlich auffiel, dass er sich nur ereifert hatte, seit er aus der Zollabfertigung erschienen war. »Entschuldige, Schatzi«, sagte er verlegen. »Du hast mir gefehlt, Shara.« Er zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. Dann rückte er etwas ab und schaute sie an. Sie sah müde aus,

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