Spaziergang im Regen
Ihnen nichts vor. Sie hat das Gebäude durch die Eingangshalle verlassen und ist bis jetzt noch nicht wiedergekommen. Sie können gern hier auf sie warten.«
Sie hatte beschämt abgelehnt, weil sie sich wieder wie jemand vorkam, der Jessa nachstellte, obwohl der Portier sie diesmal nicht so behandelte.
Als er sie jetzt anschaute, musste es eindeutig für ihn sein, dass sie draußen in der Kälte auf Jessa gewartet hatte. Er musste sie für verrückt halten. »H-hallo nochmal«, gelang es ihr in seine Richtung zu nuscheln, bevor Jessa sie durch die Sicherheitstür und in den Aufzug zog.
Shara fühlte sich nicht gut. Sie hatte das letzte Mal am Abend zuvor gegessen und auf dem Flug alle Mahlzeiten abgelehnt. Seit sie Jessas neue Komposition im Radio gehört hatte, war sie nur von Adrenalin angetrieben worden. Als sie die Wohnung erreichten, stützte sie sich bereits schwer auf Jessa. Sie hatte kein Gefühl in den Fingern und Zehen, und plötzlich schwante ihr, dass sie sich ganz unromantisch übergeben musste.
»B-Bad –« keuchte sie, und Jessa führte sie den Flur entlang zu einem äußerst luxuriös eingerichteten Badezimmer, für das sie jedoch kaum Interesse aufbringen konnte, weil sie viel zu sehr in Eile war, zur Toilette zu kommen, wo sie dann würgte, ohne allerdings etwas hochbringen zu können. Sie ließ sich auf den Boden sinken, fürchterlich beschämt, aber ihr war zu kalt und schrecklich zumute, um aufzustehen. So hatte sie sich ihr Wiedersehen mit Jessa nicht vorgestellt.
Kapitel 24
Z u Sharas Verlegenheit half Jessa ihr auf, schloss den Toilettendeckel und setzte sie darauf. Sie konnte noch immer das Zittern nicht unter Kontrolle bringen, und Jessas Miene änderte sich rasch von besorgt zu beunruhigt.
»Du bist eiskalt«, sagte Jessa mit zusammengezogenen Brauen. Sie nahm einen weichen, weißen Bademantel vom Haken und hielt in Shara entgegen. »Zieh die nassen Klamotten aus und den hier an. Ich koche uns einen Tee.« Sie schüttelte den Kopf. »Du solltest wahrscheinlich besser ins Krankenhaus.« Sie drehte sich um zur Badewanne, stellte das Wasser an und verließ das Bad.
Shara hoffe, dass sie nicht einen Krankenwagen rufen würde, weil ihre Demütigung sonst vollkommen wäre.
Nach nur wenigen Minuten kam Jessa zurück. Sie hatte ihren Mantel abgelegt und war nun bestrumpften Fußes. Shara hatte sich nicht gerührt. Sie schaute hilflos zu Jessa auf, unwillig zuzugeben, dass ihre Finger viel zu taub waren, um Knöpfe oder Reißverschlüsse zu öffnen.
Jessa grummelte ungeduldig, als ihr das Problem bewusst wurde. »Dich sollte man wirklich nicht allein nach draußen lassen«, murrte sie und kniete sich dann vor Shara, um ihre lächerlich hochhackigen Stiefel und die dünnen Socken auszuziehen, beides vollkommen untauglich, um ihre Füße vor dem kalten, nassen Gehsteig zu bewahren.
Danach schälte sie die nasse Jacke ab und ließ sie auf den Boden fallen, auf die Stiefel und die Socken. Dann kam die Bluse an die Reihe, und Jessa zog sie auf die Füße, um ihre Jeans aufzuknöpfen und sie ihr von den Beinen streifen zu können.
Shara seufzte, als Jessa ihren Kopf über sie beugte und sie fühlte, wie zärtlich sie sie auszog. Es lag nichts Erotisches in Jessas Bewegungen, aber sie schienen mehr als nur fürsorglich. Shara konnte sich nicht zurückhalten und berührte Jessas Haar. Es war feucht vom Schnee und unglaublich weich. »Du bist so wunderschön«, flüsterte sie, und dann ergriff der Schüttelfrost wieder ihre zierliche Gestalt.
»Shara . . .« Du hast dich in einen menschlichen Eiszapfen verwandelt, und sogar in dem Zustand habe ich Schwierigkeiten, meine Hormone in Schach zu halten, während ich dich ausziehe, also reiß dich zusammen, ja? Jessa konnte ihre Gefühle nicht aussprechen, also ging sie zur Wanne und streute Badesalze ins dampfende Wasser: Lavendel zum Entspannen und Kamille zum Heilen. Nicht dass sie annahm, dass sie wirklich mit Aromatherapie Sharas Leiden kurieren könnte.
Sie drehte sich wieder zu Shara um, die sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Sie wollte sie gerade fragen, ob sie ihre Unterwäsche allein ausziehen könnte, wusste aber gleich, dass der BH-Verschluss jenseits der motorischen Fähigkeiten der eisigen Finger lag, die noch immer der Wärme des Badezimmers trotzten.
Zögernd zog sie Sharas BH aus und konnte nicht das leise Stöhnen überspielen, als sie Sharas nackte Brust sah; dunkle Brustwarzen, jetzt zusammengezogen von der Kälte, die
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