Spaziergang im Regen
erreicht hatten, hatte ich schon mit ihm Schluss gemacht. Du warst noch sauer auf mich, und ich war nicht in der Lage, mich in meinem Zustand mit dir auseinanderzusetzen, deshalb habe ich die Nacht im Royal York Hotel verbracht. Und dann dachte ich mir, dass ich lange genug davongelaufen war, weshalb ich so früh wieder zu dir in die Wohnung kam, wo ich dann herausfand –«
»Dass ich die Nacht mit Lucia verbracht hatte.« Jessa drehte sich um und sah in Sharas gequältes Gesicht. »Es war nichts passiert, Shara. Jetzt, wo du das Stück gehört hast, weißt du ja, welche wichtige Rolle das Geigensolo spielt. Ich habe mit Lucia bis um vier Uhr morgens daran gearbeitet. Wir kennen uns seit wir acht sind, und wir haben oft Zimmer und Betten miteinander geteilt, rein freundschaftlich, unzählige Male in unseren frühen Zwanzigern, auch oft nachdem wir miteinander Schluss gemacht hatten. Wir hatten uns nur auseinandergelebt, weil Stephanie so eifersüchtig auf sie gewesen war. Es wäre albern gewesen, wenn eine von uns beiden versucht hätte, auf dem Sofa zu schlafen, wo wir doch beide so kaputt waren und einen vollen Terminkalender vor uns hatten. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, wenn eine von uns in deinem Bett geschlafen hätte, weil wir doch nicht wussten, wann du nach Hause kommen würdest. Deshalb haben wir einfach beide in meinem Bett geschlafen. Ich weiß, es war falsch von mir, das damals nicht richtigzustellen, aber ich war so verletzt und sauer, weil du die Nacht mit Derek verbracht hattest . . .«
»Es tut mir so leid, Jessa.«
»Und was jetzt?«
»Da du jetzt weißt, was ich empfinde . . .«
»Tue ich das?« Jessa traute sich noch immer nicht zu glauben, was Sharas Geständnis bedeutete.
»Du hast mir so gefehlt, Jessa. Ich war so leer ohne dich.« Sie trat näher an Jessa heran, bis ihre Körper sich berührten. Sie löste bedächtig den Gürtel an ihrem Bademantel und legte eine Hand an Jessas Wange. »Bitte schick mich nicht fort.«
»Das kann ich gar nicht«, sagte Jessa, bevor sich ihr Mund in einem hungrigen Kuss auf Sharas presste. »Ich liebe dich viel zu sehr.«
Kapitel 25
» I ch kann einfach nicht aufhören, dich zu berühren –«, sagte Shara leise. Sie lachte unsicher, ihre Stimme hatte beim letzten Wort fast versagt, und sie kämpfte mit den Tränen.
Jessa ließ den Blick über Sharas kussgeschwollene Lippen und ihre gerötete Haut schweifen und erwiderte: »Ich beschwere mich nicht. Ich mag deine Berührungen . . . und ich mag es, dich anzuschauen.« Und das stimmte; sie konnte einfach nicht genug bekommen von Shara Quinn.
Da sie mittlerweile wusste, dass Shara dort besonders empfindlich war, hatte die linke Seite ihres Halses eine besondere, vorzügliche Bedeutung erhalten, und allein sie zu betrachten zauberte ein Lächeln auf Jessas Lippen. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und fuhr mit dem Finger über Sharas Haut, bis sie erzitterte.
Ihre Augen trafen sich, und Jessa flüsterte: »Du bist hinreißend. Ich bin total in dich verliebt. Weißt du das?«
»Das weiß ich, seit ich Spaziergang im Regen gehört habe. Und weißt du, wie sehr ich dich liebe?«
»Tust du das?« Jessa konnte ihre Unsicherheit nicht verbergen.
»Ich liebe dich«, sagte Shara langsam und mit Bedacht. »Ich dachte, ich hätte dir gerade gezeigt, wie sehr . . .« Während sie sprach fuhr der Finger, mit dem sie langsam Jessas Brustwarze umkreist hatte, darüber; Jessa sog scharf die Luft ein.
»Ich erinnere mich«, sagte sie. »Es ist nur schwer für mich anzunehmen, dass ich es mir nicht nur vorgestellt habe. Ich liebe und will dich seit so langer Zeit schon, dass ich kaum glauben kann, dass wir jetzt hier so zusammen sind . . .«
Shara fuhr sinnlich mit ihrem Fuß an Jessas Wade entlang. »Es kommt mir auch ein wenig vor wie im Traum. Warum hast du mir das nicht gesagt?«
Abgelenkt von Sharas Fuß und dem Finger, der so gefährlich mit ihrer Brustwarze flirtete, dass sie sich wieder aufrichtete . . . wieder einmal . . . zog Jessa die Brauen zusammen. »Was habe ich dir nicht gesagt?« Die Erregung verursachte einen freien Fall ihres IQs, obwohl Shara sie kaum berührte und obwohl sie sich bereits zweimal in dieser Nacht geliebt hatten.
»Dass es so sein würde«, antwortete Shara mir rauer Stimme und drehte sich auf die Seite, um Jessa anzuschauen, die noch immer auf dem Rücken lag. »Dass es so gut sein würde.« Während sie sprach gesellten sich drei weitere
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