Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
den Schwur auch ohne Blut leisten.«
Er legte das Messer zur Seite. »Da bin ich aber froh. Das Messer ist total stumpf.«
»Hätten Sie mich damit auch geschnitten?«
»Vielleicht hätte ich vorher ein schärferes aus der Küche geordert.« Er grinste. »Also, schwören wir.«
Er hob die Hand zum Schwur. Ein feiner Blutstropfen lief an seinem Arm herunter. Ich hob meine Hand.
»Ich schwöre, dich, Emma, und deine Geheimnisse niemals anderen zu verraten, sondern mit ins Grab zu nehmen.«
Er sah mich auffordernd an. Ich räusperte mich und sagte: »Und ich schwöre, dich, Max, nur selten anzulügen. Vielleicht auch manchmal gar nicht.«
Er lachte und ließ den Arm sinken. »Das ist nicht der Schwur, den ich er erwartet hatte.«
»Das sind auch weder die Utensilien noch Zeit und Ort, die ich für einen solch ernsten Schwur erwartet hatte.«
»Okay. Dann muss ich mich wohl erst einmal mit ›selten‹ und ›manchmal‹ zufriedengeben. Das ist ein Anfang.«
»Ja, mehr kriegst du heute nicht.«
»Und woran erkenne ich, was die Wahrheit ist und was nicht?«
»Das ist ja der Spaß an der Sache. Du weißt es nicht.«
»Dann stell mich auf die Probe: Erzähl mir von deinem Kummer.«
Ich weiß nicht, was mich ritt, aber ich tat es. »Einen der Protagonisten aus der Show kenne ich von früher. Er war meine Kinder- und Jugendliebe. Und ich fürchte, ich habe mich erneut in ihn verknallt. Ernsthaft verknallt.«
Jetzt war es raus. Die ganze Nacht und den halben Morgen hatte ich mit dem Gedanken gekämpft, ihn verdammt und dann doch akzeptiert. Es gab keine andere Auslegung für meine Gefühle. Ich war eindeutig in Tim verliebt.
Das Lächeln auf Max‘ Gesicht erstarb. »Und er? Was empfindet er für dich?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe, das Gleiche. Es sieht ein bisschen danach aus.« Ich tappte diesbezüglich wirklich im Dunkeln, aber wenn ich daran dachte, wie nah er gestern bei mir gesessen und dann gesagt hatte, dass er mich damals hätte zurückküssen können und wir vielleicht verheiratet wären, loderte in mir heiß die Hoffnung, dass ich mit meinen Gefühlen nicht alleine war.
Max starrte seine Hand an, an der das Blut trocknete. »Sei froh, dass er in einer Scheidungsshow ist und keiner, in der frisch Verliebte zueinander finden. Vermutlich ist er bald frei für dich.«
Ich nickte. »Ich weiß.«
Er stand auf. »Ich muss jetzt los«, sagte er abrupt und reichte der Kellnerin Geld aus seiner Hosentasche.
Ich erhob mich ebenfalls, verdutzt über seinen plötzlichen Aufbruch. »Wir sehen uns später in der Firma. Es gibt viel zu tun, da die nächste Show live ist.« Ich versuchte, lockerleichte Konversation zu machen, um die Situation zu entspannen, doch er ging nicht darauf ein.
»Ja. Bis dann«, sagte er. Dann lief er aus dem Café.
Ich folgte ihm, verwundert und irritiert.
KAPITEL 8
Mit der wahren Liebe ist es wie mit den Gespenstererscheinungen: alle Welt spricht von ihnen, aber wenige haben sie gesehen.
François de La Rochefoucauld
Ehepaarduell der letzten drei verbliebenen Paare – Sendung vom 5.April, 20:15Uhr
»Guten Abend, sehr verehrte Damen und Herren!« Nikitas frische Stimme schallte durch das wie ein Amphitheater gestaltete Schauspielhaus. Die Moderatorin hatte ihren Busen in ein enges Kleid gequetscht, das ihre fraulichen Rundungen etwas zu stark betonte. Aber sie genoss die Vorstellung, dass die Blicke aller Männer über ihren Körper strichen und die Frauen vor Neid erblassten. Sie stand strahlend vor dem Publikum und wartete, bis der Applaus verebbte.
»Wir begrüßen heute drei Paare, die mit uns ein neues Leben beginnen wollen. Sie haben es satt, ständig gegeneinander zu kämpfen, wo doch das Leben selbst schon ein steter Kampf ist. Sie suchen Liebe, wo um sie herum nur Gleichgültigkeit und Hass herrschen. Und Sie, liebe Zuschauer, können am Ende bestimmen, welches Paar ins Finale einziehen soll. Wer von ihnen einen neuen Anfang finanziert bekommt. Also begrüßen Sie mit mir das erste unserer Pärchen: Dorothea und Georg Herford!«
Applaus brandete auf, während die beiden alten Leute langsam von der Seite auf die Bühne traten. Georg Herford hatte ein paar Schwierigkeiten mit dem Scheinwerferlicht und blinzelte irritiert. Danach wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht, so dass sein Make-up verschmierte. Seine Frau schien wesentlich gefasster. Ruhig schritt sie neben ihm her und nahm dann an einem kleinen Tisch Platz, der für die beiden
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