Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
Anstalten, sich nach den Besuchern umzudrehen. »Setzen Sie sich!«
Ihre schmale, elegant manikürte Hand wies auf die Sessel gegenüber.
Nikita trat näher und ließ sich in den Sessel fallen. Als sie in das Gesicht von Antonia Jansen sah, hielt sie jedoch den Atem an. Es war auf der linken Seite unter dem Jochbein lila und rot geschwollen, an der Lippe klebte getrocknetes Blut. Eine Sonnenbrille verdeckte die Augen.
»Was ist passiert?«, fragte Nikita fassungslos. »War das Ihr Mann?«
Antonia antwortete nicht, sondern sog wie ein gequältes Tier, das in die Freiheit entlassen wird, tief die Luft ein. »Was wollen Sie heute von mir wissen?«, fragte sie schließlich. »Ich werde alles offen beantworten, ich habe nichts zu verbergen.«
»Hat er das getan?«, beharrte Nikita auf ihrer Frage.
Antonia legte die Hand auf ihre geschwollene Wange. »Ist es so deutlich zu sehen? Ich wollte zuerst Make-up darauf schmieren, aber dann dachte ich, die Welt kann es ruhig erfahren.«
»Ja, so etwas sollte man nicht verbergen. Das tut mir sehr leid für Sie.« Das Mitgefühl von Nikita klang echt. »Warum hat er das getan?«
»Erinnern Sie sich an seine Drohungen aus der letzten Sendung? Er hat auch das Haus verwüstet. Sehen Sie dort die leere Stelle?« Sie deutete mit der Hand auf eine nackte Wand.
Nikita nickte.
»Dort hing ein wertvolles Gemälde, das ich kurz nach unserer Hochzeit gekauft habe. Er hat es zerfetzt. Einfach so. Es hat mal 85.000 Euro gekostet.«
Nikita schluckte. Das teuerste Kunstwerk, das sie besaß, war eine Glasstatue, die ihre Patentante ihr geschenkt hatte. Bei einer Schätzung war herausgekommen, dass sie 635 Euro wert war.
»Das ist viel Geld«, antwortete sie daher. »Ein monetäres Desaster.« Heute wandte sie gleich eine fremdsprachliche Wortgruppe an, die in ihren Ohren unglaublich gebildet klang.
Antonia nickte unbeeindruckt. »Und das war nur das eine Bild. Das im Schlafzimmer ist ebenfalls zerstört. Und ist Ihnen aufgefallen, dass ein paar kostbare Vasen in der Eingangshalle fehlen?«
»Nein, das ist mir nicht aufgefallen.« Nikita warf dem Kameramann einen Blick zu, damit dieser daran dachte, hinterher ein paar Bilder von der Eingangshalle zu drehen. Er nickte kaum merklich.
»Frederic nimmt alles sehr ernst, offenbar auch seine Drohungen. Das hätte ich wissen müssen.«
»Ist es Ihnen denn möglich, von Ihrer Hochzeit zu sprechen, oder ist das zu schmerzlich für Sie?«, fragte Nikita schließlich, um zum eigentlichen Thema der Sendung zu kommen.
»Bitte fragen Sie mich«, erwiderte Antonia. »Zum Glück ist Frederic jetzt nicht da, so dass er mir nicht auch noch die Erinnerungen nehmen kann.« Sie tupfte mit dem Taschentuch eine Träne weg, die ihre Wange hinunterlief.
Wieder deutete Nikita dem Kameramann an, eine Nahaufnahme vom verweinten Gesicht der Frau zu machen. Aber es war zu spät, die Träne bereits weg.
»Wo haben Sie geheiratet?«, fragte Nikita.
»Hier in diesem Haus. Wir waren so glücklich damals. Meine Familie war anwesend, auch die seine, obwohl die sich nicht so sonderlich miteinander vertrugen. Das hätte mich eigentlich warnen müssen, aber ich war so blind. Blind vor Liebe.«
Wieder lief eine Träne herunter. Dieses Mal war der Kameramann schnell genug.
»Wir lieferten das Ereignis des Jahres, vielleicht sogar des Jahrzehnts. Der Erbe eines großen Unternehmens und eine schöne Frau aus relativ einfachen Verhältnissen in Liebe vereint, das zog jedermann an. Es waren auch jede Menge Promis gekommen, Sänger, Schauspieler, Künstler aus aller Welt. Sogar die Klatschpresse berichtete darüber.«
Nikita beugte sich mit erhobenem Zeigefinger vor, um anzudeuten, dass sie nachhaken wollte. Als sie schließlich zu Wort kam, fragte sie: »Was meinen Sie mit ›aus einfachen Verhältnissen‹? Woher stammen Sie?«
»Mein Mann behauptet zwar immer, ich würde ich es verheimlichen wollen, aber das tue ich nicht. Meine Mutter war eine einfache Sekretärin, mein Vater ein Mechaniker für Autos. Das ist kein Geheimnis.« Sie rückte ihre Sonnenbrille zurecht.
Nikita lehnte sich zufrieden zurück. »Wie haben Sie sich kennengelernt, wenn Sie aus so unterschiedlichen Schichten stammen?«
»Meine Mutter arbeitete in einer der Firmen von Frederics Vater. Ich war zufällig einmal anwesend, als Frederic mit ihm eine Besichtigung machte. Meiner Mutter ging es nicht gut, da bin ich für sie eingesprungen und habe den Herren den Kaffee gebracht. Und als ich nach
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