Special - Zeig dein wahres Gesicht
sie in Tallys Richtung. Tally warf die Pfeile weg, fuhr herum und tauchte in den eiskalten Fluss.
Mit ein paar panischen Schwimmzügen war sie neben der schwach flimmernden Form. Sie streckte die Hand nach Shays Haaren aus und riss ihren Kopf aus dem Wasser. Die Tätowierungen auf dem bleichen Gesicht bewegten sich kaum noch, aber dann lief ein schwacher Schauer durch Shay und mit einem plötzlichen Husten leerte sich ihre Lunge.
„Shay-la!“ Tally drehte sich, um besser zupacken zu können. Shay winkte schwach mit den Armen, dann würgte sie noch mehr Wasser heraus. Aber ihre Tätowierungen erwachten langsam zum Leben und wirbelten schneller, je stärker ihr Herzschlag wurde. Jetzt, da ihr Blut sich wieder erwärmte, begann ihr Gesicht im Infrarot heller zu leuchten.
Tally bewegte sich, änderte mühsam ihren Griff, um ihrer beider Köpfe über Wasser zu halten und gleichzeitig mit ihrem Auffangarmband ein Signal zu geben. Ihr geliehenes Brett antwortete mit einem magnetischen Zupfen, es war unterwegs.
Shay öffnete die Augen und blinzelte einige Male. „Bist du das, Tally-wa?“
„Ja.“
„Hör auf, mich an den Haaren zu ziehen.“ Wieder hustete Shay.
„Oh, tut mir leid.“ Tally befreite ihre Finger aus den nassen Strähnen. Als das Hubbrett sie von hinten antippte, warf sie einem Arm darüber und schlang den anderen um Shay. Ein langsamer Schauer durchlief sie beide.
„Wasser’s kalt“, sagte Shay. Ihre Lippen sahen in Tallys Infrarotsicht fast blau aus.
„Was du nicht sagst. Aber immerhin hat es dich geweckt.“ Sie schaffte es, Shay auf das Brett zu heben und sie aufzurichten. Wie ein elendes Häufchen saß Shay da und kauerte sich im kalten Wind zusammen, während Tally im Fluss blieb und in ihre glasigen Augen starrte. „Shay-la? Weißt du, wo du bist?“
„Du hast mich geweckt, also habe ich ... geschlafen?“ Shay schüttelte den Kopf und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. „Mist. Das bedeutet, dass sie mich mit einem dieser blöden Pfeile erwischt haben.“
„Das war kein Pfeil, David hatte einen Schocker in der Hand.“
Shay spuckte in den Fluss. „Das war ein mieser Trick von ihm, Tachs auf mich zu werfen.“ Sie runzelte die Stirn und öffnete die Augen wieder. „Alles in Ordnung mit Tachs?“
„Ja. Ich hab ihn erwischt, ehe er auf dem Boden aufschlug. Dann hat David versucht dich zu entführen. Aber ich hab dich zurückgeholt.“
Shay brachte ein kleines Lächeln zu Stande. „Gut gemacht, Tally-wa.“
Tally spürte ein zittriges Grinsen in ihrem Gesicht.
„Was ist mit Fausto?“
Wieder seufzte Tally und zog sich auf das Brett. Die Rotoren begannen unter ihrem Gewicht loszuwirbeln. „Den haben sie auch mitgenommen.“ Sie schaute den Fluss entlang, konnte aber nur Dunkelheit sehen. „Und jetzt sind sie wohl schon längst über alle Berge.“
Shay legte einen zitternden, nassen Arm um Tally. „Mach dir keine Sorgen. Den holen wir zurück.“ Dann schaute sie verwirrt nach unten. „Aber wie bin ich in den Fluss geraten?“
„Sie haben dich hergebracht und als Köder benutzt. Sie wollten mich auch fangen. Aber ich war zu schnell für sie, deshalb hat David dich ins Wasser gestoßen, um mich abzulenken, glaube ich. Oder vielleicht wollte er den anderen Smokies Zeit zur Flucht verschaffen, denen, die Fausto haben.“
„Hmmm. Das ist ein bisschen beleidigend“, sagte Shay.
„Was denn?“
„Sie haben mich als Köder benutzt und nicht Fausto?“
Tally grinste und drückte Shay fester an sich. „Vielleicht dachten sie, dass ich deinetwegen anhalten würde.“
Shay hustete in ihre Faust. „Nun, wenn ich die erwische, dann werden sie sich wünschen, sie hätten mich von eine Klippe geworfen.“ Sie holte tief Luft, als ihre Lunge endlich wieder frei war. „Aber es ist schon komisch. Das ist so untypisch für die Smokies, Bewusstlose in eiskaltes Wasser zu stoßen. Verstehst du, was ich meine?“
Tally nickte. „Vielleicht werden sie langsam verzweifelt.“
„Kann sein.“ Wieder zitterte Shay. „Vielleicht verwandelt das Leben in der Natur sie in Rusties. Mit Pfeil und Bogen kann man durchaus auch Leute umbringen. Früher haben sie mir besser gefallen.“
„Mir auch.“ Tally seufzte. Die eisige Schärfe ihres Zorns verblasste und ihre Gedanken fühlten sich so triefend schwer an wie ihre Kleidung. Sosehr sie sich auch bemüht hatte, alles in Ordnung zu bringen, Fausto war noch immer verschwunden und David ebenfalls.
„Jedenfalls, danke
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