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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Muskeln verkrampften sich, bis ihre Knochen fast brachen. Sie zog Hos Brett zu sich ins Wasser und die Hubrotoren spuckten dampfende Wirbel aus, während sie abkühlten.
    Tally zählte qualvoll und langsam bis zehn und wünschte David, den Smokies und demjenigen, der das eiskalte Wasser erfunden hatte, Unglück und Vernichtung. Die Kälte sickerte in ihren Körper, ließ ihre Nerven aufschreien und stahl sich tief in ihre Knochen.
    Aber dann erfasste sie der besondere Moment. Es war, wie wenn sie sich schnitt, der Schmerz nahm zu, bis sie ihn kaum noch ertragen konnte ... und dann kippte er plötzlich. Und unter der Qual kam wieder diese seltsame Klarheit hervor, als habe die Welt sich in etwas verändert, das absoluten Sinn ergab. Das hier war besser, als prickelnd zu sein, genauso wie Dr. Cable es ihr einst versprochen hatte. Tallys Sinne standen in Flammen, aber ihr Denken blieb davon unberührt und beobachtete ihre Empfindungen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.
    Sie war nicht Zufall, war überdurchschnittlich ... fast nicht mehr menschlich. Und sie war erschaffen worden, um die Welt zu retten.
    Tally hörte mit Zählen auf und atmete tief durch, und nach und nach legte sich ihr Zittern. Das Eiswasser hatte seine Macht verloren.
    Mit knochenblassen Händen packte sie die Kanten von Hos Brett und zog sich wieder hinauf. Sie brauchte drei Versuche, um mit ihren betäubten Fingern laut genug zu schnippen, aber endlich begann das Hubbrett in den dunklen Himmel zu steigen, so hoch es die kühlen und lautlosen Magnetheber zuließen. Als sie aus den Bäumen hervorkam, traf der Wind sie wie eine Kältelawine, aber Tally achtete nicht darauf. Ihr Blick glitt über die wunderbar klare Welt unter ihr.
    Und da waren sie - nur etwa einen Kilometer vor ihr. Sie sah das Flackern von Brettern auf schwarzem Wasser, das Aufblitzen einer infraroten menschlichen Silhouette. Die Smokies schienen nur langsam vorwärtszukommen, sie bewegten sich kaum. Vielleicht ruhten sie sich aus, nicht ahnend, dass sie verfolgt wurden. Aber für Tally war es fast so, als habe ihre eisige Klarheit die anderen einfach gelähmt.
    Sie ließ das Brett absinken, um sich außer Sichtweite zu bringen, bevor ihre Körperwärme die Kälte der triefenden Kleidung durchdrang. Die Schuluniform klebte an ihr wie eine nasse Wolldecke. Tally streifte die Jacke ab und ließ sie in den Fluss fallen. Dann erwachte ihr Brett dröhnend zum Leben und schoss vorwärts über das Wasser, so dass die Hubrotoren eine meterhohe Gischtspur aufwarfen.
    Tally mochte triefnass und bis auf die Knochen durchgefroren und allein gegen fünf stehen, aber das kalte Bad hatte ihr einen klaren Kopf verpasst. Sie spürte, wie ihre Special-Sinne den Wald um sie herum abscannten. Ihre Instinkte arbeiteten auf Hochtouren und ihr Gehirn berechnete anhand der Sterne über ihr, wie lange sie brauchen würde, um die anderen einzuholen.
    Ihre Hände fühlten sich taub an, aber Tally wusste, dass sie die einzigen Waffen waren, die sie brauchte, egal welche Tricks die Smokies sonst noch auf Lager hatten.
    Sie war bereit für diesen Kampf.
    Sechzig Sekunden später sah sie es: ein einsames Hubbrett, das auf sie wartete, gleich hinter einer Flussbiegung. Der Fahrer stand ganz ruhig da, eine schwarze Silhouette, die die glühende Form einer Special in den Armen hielt.
    Tally flog eine enge Kurve, um die Bäume abzusuchen, und bremste dann ab. Im dunklen Lila des Waldes waren Gestalten zu erahnen, die der Wind aufgescheucht hatte, aber keine davon gehörte einem Menschen.
    Sie musterte die dunkle Figur, die ihr den Weiterflug über den Fluss versperrte. Der Tarnanzug verbarg sein Gesicht, aber Tally wusste noch, wie David auf einem Hubbrett stand: der hintere Fuß leicht nach außen gedreht, wie bei einem Tänzer, der auf das Einsetzen der Musik wartet. Und sie konnte spüren, dass er es war.
    Die glühend heiße Gestalt in seinen Armen musste die noch immer bewusstlose Shay sein.
    „Du hast gesehen, dass ich euch gefolgt bin?“, fragte Tally.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich habe gewusst, dass du das tun würdest.“
    „Was ist das hier? Noch ein Hinterhalt?“
    „Wir müssen reden.“
    „Während deine Freunde sich weiter entfernen?“ Tallys Hände bewegten sich reflexartig, aber sie griff nicht an. Es war seltsam, Davids Stimme wieder zu hören. Sie schallte deutlich über das rauschende Wasser, doch in den Worten schwang ein wenig Anspannung mit.
    Ihr ging auf, dass er

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