Special - Zeig dein wahres Gesicht
sich in die Kurven, wich den flammenden Geschossen aus, die die Luft füllten. Eine Reihe von Kanonenschüssen jagte an ihr vorbei, heiß wie Wüstenwind an ihrer Wange, und zerfetzte die Bäume unten wie Zündhölzer. Sie wendete, stieg höher und konnte einer weiteren Salve aus der Gegenrichtung nur um Haaresbreite entkommen.
Shay warf eine Granate hoch in die Luft. Einige Sekunden darauf explodierte sie hinter ihnen, die Druckwelle traf Tally wie ein Faustschlag und ließ ihr Brett schwanken. Sie hörte das schrille Jammern von Rotoren, die außer Gefecht gesetzt worden waren - Shay hatte, ohne zu zielen, ein Hubfahrzeug getroffen! Was natürlich nur bewies, wie viele es von der Sorte geben musste.
Zwei Kanonensalven zischten vor Tally vorbei und brachten die Luft zum Glühen. Sie warf sich zur Seite, um ihnen auszuweichen, und konnte sich nur mit Mühe auf ihrem Brett halten.
In der Ferne vor ihnen glitzerte ein langes Band aus reflektiertem Mondlicht.
„Der Fluss!“
„Seh ich“, rief Shay. „Lass dein Brett auf einer Höhe geradeaus fliegen, wenn du gesprungen bist.“
Tally legte sich wieder in die Kurve und konnte so gerade noch einer erneuten Salve entkommen. Sie drückte fieberhaft auf die Kontrolle ihrer Auffangarmbänder, um ihr Brett ohne sie loszuschicken.
„Versuch nicht zu spritzen!“, rief Shay. „Drei ... zwei ...“
Tally sprang.
Der dunkle Fluss glänzte unter ihr, als sie darauf zufiel, ein sich windender schwarzer Spiegel, der das Chaos am Himmel wiedergab. Sie atmete tief durch, um Sauerstoff zu speichern, und presste die Hände aufeinander, um das Wasser sauber teilen zu
können.
Die Wasseroberfläche schlug ihr ins Gesicht, dann ließ das Dröhnen des Flusses die Schreie von Geschützen und Rotoren verstummen. Tally versank tief in der Dunkelheit und wurde von Kälte und Stille umfangen.
Sie bewegte die Arme im Kreis, um nicht zu schnell wieder an die Oberfläche zu steigen, sondern so lange unten zu bleiben, wie ihre Lunge das ertragen konnte. Als sie endlich auftauchte, suchten ihre Augen den Himmel ab, fanden aber nur vereinzeltes Flackern am dunklen Horizont, Kilometer entfernt. Die Strömung war schnell und stark.
Sie waren entkommen.
„Tally?“, hörte sie einen Ruf über das Wasser hallen.
„Hier drüben“, antwortete sie leise und paddelte auf das Geräusch zu.
Shay hatte sie mit einigen kräftigen Zügen erreicht. „Alles klar, Tally-wa?“
„Ja.“ Tally ließ einen kurzen inneren Check ablaufen und prüfte Knochen und Muskeln. „Nichts gebrochen.“
„Bei mir auch nicht.“ Shay lächelte müde. „Dann auf zum Ufer. Vor uns liegt ein langer Marsch.“
Als sie langsam auf das Land zuschwammen, musterte Tally besorgt den Himmel – sie hatte für diese Nacht genug davon, gegen die bewaffneten Truppen der Stadt zu kämpfen.
„Das war wirklich eisig, Tally-wa“, sagte Shay, als sie sich auf das lehmige Ufer zogen. Sie holte das Werkzeug heraus, das sie im Museum eingesteckt hatte. „Morgen um diese Zeit wird Zane auf dem Weg in die Wildnis sein. Und wir werden ihm auf dem Fuße folgen.“
Tally schaute den Legierungsschneider an und konnte kaum glauben, dass sie wegen eines Gegenstandes, der kleiner war als ein Finger, fast umgebracht worden wären. „Aber wird nach allem, was wir da angestellt haben, wirklich irgendwer glauben, dass es eine Bande von Krims war?“
„Vielleicht nicht.“ Shay zuckte mit den Schultern, dann kicherte sie. „Aber bis sie diese Silbersoße aufgewischt haben, werden nicht mehr viele Beweisstücke übrig sein. Und ob sie nun glauben, dass es Krims waren oder Smokies oder ein Special-Kommando aus einer anderen Stadt, auf jeden Fall werden sie wissen, dass Zane-la Freunde hat, die vor nichts zurückschrecken.“
Tally runzelte die Stirn. Ihr Ziel war eigentlich gewesen, Zane prickelnd wirken zu lassen, nicht ihn in einen riesigen Angriff zu verwickeln.
Allerdings würde Dr. Cable bei einer solchen Bedrohung für die Stadt wahrscheinlich mit dem Gedanken spielen, so schnell wie möglich weitere Specials zu rekrutieren. Und Zane wäre doch ein logischer Kandidat.
Tally lächelte. „Er hat wirklich Freundinnen, die vor nichts zurückschrecken, Shay-la. Er hat dich und mich.“
Shay lachte, als sie den Wald betraten, ihre Tarnanzüge verschoben sich, um das fleckige Mondlicht wiederzugeben. „Wem sagst du das, Tally-wa. Der Junge hat überhaupt keine Ahnung, was er für ein Glückspilz ist.“
Teil 2
Zane auf der
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