Special - Zeig dein wahres Gesicht
dass du dich verändern kannst.“
Sie starrte das noch immer glühende Schneidewerkzeug an und dachte daran, was sie durchgemacht hatten, um es an sich zu bringen. „Ich habe schon mehr geschafft, als du meinst.“
„Gut. Dann kannst du entscheiden, auf welcher Seite du stehst, Tally.“
Sie schaute ihm endlich in die Augen. „Es geht hier nicht darum, auf welcher Seite ich stehe, Zane. Ich tue das nur für uns, für niemanden sonst.“
Er lächelte. „Geht mir auch so. Vergiss das nicht, Tally.“
„Was willst du damit...?“ Tally senkte den Blick und schüttelte „Du musst los, Zane. Du würdest nicht sehr prickelnd aussehen, wenn die Wächter dich erwischen, ehe du auch nur einen Schritt gemacht hast.“
„Und wo hier schon die Rede vom Erwischtwerden ist“, flüsterte Shay und reichte Zane den Peilsender. „Dreh da einmal dran, sowie du Smoke gefunden hast, und schon sind wir auf dem Weg. Es funktioniert auch, wenn du ihn ins Feuer wirfst, nicht wahr, Tally-wa?“
Zane schaute den Peilsender an, dann ließ er ihn in seine Tasche gleiten. Alle drei wussten, dass er ihn nicht benutzen würde. Tally wagte es, noch einmal in Zanes Augen zu schauen. Er war vielleicht kein Special, aber seine wild entschlossene Miene wirkte auch nicht wie die eines Blubberkopfs.
„Versuch dich weiter zu ändern, Tally“, sagte er leise.
„Jetzt geh endlich!“ Sie fuhr herum, entriss Peris die letzten Ballons, wickelte ihre Leinen um das noch immer glühende Halsband und ließ los. Zuerst kämpften die Ballons mit dem Gewicht, dann aber gab ein Windstoß ihnen die nötige Kraft.
Als sie sich wieder zu Zane umschaute, stieg sein Brett schon auf und er streckte unsicher die Arme aus, wie ein Winzling bei den ersten Gehversuchen. An seiner Seite flogen Krims, um ihm im Notfall zu helfen.
Shay seufzte. „Das Ganze wird viel zu einfach werden.“
Tally gab keine Antwort, sie ließ Zane nicht aus den Augen, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
„Wir sollten uns auch in Bewegung setzen“, sagte Shay. Tally nickte. Wenn die Wächter hier herumschnüffelten, würden sie es wohl merkwürdig finden, dass zwei Specials an Zanes letztem bekannten Aufenthaltsort herumlungerten.
Die Schuppen ihres Tarnanzuges veranstalteten ihren kleinen ruckhaften Aufladetanz und Tally streifte die Handschuhe über und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht.
Innerhalb von Sekunden waren Tally und Shay so schwarz wie der Mitternachtshimmel über ihnen.
„Na los, Boss“, sagte Tally. „Dann wollen wir mal Smoke finden.“
Draußen
Zanes Flucht klappte viel leichter, als Tally erwartet hatte.
Die übrigen Krims und ihre Freunde unter den Pretties waren offenbar in die Sache eingeweiht worden - hunderte von ihnen ließen gleichzeitig ihre Interface-Ringe an Luftballons aufsteigen und füllten die Luft mit falschen Signalen. Auch von den Uglies machten etwa hundert mit. Der Kanal der Wächter war erfüllt von gereiztem Geplapper, während sie die Ringe einsammelten und dutzenden von Streichen ein Ende setzten. Die Behörden waren nach dem Anschlag der vergangenen Nacht nicht in Stimmung für solche Scherze.
Shay und Tally schalteten das Gerede der Wächter schließlich weg.
„Alles ziemlich eisig so weit“, sagte Shay. „Aus deinem Liebsten kann noch ein guter Schlitzer werden.“
Tally lächelte und war erleichtert, weil sie Zanes zitternden Anblick nicht mehr vor Augen hatte. Jetzt setzte die Erregung der Jagd ein.
Sie folgten der kleinen Gruppe von Krims im Abstand von einem Kilometer, die acht Gestalten waren im Infrarot so klar gezeichnet, dass Tally Zanes glühende Silhouette von denen der anderen unterscheiden konnte. Sie registrierte, dass immer wenigstens ein Krim dicht bei ihm flog, um ihm jederzeit helfen zu können.
Die Flüchtlinge folgten nicht dem Fluss zur Ruinenstadt sondern steuerten in ruhigem Tempo den Südrand der Stadt an. Als sie das Ende der Gitter erreicht hatten, landeten sie im Wald und marschierten mit den Hubbrettern unterm Arm zu dem Fluss, in den Tally und Shay in der vergangenen Nacht gesprungen waren.
„Das ist prickelnd“, sagte Shay. „Dass sie nicht den normalen Weg aus der Stadt nehmen.“
„Muss für Zane aber hart sein“, sagte Tally. Hubbretter zu tragen war ohne die Hilfe des Gitters eine arge Plackerei.
„Wenn du dir jetzt die ganze Zeit Sorgen um ihn machen willst, Tally-wa, dann wird das hier ganz schön langweilig werden.“
„Tut mir leid, Boss.“
„Keine Panik,
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