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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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landete mit einem Grunzen, wobei sie Arme und Beine von sich streckte wie eine Stoffpuppe.
    Sofort bildete sich um sie herum ein Kreis aus gelb gekleideten Wächtern.
    „Nicht bewegen!“, befahl einer mit schroffer Stimme.
    Tally schaute auf und stöhnte vor Verzweiflung. Die Wächter waren unbewaffnete durchschnittliche Mittel-Pretties und nervös wie eine Katzenschar, die einen wütenden Dobermann umzingelt. Wäre sie unversehrt gewesen, hätte Tally sie auslachen und wie Dominosteine umstoßen können.
    Aber so, wie die Lage nun einmal war, hielten die Wächter ihre Unbeweglichkeit für ein Zeichen, dass Tally sich ergab.

Gestaltsvergehen
    Sie erwachte in einer gepolsterten Zelle.
    Es roch genauso wie in dem großen Krankenhaus zu Hause, nach der beißenden Chemie eines Desinfektionsmittels und den abstoßenden Ausdünstungen zu vieler Menschen, die von Robotern gewaschen wurden, statt zu duschen. Und irgendwo versteckt schmurgelten Bettpfannen vor sich hin.
    Aber die meisten Krankenzimmer hatten keine gepolsterten Wände und in ihnen fehlte auch nicht die Tür. Vermutlich war sie irgendwo unter dem Polster versteckt, nahtlos eingepackt. Weiches Licht in gemischten Pastelltönen, das wohl beruhigend wirken sollte, sickerte aus den Drähten oben an der Decke. Tally setzte sich auf, bewegte die Arme und rieb sich die Schultern. Ihre Muskeln waren steif und taten weh, aber ihre normale Kraft hatte sich wieder eingestellt. Was immer die Wächter benutzt hatten, um sie auszuschalten, hatte sie eine ganze Weile ohnmächtig bleiben lassen. Einmal hatte Shay beim Training Tallys Hand gebrochen, um ihr vorzuführen, wie die Selbstreparatur funktionierte, und Tally hatte sich erst Stunden später wieder normal gefühlt.
    Sie kickte die Bettdecke beiseite, dann schaute sie an sich hinab und murmelte: „Das soll ja wohl ein Witz sein!“
    sie hatten ihren Tarnanzug durch ein dünnes Einmalnachthemd mit rosa Blümchen ersetzt.
    Tally sprang auf, riss sich das Hemd vom Leib und zerknüllte es zu einem Ball. Sie ließ es auf den Boden fallen und beförderte es mit einem Tritt unter ihr Bett. Lieber nackt sein als lächerlich aussehen!
    Aber es kam ihr himmlisch vor, endlich von ihrem Tarnanzug befreit zu sein. Die Schuppen sonderten zwar Schweiß und tote Hautzellen ab, aber nichts konnte es mit einer richtigen Dusche aufnehmen. Tally rieb sich die Haut und fragte sich, ob sie hier wohl duschen dürfte.
    „Hallo?“, sagte sie zu ihrer Zelle.
    Als keine Antwort kam, sah sie sich die Wand genauer an. Auf dem Polstermaterial glitzerten sechseckige Muster aus Mikrolinsen, tausende von winzigen Kameras waren hineinverwoben. Die Ärzte konnten alles, was Tally machte, aus jeglichem Winkel beobachten.
    „Na los, Leute, ich weiß, dass ihr mich hören könnt“, sagte Tally laut, dann ballte sie eine Faust und schlug, so fest es ging, gegen die Wand.
    „Au!“ Sie fluchte einige Male und schwenkte ihre Hand durch die Luft. Das Polster hatte ein wenig geholfen, aber die Wand dahinter war aus einem härteren Material als Holz oder Stein - vermutlich aus solider Baukeramik. Tally würde hier nicht mit bloßen Händen ausbrechen können.
    Sie ging zu ihrem Bett zurück, setzte sich, rieb sich die Finger und seufzte.
    „Vorsicht bitte, junge Dame“, sagte eine Stimme. „Sonst verletzt du dich.“
    Tally schaute ihre Hand an. Die Fingerknöchel waren nicht einmal gerötet. „Ich wollte nur eure Aufmerksamkeit erregen.“
    „Aufmerksamkeit? Hm. Darum geht es hier also?“
    Tally stöhnte. Wenn es etwas gab, das noch nervtötender war, als in einer Psychokammer eingesperrt zu sein, dann war das, behandelt zu werden wie ein Winzling, der mit einer Stinkbome erwischt worden ist. Die Stimme klang tief und beruhigend und austauschbar, wie eine Therapiedrohne. Tally stellte sich ein Ärztekomitee hinter der Wand vor, das seine Antworten irgendwo eintippte, damit sie von der einlullenden Computerstimme ausgesprochen wurden.
    „Nein, es geht darum, dass mein Zimmer keine Tür hat“, sagte sie. „Hab ich gegen ein Gesetz verstoßen, oder was?“
    „Du stehst unter kontrollierter Beobachtung, als mögliche Gefahr für dich und für andere.“
    Tally verdrehte die Augen. Wenn sie erst einmal hier herausgekommen wäre, würde sie viel mehr sein als nur eine mögliche Gefahr. Aber sie fragte nur: „Wer, ich?“
    „Unter anderem bist du ohne ausreichende Ausrüstung von der Aussichtsklippe gesprungen.“
    Tally klappte das Kinn nach

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