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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Fuß auf ein Hubbrett gesetzt, es waren Abstürze, die sich anfühlten, als reiße ein feindseliger Riese ihr die Arme aus den Gelenken.
    Aber nichts hatte jemals so wehgetan wie das hier.
    Die Auffangarmbänder aktivierten sich, fünf Meter bevor Tally auf den Boden aufprallte. Ohne Warnung, ohne langsames Hochfahren der Magneten. Es fühlte sich an, als hinge sie an zwei Kabeln, die gerade lang genug waren, um sie im letzten Moment zum Stillstand zu reißen.
    Ihre Handgelenke und Schultern schrien vor Schmerz, und dieses Gefühl war so plötzlich und extrem, dass für einen Moment alles schwarz wurde. Aber dann stieß die spezielle Chemie ihres Gehirns sie wieder zurück ins Bewusstsein und zwang Tally dazu, sich dem Toben ihres geschundenen Körpers zu stellen.
    An ihren Handgelenken baumelnd, wirbelte sie wild herum, die Landschaft rauschte an ihr vorbei, ihre wilde Flugkraft schien die ganze Stadt in Bewegung zu setzen. Mit jeder Drehung wuchs ihre Qual, bis Tally endlich zum Stillstand kam. Die Wucht ihres Falls war verbraucht und die Armbänder ließen sie langsam und schmerzhaft zu Boden sinken.
    Ihre Beine gaben unter ihr nach und das Gras war so weich, als wollte es sie verspotten. In der Nähe standen einige Bäume und sie hörte das Rauschen eines Bachs. Ihre Arme fielen an ihre Seiten und blieben dort nutzlos und brennend vor Schmerz hängen.
    „Tally?“ Das war Faustos Stimme, ganz nah an ihren Ohren. „Alles in Ordnung?“
    „Was glaubst du denn?“, fauchte sie ihn an, dann schaltete sie ihre Hautantenne aus. Durch sie hatten die Smokies sie natürlich entdeckt. Mit Fausto an ihrer Seite hatten sie Tally wahrscheinlich seit ihrem Eintreffen hier in der Stadt verfolgt ...
    Was bedeutete, dass sie auch Shay entdeckt haben mussten. Hatten sie sie schon gefasst? Tally hatte sie unter ihren Verfolgern nicht gesehen ...
    Sie machte noch ein paar Schritte und jede Bewegung jagte Wellen der Qual durch ihre verletzten Schultern. Tally fragte sich, ob ihre Keramikknochen zersplittert und ihre Monofaser-Muskeln unwiederbringlich zerstört waren.
    Sie biss die Zähne zusammen und hob mit großer Mühe eine Hand. Diese einfache Bewegung tat so weh, dass Tally laut aufkeuchte, und als sie die Finger schloss, war ihr Griff jämmerlich schwach. Aber wenigstens gehorchte ihr Körper noch immer ihren Willen.
    Aber jetzt war nicht der richtige Augenblick, um das gelungene Ballen einer Faust zu feiern. Die Smokies würden bald hier sein, und wenn einer von ihnen genug Mumm besaß, mit einem Hubbrett von der Klippe zu springen, dann hatte sie nicht mehr viel Zeit.
    Tally rannte zu den Bäumen und jeder Schritt jagte neuen Schmerz durch ihre Glieder. Im dunklen Blätterwerk schaltete sie ihren Tarnanzug auf Camouflage. Sogar die Bewegung der Schuppen auf ihren Handgelenken und Schultern brannte wie Feuer.
    Das Brummen von Reparatur-Nanos setzte ein und ließ ihre Arme prickeln, aber Tallys Verletzungen waren so schlimm, dass die Heilung Stunden in Anspruch nehmen würde. Sie hob qualvoll die Arme, um sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen und wäre in Ohnmacht gefallen, wenn ihr Special-Gehirn sie nicht bei Bewusstsein gehalten hätte.
    Keuchend stolperte sie zu einem Baum, dessen unterste Zweige über den Boden hingen. Sie sprang hoch, landete unsicher auf einem Fuß, lehnte sich gegen den Stamm und schnappte nach Luft. Nach einem langen Moment begann sie mühsam, ohne die Hilfe ihrer Hände nach oben zu klettern. Sie tastete mit ihren Griffsohlen nach Halt und stieg von einem Ast auf den nächsten.
    Es war eine langsame und schmerzhafte Angelegenheit, sie knirschte mit den Zähnen und ihr Herz hämmerte. Aber irgendwie schaffte es Tally, sich nach oben zu manövrieren. Einen Meter höher und dann noch einen ...
    Ihre Augen nahmen durch die Blätter ein infrarotes Flackern wahr und sie erstarrte.
    Lautlos und genau auf ihrer Augenhöhe schwebte ein Hubbrett vorüber. Sie konnte sehen, wie sich der glühende Kopf der Person auf dem Brett hin und her bewegte und auf Geräusche zwischen den Baumwipfeln horchte.
    Tallys Atem wurde langsamer und sie gestattete sich ein grimmiges Lächeln. Die Smokies hatten erwartet, dass Fausto, ihr gezähmter Special, Tally für sie einsacken würde – sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, Tarnanzüge mitzubringen. Und deshalb war diesmal Tally hier die Unsichtbare.
    Natürlich sorgte die Tatsache, dass die Unsichtbare ihre Arme nicht heben konnte, für einen gewissen

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