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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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fertig sind, wirst du so schön und gesund sein wie alle anderen. Überleg doch mal, hier in Diego kannst du genau so aussehen, wie du das willst.“
    „Es geht hier nicht darum, wie ich aussehe!“ Tally sprang auf die Füße und rannte zur nächstgelegenen Wand. Sie holte aus und versetzte ihr den stärksten Fausthieb, zu dem sie fähig war. Wieder durchjagte sie der Schmerz.
    „Tally, bitte hör auf.“
    „Vergesst es!“ Sie biss die Zähne zusammen und schlug weiter wütend auf die Wand ein. Wenn sie anfing, sich zu verletzen, würden sie die Tür einfach öffnen müssen.
    Und dann würden sie sehen, wie gefährlich Tally wirklich war.
    „Tally, bitte.“
    Wieder holte sie aus und hieb gegen die Wand. Sie spürte, wie ihre Fingerknöchel an der eisernen Härte hinter dem Polster zu zerbrechen drohten. Sie keuchte vor Schmerz und auf dem Polster waren Blutflecken zu sehen, aber Tally durfte sich jetzt nicht zurückhalten. Sie wussten, wie stark sie war, und das hier musste echt aussehen.
    „Du lässt uns keine Wahl.“
    Gut, dachte sie. Kommt nur herein und versucht mich aufzuhalten.
    Wieder traf sie die Wand und noch ein Schrei löste sich ... noch mehr Blut.
    Und dann spürte Tally durch die Schmerzen hindurch etwas anderes: Schwindel, der sie überkam.
    „Nein“, sagte sie. „Nicht fair.“
    Durch die vielen Gerüche des Krankenhauses - Desinfektionsmittel, Bettpfannen - sickerte etwas in ihre Nase, so schwach, dass kein normaler Mensch es wahrgenommen hätte. Specials waren eigentlich immun gegen Betäubungsgas, aber Diego kannte jetzt ihre Geheimnisse. Sie konnten dieses Gas speziell für Tally entwickelt haben ...
    Tally sank in die Knie. Sie verlangsamte ihre Atmung auf ein Minimum, versuchte verzweifelt sich zu beruhigen, so wenig Luft einzusaugen wie möglich. Sie hatten vielleicht nicht erraten, wie gründlich sie darauf eingestellt war, mit jeder Art von Angriff fertig zu werden, wie schnell ihr Körper Giftstoffe unschädlich machen konnte.
    Tally lehnte sich gegen die Wand und fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schwächer. Das Polster war plötzlich so bequem, als ob irgendwer überall Kissen ausgelegt hätte. Sie schaffte es, mit der linken Hand einige Interface-Bewegungen zu machen, um ihre Software zu programmieren, alle zehn Minuten ein Ping zu geben. Tally musste wieder zu sich kommen, bevor es mit der Operation losging.
    Sie versuchte sich zu konzentrieren, zu planen, aber das Glitzern der kleinen Linsen im Polster war einfach zu schön. Ihr fielen die Augen zu. Tally musste entkommen, aber zuerst musste sie schlafen …
    Schlaf war wirklich nicht schlecht, es fühlte sich an, als wäre sie wieder ein Blubberkopf, ohne Sorgen, ohne Zorn in ihrem tiefsten Herzen …

Stimmen
    Es war schön hier. Schön und ruhig.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit empfand Tally keinen Zorn, keine Frustration. Die Spannung in ihren Muskeln war verschwunden und mit ihr das Gefühl, sie müsse irgendwo sein , etwas tun, sich wieder beweisen. Hier an diesem Ort war sie einfach nur Tally und dieses elementare Wissen streifte wie eine angenehme Brise über ihre Haut. Ihre rechte Hand fühlte sich ganz besonders gut an - durch und durch prickelnd, als ob jemand sie mit warmem Champagner beträufelte.
    Sie öffnete ihre Augen einen Spalt. Alles wirkte auf angenehme Weise verschwommen, nicht scharf und kantig wie sonst. Genauer gesagt war sie eigentlich von Wolken umgeben, weich und flauschig. Wie ein Winzling, der in den Himmel schaut, konnte Tally jede Form erkennen, die sie wollte. Sie versuchte sich einen Drachen vorzustellen, aber ihr Gehirn bekam die Flügel nicht so recht hin ... und die Zähne waren auch irgendwie schwierig.
    Außerdem waren Drachen viel zu unheimlich. Tally - oder vielleicht war es jemand gewesen, den sie kannte - hatte einmal eine schlechte Erfahrung mit einem gemacht.
    Da war es schon besser, sich ihre Freunde vorzustellen : Shay-la und Zane-la, die Menschen, die sie liebten. Mehr wollte sie gar nicht, nur ihre Freunde treffen, wenn sie erst ein wenig geschlafen hätte.
    Sie schloss wieder die Augen.
    ***
    Ping.
    Da war wieder dieses Geräusch. Es tauchte immer mal wieder auf, wie ein alter Freund, der nach dem Rechten sah.
    „Hallo, Ping-la“, sagte sie.
    Das Ping gab nie Antwort. Aber Tally wollte gern höflich sein.
    „Hat sie gerade etwas gesagt, Doktor?“, fragte irgendwer. „Unmöglich. Nicht bei dem, was wir ihr verpasst haben.“
    „Hast du dir ihr Stoffwechseldiagramm

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