Special - Zeig dein wahres Gesicht
schien sich zu verlangsamen, bis Tally in Faustos vorhersagbarem Angriff eine Lücke entdeckte. Mit einem gut gezielten Tritt schlug sie ihm die Nadel aus der Hand.
Inzwischen hatte der Tarnanzug Tallys Adrenalinausschüttung registriert. Seine Schuppen bewegten sich und verhärteten sich zum Panzer. Tally sprang auf und warf sich gegen Fausto. Sein nächster Hieb traf ihren Ellbogen, die Nadel zerbrach an der
Panzerung des Anzugs und Tally schlug Fausto mit der Handfläche auf die Wange. Fausto stolperte rückwärts und seine Tätowierungen wirbelten wie wild.
Ein Geräuschfetzen aus der Dunkelheit traf Tallys Ohr – etwas war durch die Luft zu ihr unterwegs. Ihr Infrarotsystem schaltete sich ein, ihre Sinne weiteten sich, als sie sich wieder zu Boden fallen ließ. Ein Dutzend glühender Gestalten tauchte zwischen den Bäumen auf, die Hälfte nahm Bogenschützenhaltung ein.
Über ihr rauschten Federn - Pfeile mit glänzenden Nadelspitzen -, aber Tally bewegte sich schon zurück zwischen feiernde Menschenmenge. Geduckt bahnte sie sich einen Weg durch die Party, schlug dabei Flüchtlinge zu Boden und hinterließ eine Barriere aus gefallenen Festgästen. Verschüttetes Bier traf sie und verwirrte Schreie übertönten die Musik.
Tally sprang auf und bohrte sich tiefer in die Menge. Überall waren jetzt Smokies, selbstsicher bewegten sie sich zwischen den verdutzten Flüchtlingen. Es waren genug, um Tally allein durch ihre Anzahl zu überwältigen. Natürlich befanden sich hier oben beim Aussichtspunkt Dutzende von Smokies, schließlich hatten sie Diego zu ihrem Hauptquartier gemacht. Sie brauchten nur einen einzigen Treffer mit einer Injektionsnadel und dann hätte die ganze Jagd ein Ende.
Es war idiotisch von Tally gewesen, so unvorsichtig zu sein, wie eine glotzende Touristin durch die Stadt zu spazieren. Und jetzt war sie gefangen, eingezwängt zwischen ihren Feinden und der Klippe, die dem Aussichtspunkt seinen Namen gegeben hatte.
Tally rannte auf die Dunkelheit jenseits der Kante zu.
Sie durchquerte eine offene Stelle und weitere Pfeile zielten auf sie, aber sie duckte sich und rollte sich ab und wich aus, alle ihre Sinne und Reflexe in Aktion. Mit jeder perfekten Bewegung wurde Tally sich sicherer, dass sie nicht so werden wollte wie Fausto - nur ein halber Special, flach, leer, geheilt.
Fast hatte sie ihr Ziel erreicht.
„Tally, warte!“ Das war Faustos Stimme durch das Netzwerk. Er schien außer Atem zu sein. „Du hast keine Bungeejacke!“
Sie lächelte. „Brauch keine.“
„Tally!“
Eine letzte Salve aus Pfeilen flog los, aber Tally ließ sich fallen und eine weitere Umdrehung brachte sie fast bis an den Rand des Abgrunds. Sie sprang wieder auf und warf sich zwischen zwei Flüchtlinge, die auf ihr neues Zuhause hinunterstarrten, hinaus in den leeren Raum …
„Hast du den Verstand verloren?“, brüllte Fausto.
Tally fiel, die Lichter von Diego vor Augen. Die bleiche Felswand jagte an ihr vorbei, sie war mit Metall besetzt, um Bergsteigern das Klettern zu ermöglichen. Direkt unter Tally breitete sich Dunkelheit eines weiteren Parkgeländes aus, erleuchtet von einigen wenigen Laternen. Vermutlich gab es dort unten Bäume und andere Dinge, die sie aufspießen könnten.
Tally bewegte ihre Hände im Wind und drehte sich im Fallen, um zu ihren Verfolgern hochzuschauen, eine Reihe von Silhouetten, die jetzt eine nach der anderen am Klippenrand auftauchten. Niemand war ihr hinterhergesprungen - sie waren ihres Sieges zu sicher gewesen, um Bungeejacken mitzubringen. Natürlich hatten sie irgendwo in der Nähe ihre Hubbretter. Aber bis sie die erreicht hätten, würde es zu spät sein.
Tally drehte sich noch einmal um, starrte während der letzten Sekunden des Falls den Boden an, wartete ...
Im letzten Moment zischte sie: „He, Fausto. Nennst du das verrückt? Auffangarmbänder!“
***
Es tat höllisch weh.
Ohne einem Gitter in der Stadt konnten die Armbänder einen Sturz auffangen, aber sie waren für Stürze aus Hubbretthöhe gedacht, nicht für Klippensprünge. Sie verteilten die Wucht des Aufpralls nicht über den ganzen Körper wie eine ordentlich umgebundene Bungeejacke, sie packten ihre Träger einfach an den Handgelenken und wirbelten sie in engen Kreisen her um, bis die Wucht verbraucht war.
Tally hatte in ihren Ugly-Tagen einige schlimme Stürze erlebt - hatte sich die Schultern ausgerenkt und die Handgelenke verstaucht und sich gewünscht, sie hätte niemals auch nur einen
Weitere Kostenlose Bücher