Special - Zeig dein wahres Gesicht
ihrem Kopf. Die andere Stimme brüllte noch immer, beschwerte sich auf ihre besorgte Weise. Langsam bekam Tally davon Kopfschmerzen.
„Doktor! Gerade hat sie gesprochen! Sogar nach der letzten Dosis! Was zum Teufel ist sie?“
„Was sie auch sein mag, das hier müsste sie ruhigstellen“, sagte jemand anderes und dann versank Tally erneut in einer Welle der Müdigkeit.
Und vertiefte sich wieder darin, das Denken bleibenzulassen.
Licht
Das Bewusstsein kehrte mit einer Lichtexplosion zurück.
Adrenalin durchschoss Tally, es war, wie schreiend aus einem Albtraum zu erwachen. Die Welt war plötzlich diamantenklar, so scharf wie die Zähne in ihrem Mund, so hell wie ein Scheinwerfer in ihren Augen.
Sie fuhr auf, keuchte und ballte die Fäuste. Shay stand am Fußende des Krankenhausbettes und machte sich an den Riemen um Tallys Knöchel zu schaffen.
„Shay!“, rief Tally. Sie empfand alles so strahlend klar, dass sie einfach rufen musste.
„Das hat dich geweckt, was?“
„Shay!“ Tallys linker Arm prickelte, jemand hatte ihr soeben einen Schuss gesetzt. Sie kochte über vor Energie, all ihre Wut und Kraft waren wieder da. Sie stieß mit dem Fuß gegen den Knöchelriemen, aber die Metallspange gab nicht nach.
„Ganz ruhig, Tally-wa“, sagte Shay. „Ich mach das schon.“
„Ganz ruhig?“, schimpfte Tally und ihre Augen wanderten durch den Raum. An den Wänden waren Apparate aufgereiht, alle flackerten geschäftig. Mitten im Raum stand ein Operationstank, lebenserhaltende Flüssigkeit floss langsam und gurgelnd hinein, ein Atemschlauch baumelte lose herab und wartete darauf, benutzt zu werden. Skalpelle und Vibrasägen lagen auf einem Tisch gleich daneben.
Auf dem Boden lagen zwei bewusstlose Männer in Kranken hauskitteln - einer ein mittlerer Pretty, der andere jung genug, um auf seinem weichen Fell Leopardenflecken zu tragen. Bei ihrem Anblick stürmten die vergangenen vierundzwanzig Stunden wieder auf Tally ein: die Stadt der Zufallstypen, ihre Gefangennahme, die drohende Operation, die sie wieder durch schnittlich machen sollte.
Sie zerrte an den Fesseln um ihre Knöchel, sie musste sofort aus diesem Raum raus.
„Bin fast so weit“, sagte Shay beruhigend.
Tallys rechter Arm juckte und sie stellte fest, dass ein Strang aus Drähten und Schläuchen herausragte, lebenserhaltende Mittel für eine umfassende Operation. Sie fauchte und riss alles heraus. Blut spritzte auf den makellosen weißen Boden, aber es tat nicht weh - die Kombination aus Narkosemittel und dem Zeug, mit dem Shay sie geweckt hatte, erfüllte Tally mit einer schmerzstillenden Wut.
Als Shay endlich den zweiten Knöchelriemen gelöst hatte, sprang Tally auf und ballte die Finger.
„Äh, vielleicht solltest du besser das hier anziehen“, sagte Shay und warf ihr einen Tarnanzug zu. Tally schaute an sich hinunter — wieder trug sie ein Einmalnachthemd, rosa mit blauen Dinosauriern.
„Was ist nur los mit Krankenhäusern?“, schrie sie, riss sich das Nachthemd vom Leib und schob einen Fuß in den Anzug. „Leiser, Tally-wa“, zischte Shay. „Ich hab die Sensoren gekappt, aber wenn du so rumbrüllst, können dich sogar Zufällige hören, weißt du. Und schalte deine Hautantenne nicht ein. Die würde uns verraten.“
„Tut mir leid, Boss.“ Eine plötzliche Welle des Schwindels überkam Tally, sie war zu schnell aufgestanden. Aber sie schaffte es doch, ihre Beine in den Tarnanzug zu schieben und ihn bis zu den Schultern hochzuziehen. Als der Anzug ihren wilden Herzschlag registrierte, schaltete er sofort auf Panzerung um, die Schuppen bebten und wurden dann flach und hart.
„Nein, stell ihn so ein“, flüsterte Shay mit einer Hand auf der Türklinke. Ihr eigener Anzug zeigte ein blasses Blau, die Farbe der Krankenhauskittel.
Während Tally sich bemühte, die Farbe nachzuahmen, wirbelte die Energie noch immer durch ihre Gedanken. „Du hast mich gerettet“, sagte sie und versuchte leise zu bleiben.
„Ich konnte nicht zulassen, dass sie dir das antun.“
„Aber ich dachte, du hasst mich.“
„Manchmal hasse ich dich auch, Tally. Wie ich noch nie im Leben jemanden gehasst habe.“ Shay schnaubte. „Vielleicht komme ich deshalb immer wieder zu dir.“
Tally schluckte und sah sich noch einmal um, zum Operationstank, zu dem Tisch voller Schneideinstrumente, dem vielen Werkzeug, das sie wieder durchschnittlich gemacht hätte - entspecialt, wie Shay das genannt hatte. „Danke, Shay-la.“
„Keine Ursache. Also,
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