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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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Dafür alles Gute. Ich hoffe, die Sendung hat euch gefallen. Das war Kuzuzangpo Scoop mit Soup auf Radio Valley 99,9 FM. Es ist 18.35 Uhr …«

Hartmut Rosa: Das Erstaunlichste unserer modernen Gesellschaft ist, dass es uns viel leichter fällt, uns das Ende der Welt auszumalen als eine Alternative zu unserem herrschenden ökonomischen, politischen und kulturellen System.
    Beim Ende der Welt sind wir sehr varianten- und einfallsreich. Also, das können wir uns als nuklearen Holocaust, Ökokatastrophe oder durch irgendwelche Virenepidemien vorstellen. Kein Problem. Das haben wir uns schon in Hunderten Filmen ausgemalt. Aber warum sind wir bei den Alternativen so fantasie- und utopielos geworden?
    Ich glaube, dass uns wahrscheinlich nichts einfallen wird, solange wir uns in diesem Hamsterrad befinden, weil wir völlig damit beschäftigt sind, unsere gesamten Energien dafür gebunden sind, die Wachstumsbeschleunigung voranzutreiben, also das Rad am Laufen zu halten. Deswegen müssen wir die Alternative im Moment vielleicht gar nicht mal kennen. Vielleicht sollten wir das System erst einmal anhalten, damit wir überhaupt über Alternativen nachdenken können.
    Und es ist ja auch nicht so, dass es keine Alternativideen gäbe. Es gibt durchaus alternative Wirtschaftsmodelle, verschiedene Vorstellungen von Neuordnungen der Gesellschaft, aber es gibt momentan scheinbar keine, die uns kollektiv zu packen vermag und einer Mehrheit auch plausibel vorkommt.
    Vielleicht liegt unser Problem darin, dass wir zu schnell eine Antwort wollen. Aber unser Problem ist gar nicht so sehr, dass wir keine Antworten mehr haben. Unser Problem liegt darin, dass wir die richtigen und wichtigen Fragen gar nicht mehr stellen. Und wenn eine Gesellschaft, wenn Menschen keine wirklichen Fragen mehr haben, die sie antreiben und bewegen und befeuern, dann sind sie in der Krise.
    Und ich glaube, das ist die Krise der modernen Gesellschaft. Ich glaube, Menschen brauchen, um ein gutes Leben zu führen, Fragen, an denen sie sich abringen können. Fragen wie »Gibt es Gott wirklich?« oder »Was will Gott von uns?«. Wenn man religiös ist. Aber man muss nicht religiös sein. Man kann sich auch fragen, ob der Sozialismus das beste System ist? Ob es okay ist, seinem Staat zu dienen? Oder so etwas. Wirklich bewegende Fragen. Wir haben diese Fragen im Moment verloren, und ich habe die Hoffnung, den Wunsch, dass wir sie wiederfinden. Und dass wir kollektiv darüber nachdenken, was ein gutes Leben ist. Wann unser Leben gelingt, wann wir individuell und in Gemeinschaft das Gefühl haben, dass das Leben wirklich gelingt.
    Ich glaube, wir haben einen großen Fehler gemacht in der modernen Gesellschaft, indem wir sagten, was ein gutes Leben ist, sei Privatsache. Das müsse jeder für sich selbst wissen. Damit haben wir es aufgegeben, kollektiv, gemeinschaftlich, auch politisch darüber nachzudenken, was denn eigentlich die Gesellschaft gut machen und funktionieren lassen würde. Und weil wir aufgehört haben, darüber nachzudenken, haben wir jetzt diesen sich verselbständigenden Beschleunigungs- und Wachstumsmechanismen erlaubt, so die Herrschaft über uns auszuüben, dass wir jetzt auch individuell nicht mehr aus dem Hamsterrad herausfinden.

Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre? – Das bedingungslose Grundeinkommen
    Am nächsten Morgen sitze ich schon wieder im Flugzeug. Ich bin auf dem Weg zurück nach Berlin – nach Hause zu meiner Familie. Wenn ich aus dem Bordfenster blicke, kann ich noch einmal die majestätischen Gipfel der Achttausender des Himalajamassivs sehen, die von der Sonne angestrahlt werden. Ich bin hin und her gerissen: Einerseits freue ich mich sehr, meine Familie wiederzusehen, andererseits hätte ich gut und gern auch noch länger in Bhutan bleiben und die mühsame Suche der Bhutaner nach dem Bruttonationalglück beobachten können. Denn mein Besuch im Land des Donnerdrachens hat mich schon fasziniert. Die Hartnäckigkeit, mit der die Bhutaner ihren eigenen Entwicklungsweg gehen und ihn gegen die scheinbar übermächtigen, universal geltenden und unumstößlichen Glaubenssätze des Wirtschaftswachstums verteidigen, hat jedenfalls großen Eindruck auf mich gemacht. Vor allem aber ihr ungebrochener Glaube daran, dass überhaupt Alternativen zu diesem System möglich sind, deren Tauglichkeit sich nur

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